C1 Green Chemicals: Christian Vollmann

Wie gründet man ein grünes Start-Up

Christian Vollmann ist Seriengründer und an mehr als 85 Unternehmen beteiligt – aber sein jüngstes Start-Up hat es in sich.

Mit C1 Green Chemicals wollen er und seine Mitgründer kostengünstiges grünes Methanol produzieren – ein Stoff, mit den sich Container- und Kreuzfahrtschiffe betanken und allerlei Dinge klimaneutral produzieren lassen. Das Problem: Methanol ist eine Commodity, ein Allerweltsstoff also, und daher brandingtechnisch nicht ganz einfach zu besetzen. Sein Potential aber ist gewaltig.

Im Interview erzählt uns Christian, der seine Karriere als Praktikant bei den Samwer-Brüdern begann, wie sein Sohn ihn dazu brachte, zum Chemieunternehmer zu werden. Wie er Wirtschaftstitanen wie Wolfgang Reitzle und Jürgen Hambrecht für sein Start-Up gewann. Und wieso ihn seine grüne Gründung persönlich resilienter gemacht hat.


Christian: Also das, was wir heute spüren, ist ja das CO2, was wir vor 30 Jahren in die Atmosphäre gelassen haben und andersrum gesagt, wenn wir heute gar kein CO2 mehr emittieren würden, würde der Klimawandel ja noch 20 bis 30 Jahre weiterlaufen. Plus dazu kommt natürlich, dass es nur global lösbar ist. Jetzt in einer Welt, wo gerade leider eher in die andere Richtung unterwegs ist, dass wir wieder mehr Kriege, mehr Konflikte, mehr Nationalismus sehen, das macht mich schon, mir schon zu denken. Auf der anderen Seite bin ich irgendwo auch dann doch Optimist und sage, ja, wir Menschen haben uns schon immer aus Krisen raus Innoviert. Plus wenn ich die junge Generation sehe, die glaube ich da noch mal viel weniger Geduld haben wird, als als wir das jetzt tun. Aber ich setze da schon große Hoffnung in die junge Generation, dass die das Problem wirklich lösen will. Harald: Christian Vollmann ist Seriengründer und an mehr als 85 Unternehmen beteiligt. Aber sein jüngstes Start-Up hat es in sich. Mit C1 Green Chemicals wollen er und seine Mitgründer kostengünstiges grünes Methanol produzieren - ein Stoff, mit dem sich Container und Kreuzfahrtschiffe betanken und allerlei Dinge klimaneutral produzieren lassen. Das Problem: Methanol ist eine Commodity, also ein aller Weltstoff und daher Branding-technisch nicht ganz einfach zu besetzen. Sein Potenzial aber ist gewaltig. Im Interview erzählt uns Christian, der seine Karriere einst als Praktikant bei den Samwer-Brüdern begann, wie sein Sohn ihn dazu gebracht hat, zum Chemieunternehmer zu werden, wie er Wirtschaftstitanen wie Wolfgang Reizl oder Ex BASF Chef Jürgen Hambrecht für sein Startup gewonnen hat und wieso ihn seine grüne Gründung auch persönlich resilienter gemacht hat. Tatjana: Willkommen zu Sustainable Brand Stories, dem Podcast für nachhaltig erfolgreiche Marken und Kommunikation. Präsentiert von Strichpunktdesign und Teil des Band 1 Podcast Netzwerks. Harald: Christian schön, dass du heute bei uns bist. Du bist Seriengründer, hast diverse Unternehmen gegründet, unter anderem das datingportal “ilove.de”, “eDarling”, die Online Videothek “myvideo” und das “nachbarschaftsnetzwerknebenan.de”. Nebenbei bist du auch noch als Kapitalgeber an 85 Unternehmen beteiligt. Ganz kurz die Frage, was ist anders, wenn man wie du jetzt erstmals ein grünes Startup wie Carbon One ins Leben ruft? Christian: Ja, also meine Reise zum Impact Unternehmer hat ja eigentlich schon mit nebenan.de begonnen. Ja, das war quasi meine Gründung vor C 1.

Harald: Das war sozialen Impact ne?

Christian: Genau. Da ging es uns um den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft, ist ein bisschen das Stichwort, Defense of Democracy. Ja auch das Thema, quasi Hate Speech, Fake News, und da haben wir Nachbarschaftsnetzwerke als Antwort darauf gesehen, dass man den sozialen Zusammenhalt in der Nachbarschaft wieder ein bisschen stärken kann, indem die Leute überhaupt erst mal wieder ihre Nachbarn kennenlernen und sich mit denen austauschen. Und merken, dass sie ganz andere Probleme haben teilweise. Es reagiert dann auch viel und das hat eigentlich gut funktioniert, da sind jetzt über 3.000.000 Menschen sich am vernetzen und sich gegenseitig am helfen, am Austauschen ist auch ein sehr schönes Tool gegen Vereinsamung, Einsamkeit, was wirklich ein sehr großes Thema ist, was wenig Aufmerksamkeit bekommt, weil es im Verborgenen passiert. Genau das war mein, das erste Mal, dass ich mich eben definiert habe als jemand, der nicht nur Gewinn machen will mit einem Unternehmen. Harald: Das ist eigentlich ganz schlau, oder? Christian: Bitte? Harald: ist ja auch nicht ganz schlecht? Christian: Ja. Und vor allem ist es also, es ist aber tatsächlich sehr, sehr schwierig. Also du hast eine sogenannte, neudeutsch, die Double Bottom line, also du verfolgst eigentlich 2 Ziele, du willst Umsatz und Gewinn machen, muss ein Unternehmen auch, sonst ist es langfristig nicht überlebensfähig. Und du willst aber auch noch diese soziale Wirkung erzielen und das ist dann tatsächlich deutlich schwieriger. Also nebenan.de ist auch noch nicht profitabel, das ist wirklich nicht einfach, beides zu vereinen. Harald: Du hast 5 eigene Unternehmen gegründet, bist an mehr als 80 beteiligt. Was ist so geil am Gründen und welchen Fehler sollte man auf keinen Fall machen? Christian: Ja, der Hauptfehler ist es gar nicht erst zu versuchen. Das ist eigentlich der Hauptfehler. Also ich, nachdem ich das einmal gemacht hatte, hat mich das nicht mehr losgelassen. Ja, das ist für mich ein bisschen wie eine Droge und eine Sucht, ich glaube, ich, ich, ich muss Sachen aufbauen und mich hat das schon immer fasziniert, wie das neu in die Welt kommt und wie wir quasi nach vorne kommen, Dinge verändern und da ist für mich Unternehmertum eine der besten Werkzeuge quasi wie man, wie man die Zukunft gestalten kann. Harald: Mal so richtig dabei auf die Nase gefallen und wenn ja, warum? Christian: Ja klar, es hat auch einiges nicht funktioniert. Also damals zeitgleich zu ilove.de habe ich auch noch ein zweites Netzwerk aufgebaut, da ging es um, ja, es war ein soziales Netzwerk. Damals war Friendster in den USA sehr groß, das wollten wir aufbauen, das hat zum Beispiel nicht funktioniert. Durchaus auch auf vieles, wo man als Founding Angel mit investiert hat, was dann nicht geklappt hat, also die 85 Unternehmen, die du erwähnt hast, von denen ist, also die die grobe Regel ist, dass 2 Drittel tatsächlich davon gescheitert sind und nur ein Drittel erfolgreich waren. Das ist so etwa die Ratio. Harald: Schaffst du die Ratio oder liegst du drüber oder drunter? Christian: Das ist meine Ratio. Ich glaube, in quasi der bundesweite Durchschnitt ist eher das 9 von 10 Start-ups scheitern. Also ich glaube, ich schlage da noch den Durchschnitt, aber trotzdem scheitert eben 2 Drittel, das ist schon hart, weil man ist ja am Anfang begeistert und man investiert ja, weil man daran glaubt und wird dann schon regelmäßig auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Harald: Begeisterung gilt hoffentlich auch für dein neuestes 2022 gegründetes Unternehmen, über das wir heute sprechen wollen: Die Carbon One Green Chemicals AG, ein chemisches Unternehmen. Dabei bist du gar kein Chemiker, sondern hast an der WHU Wirtschaft studiert, glaube ich, die erfolgreichste Hochschule in Deutschland was was Unternehmensgründer:innen hervorzubringen betrifft. Aber das heißt, Christian, du machst etwas, von dem du anders als bei deinen vorherigen Gründungen, gar nicht so viel verstehst. Ist das ein Problem? Christian: Ja, ich verstehe tatsächlich sehr wenig von Chemie. Ich hatte jetzt noch nicht mal Chemie Leistungskurs im Abitur. Harald: Da haben wir schon mal eine Gemeinsamkeit. Ich habe keine Ahnung, aber du sicherlich mittlerweile sehr wohl. Christian: Also ich habe mich natürlich High Level jetzt mittlerweile eingelesen und mein Mitgründer Marek Checinski, der Chemiker, der es erfunden hat. Er bringt mir natürlich auch viel bei und erklärt mir viel, ich bin sehr dankbar für, aber ich kann überhaupt nicht behaupten, dass ich jetzt auch nur annähernd irgendwie so viel Ahnung hätte wie jemand, der sich damit tiefer beschäftigt hat. Aber ich glaube, das ist genau das, wo die Magie eigentlich spielt. Ja, ich glaube, dass wir tatsächlich extrem gute Wissenschaftler in Deutschland haben, wie zum Beispiel den Marek und natürlich viele andere. Oder auch sehr, sehr gute Ingenieure haben die wirklich tolle Sachen erfinden, tolle Sachen entwickeln, aber leider zu oft gerade bei uns in Deutschland, das dann in der Schublade verschwindet oder eben doch nicht gemacht wird wie ich, habe ja vorhin schon gesagt, der größte Fehler ist es dann nicht zu versuchen und ich glaube, wenn wir uns zusammentun, also Kaufleute mit Gründungserfahrung, idealerweise zusammen mit diesen Wissenschaftler und Ingenieuren, dass dann dort interdisziplinäre Teams entstehen, die dann wirklich die dicken Bretter bohren können, weil das ist ja genau das ein WHUler könnte niemals eine Katalyse neu erfinden, dafür fehlt uns schlicht und einfach das Know How. Und gleichzeitig ist es aber so, dass die Chemiker da draußen jetzt nicht die die besten Unternehmensbauer sind, sage ich mal so gesagt. Und die Kombination, wenn wir uns gegenseitig helfen, unterstützen, dann können wir, glaube ich, wirklich große Sachen bewegen. Harald: Ganz in Kürze in einem Satz - Was ist das Geschäftsmodell von Carbon One? Christian: Mein Mitgründer Marek hat eine neue Katalyse zur Herstellung von Methanol erfunden. Damit kann man Methanol potenziell deutlich günstiger produzieren. Und das wollen wir nutzen, um Grün hergestelltes Methanol wettbewerbsfähig zu machen. Damit kannst du Containerschiffe antreiben kannst, du kannst es in der Luftfahrt einsetzen und du kannst auch alle möglichen kohlenstoffbasierten Produkte daraus herstellen. Harald: Für den Laien, das sind zum Beispiel Plastik, Kunststoff - korrekt? Christian: Richtig, genau. Und dann hast du das Containerschiff bewegt oder hast Plastik hergestellt, ohne dass du neues zusätzliches Öl oder Gas aus der Erde geholt hast. Sondern du baust quasi eine Kohlenstoff Kreislaufwirtschaft auf. Also du führst das immer wieder im Kreis. Harald: Also in Zukunft, wenn ein Containerschiff mit eurem grünen Methanol betankt wird, bläst das durchaus genauso viel CO2 in die Luft wie ein konventionelles Containerschiff, mit konventionellem Methanol. Aber der Rohstoff, euer Rohstoff ist eben nicht Erdgas oder Öl oder Kohle, aus dem man das aktuell gewinnen wird, also das aus der Erde geholt wird und für zusätzlichen CO2 am Ende in der Atmosphäre sorgt, sondern ihr nehmt Zeug, was schon da ist. Woraus macht ihr euer grünes Methanol? Christian: Also du musst dir das so vorstellen: Das Containerschiff verbrennt das Methanol, um zu fahren. Dabei wird CO2 freigesetzt. Aber der Kohlenstoff, der in diesem CO2 drin ist, den haben wir vorher aus der Atmosphäre rausgeholt. Dazu gibt es eigentlich 2 Wege, entweder den Natur-gemachten Weg, nämlich die Pflanzen machen das ja jeden Tag, das nennt sich Photosynthese, das heißt mit Licht und CO 2 wird Sauerstoff, also wird Kohlenstoff produziert, der wird in die Biomasse eingebaut, Cellulose, Lignin und es wird als eigentlich als Abfallprodukt, das ist aus Pflanzensicht ein Abfallprodukt, wird Sauerstoff abgegeben. Für uns Menschen ist es natürlich kein Abfallprodukt, aber aus Pflanzensicht wird es dabei freigesetzt, bei dieser Reaktion. Das heißt, du hast jeden Tag, filtern die Pflanzen CO2 aus der Atmosphäre und bauen es in Biomasse. Wenn du jetzt aus überschüssiger, also aus Abfallbiomasse, kannst du dann grünes Methanol herstellen, dann konkurrierst du auch nicht mit Lebensmittelerzeugung auf Feldern zum Beispiel, das ist der Natur-gemachte weg, wie du diesen, wie du diesen Kohlenstoff immer wieder im Kreislauf führen kannst. Oder der zweite Weg ist der menschengemachte, dass wir eben direct Air Capture einsetzen, um CO2 selbst aus der Luft zu filtern. Harald: Das sind die Anlagen, die es jetzt, Pardon - die es jetzt schon teilweise gibt, die extrem teuer sind, sehr geringe Mengen rausholen. Aber man kann CO2 sozusagen wieder aus der Atmosphäre holen und da in Zukunft, eines Tages, könnte das sozusagen euer Rohstoff werden, habe ich das richtig verstanden? Christian: Genau das ist der Punkt. Ja, also es ist absolut noch in den Kinderschuhen am Anfang, so wie Solar vor 25 Jahren. Genau das Gleiche haben auch alle oder ganz viele Menschen gesagt, kann sich nie rechnen, wird sich nie rechnen, viel zu ineffizient. Heute ist es die günstigste Art und Weise, Strom zu erzeugen und die Preise fallen weiter und jetzt weiß natürlich keiner ob das mit Direct Air Capture auch noch mal gelingt, da gibt es keine Garantie, würde ich auch dazu sagen, aber heute zu sagen das kann nicht funktionieren halte ich für, also, lasst doch die Wissenschaftler mal machen und ich sehe relativ viele spannende Ansätze, wie man da eben vielleicht doch mal auf einen Preis kommt, der sich rechnen kann und wir wären dann ein Abnehmer dafür. Ja, das heißt, es gäbe einen Markt für CO2, es gäbe eine Nachfrage danach und damit wäre das eben kein Abfallprodukt mehr, sondern ein Rohstoff, mit dem wir dann wiederum arbeiten und damit ließe sich wie gesagt, eine geschlossene Kohlenstoffkreislaufwirtschaft etablieren. Und damit können wir, das Coole ist, damit können wir defacto all das tun, was wir heute mit Öl, Gas und Kohle tun. Das ist eigentlich das schon mind blowing, wenn du darüber nachdenkst. Harald: Lass uns ein bisschen später noch über die Physik sprechen. Ich wollte gerne ein bisschen was über das Unternehmen erfahren, die Marke, die ihr gebaut habt. Deren Geschichte begann schon fast kitschig, wenn ich es richtig gelesen habe, der Anschluss dazu kam angeblich von deinen Kindern. Ist das richtig? Christian: Ja, das ist so. Also ihm nachdem ich bei nebenan.de übergeben hatte an Philipp Witzmann, unseren Nachfolger dort als Geschäftsführer, habe ich eben überlegt, was kommt, was baue ich als nächstes auf und das war 2020, also vor 4 Jahren, damals war mein ältester Sohn 10 Jahre alt und es war auch so die Hoch-Zeit von Fridays for Future in Deutschland und er war, es hat ihn sehr, sehr beschäftigt. Also er war auch quasi auf, einmal auf einer Freitagsdemo dabei und hat dann zu mir gesagt, Papa, du hast mir mal erklärt, dass du ein Unternehmer bist. Dann habe ich gesagt, ja, bin ich auch. Papa und dann hast du mir erklärt, dass ein Unternehmer jemand ist, der Probleme löst. Hab ich gesagt ja, das ist auch so, und dann hat er gesagt, Papa, warum löst du das nicht? Also das ist doch irgendwie das Problem, das hier scheint doch hier die gesamte Jugend und auch mich, also ich mache mir da sorgen drüber und muss doch irgendjemand lösen, warum löst das denn keiner und wenn du Unternehmer bist, warum kannst du das nicht lösen? Und das diese typisch kindliche, ganz einfache Logik, die ja auch bestechend einfach ist, hat mich irgendwie, das hat mich nicht mehr losgelassen. Also kennst du das, wenn jemand so ein Gedanken in deinem Kopf einpflanzt, den du nicht mehr los wirst. Und dann habe ich gesagt, ja, du hast Recht, muss ich mich mal einlesen, mich mal drum kümmern und habe dann aber extrem schnell gemerkt, dass wir hier, wir müssen Moleküle bewegen, wir müssen Elektronen erzeugen und speichern, also das ist jetzt nichts wo ein WHU Digitalunternehmer jetzt so viel zur Lösung beiträgt. Da hat keiner auf mich gewartet, da ruft keiner, Yeah, endlich kommt der Christian Vollmann jetzt, jetzt lösen wir das Ding ja. Sondern war da relativ schnell klar okay ja das ist ein echt schwieriges Problem und habe dann mit vielen Menschen drüber gesprochen und wie es immer so ist, also wirklich bin ein großer, wie soll ich sagen, also in meinem Leben ist viel über Serendipity passiert. Einfach quasi - Harald: Mit über Dinge stolpern. Christian: Über Dinge stolpern. Aber du kannst ja nur über Dinge stolpern, wenn du dein Visier offen hast. Also mit offenem Visier, mit offenem Blick, mit Neugierde, offen für Neues durch die Welt gehst und bereit bist, auch eben so mal Zufallsbegegnungen dann mitzunehmen und eine dieser eigentlich Zufallsbegegnungen war, war Dirk Radzinski, der ist heute unser Aufsichtsratschef. Bei dem - den hatte ich ein paar Jahre vorher schon kennengelernt, bin investiert in seinem Unternehmen, solo, solo 3D. Die entwickeln ein völlig neuartiges 3-D- Druckverfahren und das beinhaltet Physik. Also da geht es um Laser und Optics und Licht und Chemie in Form von Fotoinitiatoren. Und Dirk war vor 5/6 Jahren in seiner Chemie da ein bisschen an einer Stelle wo er nicht weiterkam. Und hat dann damals den Marek gebeten, ob er ihm nicht helfen kann und Marek, mein heutiger Mitgründer, simuliert ja Chemie am Rechner seit 15 Jahren. Das heißt er kann quasi Milliarden von Experimenten virtuell durchführen und damit Chemie sehr gut erklären. Und hat damit innerhalb von ein paar Wochen Dirks Problem quasi erklärt und ihm auch Lösungswege aufgezeigt, mit denen er tatsächlich dann am Ende das Problem gelöst hat. Und daher war Dirk so begeistert von dem, was Marek kann, dass er uns vorgestellt hat und dann kam eben dieses Methanol Patent ins Spiel und so führte eins zum anderen und habe dann am Ende beschlossen, Hey, nur ich glaube wenn, also bei uns ist bei C1 ganz klar die Chemiker und die Ingenieure sind die Stars und wir Kaufleute helfen eigentlich nur, die Geschichte zu erzählen, das Team aufzubauen, das Geld zu raisen, das es braucht, aber erfinden und und entwickeln tun es die Chemiker und Ingenieure. Und denen gebührt dann am Ende auch wirklich der Ruhm, wenn wir das gelöst bekommen. Harald: Dein Kollege hat einen erwähnt, er konnte durch Simulation sozusagen dafür sorgen, dass ich es richtig verstanden habe, dass diese Methanol Katalyse sehr viel schneller durchgespielt werden kann, man zu Lösungen kommt, die sie sehr viel günstiger machen als denn grünes Methanol, kann man ja durchaus schon vorher herstellen, nur viel zu teuer, nicht konkurrenzfähig. Jetzt habe ich gelernt, dass ich euer Methanol, das grüne Methanol, das erst in einer Pilotanlage produziert wird, physikalisch in nichts von konventionellen Unterscheidet. Das sind 2 Alkohole, das ist also das, was man eine Commodity nennt, so wie Wasser, das ist ganz schön schwierig darauf, du hast erzählt, gesagt, man muss Geschichten erzählen, es ist schwierig, darauf eine Marke darauf aufzusetzen, oder? Wie macht ihr das? Christian: Absolut genau. Methanol ist ein Commodity Produkt. Ja, das bedeutet, das ist wie Benzin an der Tankstelle. Ja, da Branding ist da sehr, sehr schwierig. Niemand bezahlt einen Cent mehr, weil es das Aral oder BP ist. Es verkauft sich einzig und allein über den Preis. Aber am Ende des Tages ist es so, dass und du hast vollkommen recht, grünes Methanol und Fossil hergestelltes Methanol ist chemikalisch gesehen der exakt gleiche Stoff, da gibt es keinen Unterschied. Also auf molekularer Ebene ist es genau das gleiche. Es geht darum, was ist die Quelle des Kohlenstoffs, also deswegen heißt unsere Firma auch C1, weil es genau ein C, also ein Carbon, ein kohlenstoffatom enthält. CH3OH ist Methanol also genau ein C-Atom, das Ganze nennt sich auch C1 Chemie, also es ist auch ein Begriff in der Chemie, weil man aus, das ist eben der kleinste Building Block der Kohlenstoffchemie. Daraus kannst du dann längerkettige Sachen machen, die mehrere Kohlenstoffmoleküle enthalten. Aber der kleinste Building Block ist C1, daher der Name, daran siehst du schon, dass ich auch nicht weiß, ob wir wirklich so einen guten Job im Branding gemacht haben, weil C1 ist eigentlich die Marke Carbon One ist die Domain und jetzt sagen viele Leute das Unternehmen heißt Carbon One, was eigentlich gar nicht der Fall ist. Wir heißen tatsächlich C1 oder C1, aber ich glaube, was wir versuchen, ist eine Marke zu bauen und um das Thema Grüne Chemie und Innovation in der Chemie, und zwar Planet positive Innovation. Also quasi wir würden nie etwas machen, was die Welt irgendwie weiter verdreckt, sondern wir erfinden Sachen, die chemische Herstellungsprozesse grüner und sauberer machen. Und das ist eigentlich der Markenkern. Methanol ist am Ende nur unser erstes Produkt. Wir glauben, dass wir tatsächlich noch weitere chemische Herstellungsprozesse neu erfinden können mit diesem Werkzeugkasten der quantenmechanischen Simulation, den Marek eben wie kaum ein anderer auf der Welt beherrscht. Und wenn wir das täten, muss ich dir ehrlich gestehen, müssten wir tatsächlich einen Rebrand machen, weil dann würde C1 gar nicht mehr passen, weil wir sind nämlich gerade schon tatsächlich, also Marek ist schon am Simulieren eines weiteren Prozesses, der gar nicht kohlenstoffbasiert ist. Also da passt der Name C 1 dann gar nicht mehr. Und dann können wir vielleicht noch mal sprechen und uns überlegen, wie wir, wie wir uns dann rebranden. Aber das hatten wir damals noch nicht so ganz auf dem Schirm und deswegen haben wir, haben wir uns C1 genannt, aber langfristig müssen wir das vielleicht tatsächlich noch mal ändern. Also wenn wir Erfolg haben mit diesem, wir erfinden noch andere Sachen neu, und die sind dann gar nicht mehr kohlenstoffbasiert, dann passt das eigentlich gar nicht mehr. Tatjana: Quick and Dirty - Zeit für eine Runde fixe Fragen. Was war denn der Punkt deines Lebens, an dem dir die Bedeutung von Nachhaltigkeit bewusst geworden ist. Christian: Als ich gemerkt habe, dass mein Sohn wirklich Angst vor der Zukunft hat. Das war eigentlich der Punkt, wo ich gemerkt habe, wir müssen da ran. Tatjana: Warum glaubst du, dass Nachhaltigkeit und nachhaltige Markenführung in den nächsten Jahren für den Wettbewerb entscheidend sein werden? Christian: Also am Ende des Tages glaube ich, weil ich überzeugt bin, dass es in Zukunft immer schwieriger wird, das Personal zu gewinnen, für Dinge, die nicht eine positive Wirkung erzielen. Also ich glaube, die Mitarbeiter werden da auch immer immer kritischer. Tatjana: Das Argument, mit dem du auch den Ignorantesten Nerd überzeugst, nachhaltiger zu handeln. Christian: Das Argument ist, dass da keine Zukunftsmusik mehr ist, sondern dass der Klimawandel da ist. Wir sehen das an den Extremwettereignissen, die zunehmen. Wir sehen es an den Erdrutschen, die immer mehr zunehmen, also es ist schon da und es wird nur noch schlimmer.

Tatjana: Deine Definition von Nachhaltigkeit in einem Satz. Christian: Sich einfach über die Kosten des eigenen Handels bewusst machen für das gesamte Ökosystem. Also auch Dinge, die heute keinen Preis haben, durchaus Kosten für die Welt verursachen. Tatjana: Und hast du eine bessere Alternative statt des ausgeleierten Begriffs Nachhaltigkeit? Christian: Nee, also nee, habe ich leider nicht. Tatjana: Jetzt mal ganz ehrlich, was ist dein persönlich unnachhaltigstes Produkt oder Angewohnheit? Wo cheatest du? Christian: Also ich bin ein riesen Fan, neue Kulturen kennenzulernen, fremde Länder zu bereisen und das habe ich bisher, also manchmal kann man da aufs Flugzeug leider nicht verzichten.

Tatjana: Das Gesetz mit Blick auf Nachhaltigkeit, das du schon morgen auf den Weg bringst, solltest du heute Bundeskanzler werden. Christian: Das ist ganz, ganz einfach. Macht einen Preis Tag auf CO2. Harald: Wenn wir uns jetzt auch mal den ersten Schritt anschauen, den ihr gerade geht, und das ist ja schon ein riesiger, hat mich nahezu umgehauen, wen du da ins Boot geholt, oder wen ihr ins Boot geholt habt, nämlich neben Fridtjof Detzmer, der auch schon hier im Podcast war, auch Old Economy, Kohlfeen wie Wolfgang Reitzle, den früheren Vorstandsvorsitzenden von Linde, Ex-BASF Chef Jürgen Hambrecht und Siemens Aufsichtsratschef Jürgen Hagemann Snabe und ich habe mich gefragt, wie überzeugt man industrielle, die ihre Millionen mit fossilen Energien und konventionellen Produkten gewonnen haben, jetzt auf so ein Chemie Startup zu setzen? Von jemandem, der sowas noch gar nicht gemacht hat? Christian: Genau also Jürgen Hambrecht, Wolfgang Reitzle, die sind auch als Business Angels unterwegs, also das, das machen die jetzt nicht so so öffentlich, aber die investieren tatsächlich auch in innovative junge Firmen, waren damit auch schon sehr erfolgreich. Und Jürgen Hambrecht zum Beispiel ist ja selber auch Chemiker, hat viele Jahre die BASF geleitet, und wenn du dann mit Leuten sprichst, also er genießt wirklich einen exzellenten Ruf, er ist auch ein ganz, ganz feiner Mensch. Ich habe extrem viel von ihm lernen dürfen, bin da sehr dankbar drüber, er hat toll mitgeholfen, dass also in der Strategie uns viele, viele Türen geöffnet, es war wirklich eine Freude und ist immer noch eine Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ja, und warum, also ich glaube, Jürgen Hambrecht war einer der ersten in Deutschland, die erkannt haben, dass die Zukunft der chemischen Innovation diese Computersimulation ist. Er war auch der eine, oder generell war er der erste CEO bei BASF, der Quantenchemie da rein investiert hat, sowohl in die in die Rechner als auch in die Personen die sowas können. Das heißt er ist einfach ein großer Fan von dem was Marek da macht. Harald: Ich darf mal kurz dazu vielleicht dazwischen sagen, die Erotik dessen liegt darin, wenn ich es richtig verstanden habe, dass ich nicht alle Versuche im Labor durchtakten muss und machen muss, sondern ich kann den Rechner quasi auf die Fast Forward Taste stellen, der spielt die Versuche für mich durch und kann einfach sehr viel schneller sein, sehr viel mehr Möglichkeiten austesten, das ist die, so habe ich es verstanden, dass die genau, oder? Christian: Also du brauchst, du brauchst eigentlich beides. Du brauchst ein sehr tiefes chemisches Verständnis, weil du musst den Such-Quadranten schon mal einschränken, sonst ist es unendlich, genau. Und ja, das heißt, da kommt die chemische Intuition und auch das chemische Vision ins Spiel. Intelligent, die Suchquadranten schon mal einzuschränken, wo du suchst. Und dann wirst du, genau, dann hast du deine, also Marek mit Density-Functional-Theory ist das Frameword, das sind defacto High Throughput Virtual Screening Methoden, wie du dann wirklich Milliarden und Abermilliarden von Möglichkeiten durchrechnest. Man könnte sagen Milliarden, aber Milliarden von virtuellen Experimenten durchführst und dann am Ende nur die Kirschen raus, also quasi die Handvoll, die das vielversprechendste Ergebnis geliefert haben. Die nimmst du dann mit ins Labor und überprüfst, ob das in der Wirklichkeit tatsächlich so sich verhält, wie du das simuliert hast. Weil es ist ja nur eine Simulation, das heißt ja noch nicht, dass es tatsächlich so ist aber Marek, hat diese Modelle eben so gut weiterentwickelt die letzten 15 Jahre, dass ich jetzt seit 3 Jahren immer nur staunend daneben stehe und sehe, wie eine Prediction aus dieser Situation nach der anderen, der dem Wirklichkeitstest standhält.

Harald: Also ihr habt so einen Innovationsturbo in der Garage stehen, auf Deutsch gesagt und könnt -

Christian: Genau richtig. Mit diesem Werkzeug kannst du einfach die Innovationsgeschwindigkeit enorm beschleunigen. Ja, weil du musst dir auch überlegen, alles was wir mit der herkömmlichen Methode, ein Wissenschaftler steht im Labor und macht Versuche und vielleicht ist das ein Team, das Versuche macht, aber selbst wenn es ein Team ist, dann kannst du in einer Lebenszeit eines Forschers nur so und so viele Versuche durchführen. Keine Ahnung, lass es 10.000 sein, lass es 20.000 sein, aber auf keinen Fall eine Milliarde und genau das ist und alles was wir man kann sagen das, was sich mit dieser konventionellen Methode erfinden lässt, das haben wir einfach schon erfunden. Wenn du, das ist auch das, was ich erst im Nachhinein gelernt habe, was ich heute aber wahnsinnig beeindruckend finde, ist 2 Fakten, Fakt 1 Das ein Drittel der weltweiten Wertschöpfung, also des weltweiten Bruttosozialproduktes, basiert auf chemischer Katalyse. Weil du hast Öl und Gas, du hast Ammoniak, also Düngemittel, der sogenannte Haber Bosch Prozess, du hast Fischer-Tropsch wie man synthetisches Fuels herstellt, du hast Methanol, du hast die, also das wissen wir im Alltag gar nicht. Aber ein Drittel von allem, der gesamten Wertschöpfung auf der Welt beinhaltet eine chemische Katalyse. Harald: Weil das sozusagen die Basis, die Rohstoffe herstellt. Christian: Das ist so fundamental ja sowohl für die ganzen Fuels, die wir verwenden, also die Energie, die wir brauchen, als auch für die ganzen Produkte, die wir herstellen. So, und und das zweite Fakt ist, dass wenn man sich dann anguckt, diese Prozesse, mit der wir dieses Drittel der Wertschöpfung kreieren, dann sind die alle über 100 Jahre alt und wurden alle vor über 100 Jahren erfunden. Haber Bosch ist 120 Jahre alt, Methanol ist über 100 Jahre alt. Das ist verrückt, also muss man in Deutschland auch mal sagen, Fischer-Tropsch ist jetzt das Verfahren, mit dem aktuell das Sustainable Aviation Fuel hergestellt wird. Das haben die Nazis, das hat Hitler in Leuna dazu verwendet, aus Kohle sein Benzin für seine Panzer und seine Flugzeuge zu machen. Ja, deswegen war Leuna der meistumkämpfte Ort, also Luftkampf, der meist bombardierte Ort im Zweiten Weltkrieg, das sind am meisten Bomben hergefallen, weil die Alliierten natürlich wussten, wenn sie das stilllegen, dann ist der Krieg vorbei, weil ihm das Benzin ausgeht. Harald: Wir haben ja schon einige vielversprechende Startups im Podcast zu Gast gehabt, aber bei C1 Green Chemicals hat man das Gefühl, gerade etwas ganz großem bei der Entstehung zuzusehen. Und das liegt lustigerweise am unaufregenden Produkt der Firma. Methanol ist ein klarer, farbloser Alkohol, aus dem sich Treibstoffe, Energie, Kunststoffe, Dünger und zig andere Produkte herstellen lassen. Firmen, wie C1 fertigen, also quasi Lego- Bausteine, aus denen dann wiederum andere ihre Produkte herstellen. Wenn es gelingt, diesen Grundstoff kostengünstig, unterm Strich klimaneutral und in großen Mengen auf den Markt zu bringen, könnte es ein echter Game Changer für ganz viele Industrien werden. Genau daran arbeiten Christian und C1. Ich prognostiziere daher einfach mal von ihm und seiner Firma wird man noch hören, aber jetzt hören wir erst einmal weiter. Du hast es gerade schon erwähnt, Leuna ist nicht nur für Ostdeutsche, für uns alle eigentlich so ein magischer Big Ort, Chemiekombinat früher, dort seid ihr zu Gast mit eurer weltweit ersten Pilotanlage zur kosteneffizienten Produktion Grün Methanols, die habt ihr im letzten November eingeweiht und das war jetzt nicht, wart ihr nicht 5 Freunde und eine Anlage, sondern ich glaube ja Wissing war da und der Ministerpräsident und so alles ist echt ein großes Ding. Dort probiert ihr das aus, was du gerade beschrieben hast. Ganz in Kürze - wie läuft es gerade so in Leuna? Christian: Gut, also wir haben, wir sind nach Leuna gegangen, weil das eben die Wiege der Methanol-Produktion ist. Dort wurde 1923 von der BASF das erste Methanol Werk der Welt gebaut und wir fanden das eine schöne Geschichte zu sagen, wir gehen da 2023, also genau 100 Jahre später, an genau den gleichen Ort, um es neu zu erfinden. Deswegen heißt das Projekt auch Leuna 100. Und deswegen war es so wichtig, das im November noch einzuweihen. Das war ganz schöner Ritt, weil so viel, so viel stand da im November noch gar nicht, aber inzwischen haben wir das jetzt, jetzt Ende August tatsächlich ans Laufen bekommen. Das heißt, wir haben das erste Mal Methanol produziert und haben das auch ein bisschen noch mal gefeiert. Insofern läuft es gut. Wir lernen da gerade auch sehr, sehr viel. Also die Lernkurve ist ist wirklich sehr, sehr gut. Und aktuell ist es so, dass wir aus diesem ersten Lauf, wo wir das erste Methanol produziert haben, sehr viel gelernt haben, das jetzt quasi noch mal umsetzen, also es sind quasi Verbesserungen, hier fehlt noch ein bisschen was und da müssen wir noch mal nachjustieren. Und in den paar Wochen wollen wir dann in den jetzt schon einer deutlich verbesserten Anlage noch mal in den nächsten Run gehen, also da wird wird gerade sehr viel Wissen aufgebaut auf unserer Seite. Harald: Ziel ist, wenn ich richtig verstanden habe, dass ihr auf eine erste kommerzielle Anlage hinarbeitet, die ihr in 2 oder 3 Jahren glaube ich aufbauen wollt. Diese Anlage soll dann bis zu 500 mal mehr Output produzieren, als ihr es jetzt in der Pilotanlage macht, so ist das halt, man muss ja ausprobieren, was funktioniert, was warum nicht. Jetzt, wenn man, selbst wenn ihr 500 Mal mehr produziert, habe ich gelernt, dass ein einziges Containerschiff pro Jahr 45.000 Tonnen grünes Methanol pro Jahr braucht. Das heißt, eure Anlage würde immer noch weniger produzieren als ein Containerschiff pro Jahr braucht. Das, bei allem Respekt, das klingt so, Oh Mann, wir brauchen eigentlich mehr, viel mehr Tempo, oder? Christian: Ganz kurz Harald, die Zahlen musst du noch mal wiederholen. Wieviel benötigt ein Containerschiff dann? Harald: Las ich, glaube ich, auf eurer Website. 45.000 Tonnen grünes Methanol pro Jahr und ich las, dass ihr 500 mal mehr, geht nur um die Größenordnung, also in welcher wir aktuell noch unterwegs sind. Das wollte ich einfach nur kurz fragen. Christian: Genau, du hast vollkommen recht, also in der, du musst verstehen, die Chemieindustrie ist eine sehr sehr konservative Industrie. Das bedeutet, was wir machen wollen, ist, wir wollen am Ende keine Methanolanlagen selber bauen, betreiben und grünes Methanol verkaufen, sondern wir wollen unsere Technologie lizenzieren, damit die großen Firmen, die sich damit auskennen, wie man große Chemieanlagen betreibt, das mit unserer Technologie machen können und eine Lizenz von uns nehmen. Wir wollen eigentlich Lizenz verkaufen, Katalysator verkaufen, aber diese Anlagen gar nicht selber betreiben. Aber damit jemand in der konservativen Chemieindustrie uns eine Lizenz abkauft, um damit eine Anlage zu bauen, müssen wir beweisen, dass diese Technologie funktioniert. Das heißt, wir haben jetzt folgende Roadmap vor uns, wir müssen eine sogenannte First of a Kind, das ist das berühmte FOAK, First of a Kind, also die erste ihrer Art, die müssen wir selber bauen und betreiben, dieses Risiko nimmt uns niemand ab. Das wird eine circa 10 Tonnen pro Tag Output. Also das sind dann 3.300 Tonnen im Jahr Anlage und die planen wir gerade und - Harald: Wo würde die entstehen? Christian: Das ist noch nicht final entschieden. Das ist eine der Fragen, die wir uns gerade angucken. Es gibt viele, viele mögliche Standorte, jeder hat Vor- und Nachteile, ein großes Puzzle, was wir gerade zusammensetzen. Und du hast vollkommen recht. 3.300 Tonnen pro Jahr, ein Containerschiff braucht circa 40.000 Tonnen pro Jahr, das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, das ist aber wie gesagt ja auch nur die Anlage, mit der wir beweisen, dass es funktioniert. Wir bauen die natürlich auch deswegen klein, weil wir die auch finanzieren müssen, das heißt, umso kleiner wir die bauen können, umso weniger kostet das Ganze. So die erste Anlage, die dann danach jemand, der eine Lizenz von uns nimmt, bauen, wird, die wird deutlich deutlich größer. Ja die wird dann so eher Richtung 200.000 Tonnen pro Jahr Output, das heißt das sind dann so 4 bis 5 Containerschiffe die die versorgen kann, das ist eher so die Größe die dann gebaut werden wird später von den Lizenznehmern. Harald: Aber das heißt, Christian, Jetzt versteht eure potenziellen Kunden sind gar nicht Reedereien oder Fluglinien oder Grundstoff oder Chemieunternehmen, sondern eure potenziellen Kunden sind Anlagenbauer, die selber so ein Ding in die Welt setzen wollen und von euch die Lizenz erwerben. Ist das richtig?

Christian: Das ist unser derzeitiger Stand des Business Modells. Das ist noch nicht, wir müssen das noch nicht final entscheiden, wir können uns die Option noch offen halten und du weißt, wenn du deine Option offen halten kannst, dann hältst du dir die offen. Aber ich glaube, dass wahrscheinlich Lizenzgeschäft das einfach zu unserer DNA am besten passt, weil wir eben wie gesagt eine Chemical Innovation Company eigentlich im Kern sind und noch weitere Dinge neu erfinden können, und die können wir dann auch wieder lizenzieren. Das heißt, wir sind dieses Erfinden und dann hochskalieren, beweisen, dass es funktioniert, da schaffen wir, glaube ich, am meisten wert, und dann, und dann ist das so, halt, dann hast du vollkommen recht, unsere eigentlichen Kunden sind dann gar nicht die Endverbraucher von Grün Methanol, die Reedereien, die chemische Industrie, sondern die Lizenznehmer. Aber indirekt ist der Demand, die Nachfrage wird natürlich getrieben von diesen Endverbrauchern, also indirekt sind das dann natürlich auch das sind die Kunden unserer Kunden, insofern müssen wir die schon auch im Blick haben. Harald: Zum Beispiel die dänische Reederei Mersk, die bereits Methanolschiffe betreibt, glaube ich auch bei euch investiert ist, ist das richtig? Christian: Genau, ja, richtig. Harald: Die aber noch mit fossilem Methanol aktuell fahren, aber dann quasi den Schalter umlegen können oder für den anderen Zapfhahn wählen, wenn Methanol aus euren Anlagen fließt, um eben grünes Methanol zu tanken. Korrekt? Christian: Nee, das stimmt nicht. Wenn die mit fossilem Methanol fahren würden, dann wäre das sogar, hätten die sich in ihrer CO 2 Bilanz sogar verschlechtert zum zum heutigen Stand, die Fahren schon mit grünem Methanol, das ist eben nur sehr sehr teuer. Das heißt, du kannst heute mit der bestehenden Technologie grünes Methanol produzieren. Die bestehende Technologie ist eben, einfach nur seit 100 Jahren wird die optimiert für riesengroße Anlagen, die neben dem Gasfeld oder neben der Kohlmine stehen, die 3 Jahre lang am Stück 100% Last durchlaufen, das heißt, sie sind nur Last flexibel, die sind, und wenn du die kleiner baust, weil wir wollen ja jetzt von dieser fossilen Welt in die grüne Welt. In der grünen Welt sind die Eingangsstoffe eben dezentraler, ja, das heißt, du musst kleiner, dezentraler denken, du arbeitest mit erneuerbaren Energien, da brauchst du eine gewisse Lastflexibilität und mit dieser, mit dieser neuen Welt, da kommt die alte Technologie einfach nicht klar. Beziehungsweise du kannst das schon damit produzieren, aber deine Kosten pro produzierter Tonne sind dann eben relativ hoch. Das heißt Mersk fährt diese Schiffe schon mit Grünmethanol, ist aber händeringend auf der Suche nach Günstigerem Grün Methanol. Also die Kernaufgabe ist, wir müssen den sogenannten Premium, dem Grünen Premium von grünem Methanol reduzieren, sonst wird es sich langfristig auch nicht durchsetzen.

Harald: Ich glaube, vor ein paar Jahren hat ein deutscher Professor ein Verfahren erfunden, wenn ich es wirklich weiß, dass es ermöglicht, eben Methanol deutlich günstiger Grün herzustellen. Und dein Partner hat eben diese Simulation entwickelt oder kann mit denen arbeiten und beides zusammen kann dafür sorgen, dass euer Methanol eines Tages deutlich, deutlich kostengünstiger ist als das, was, wie ich gerade gelernt habe, Mersk heute bereits tankt, korrekt?

Christian: Genau also , was Marek erfunden hat, ist eine völlig neuartige Chemie hinter der Katalyse. Das heißt, ganz vereinfacht gesagt, ist das heute, reagiert der Eingangsstoff auf der Oberfläche eines Feststoffes, der Katalysator ist ein Feststoff, der Eingangsstoff ist ein Gas, das heißt, die Reaktion findet in unterschiedlichen Phasen statt, gasförmig und fest. Deswegen heterogene Katalyse, und wir arbeiten jetzt in einem flüssig Reaktor, in dem ein flüssiges Lösungsmittel drin ist. In dem ist unser Katalysator gelöst, komplett aufgelöst und dann lösen wir den Eingangsstoff, das Gas eben auch noch in dieser Flüssigkeit. Und dann findet die Reaktion in der gleichen Phase in der flüssigen Phase statt, und deswegen ist es eine homogene Katalyse. Und das funktioniert völlig anders als die heutige Technologie und hat eine ganze Reihe von Vorteilen. Harald: Christian, ihr produziert einen Grundstoff, so wie seit 100 Jahren in Leuna eben die erwähnte gute alte BASF es auch macht oder andern Orts in Ludwigshafen, also ein Grundstoff, aus dem man nicht nur Treibstoff für Schiffe, sondern auch Kerosin, also für Flugzeuge oder Kunststoffe herstellen könnte und alles mögliche andere. Wenn wir beide uns jetzt zur nächsten Podcast Aufnahme in etwa 100 Jahren wieder treffen, ist es möglich, dass Carbon C1 dann so etwas wie die BASF des 22 Jahrhunderts ist? Christian: Wenn Marek es schafft, weitere Prozesse neu zu finden, durchaus. Harald: Okay das ist doch schon mal ermutigend. Andererseits wollte ich dich fragen, wir beobachten alles wie die grüne Energiewende Fahrt aufnimmt, es gibt Rekorde bei der Stromerzeugung, erneuerbaren und so weiter und sofort gleichzeitig wächst aber die Energienachfrage und damit auch der CO 2 Ausstoß munter weiter - Wie oft ertappst du dich bei den Gedanken als Innovator, das ist alles nicht schnell und nicht weitreichend genug, was wir in Sachen Energiewende tun, eigentlich sind wir viel zu langsam, um das alles noch hinzurocken. Gibt es solche Gedanken bei dir? Christian: Ja klar. Also ich bin auch nur ein Mensch und ich habe auch gute und schlechte Tage und da ertappt man sich schon manchmal dabei. Wir haben einfach verdammt spät angefangen, muss man auch mal sehen. Plus es ist nun mal, in meinen Augen, das komplexeste Problem, auch diese diese lange, diese ewig lange Zeitverzögerung, dass du diesen Effekt erst Jahrzehnte später spürst von dem, was du - also das, was wir heute spüren, ist ja das, das haben wir ja vor, dass das CO 2 was wir vor 30 Jahren in die - Harald: Atmosphäre geblasen haben. Christian: Und andersrum gesagt, wenn wir heute kein, gar kein CO 2 mehr emittieren würden, würde der Klimawandel ja noch 20 bis 30 Jahre weiterlaufen. Das, Plus dazu kommt natürlich, dass es nur global lösbar ist. Jetzt in einer Welt, wo gerade leider eher in die andere Richtung unterwegs ist, dass wir wieder mehr Kriege, mehr Konflikte, mehr Nationalismus sehen, das macht mich schon, gibt mir schon zu denken. Auf der anderen Seite bin ich irgendwo auch dann doch Optimist und sage, ja, wir Menschen haben uns, haben uns schon immer aus Krisen raus Innoviert und immer wenn es brenzlig wurde, haben wir es geschafft. Also wenn du dir Anguckst kann ich nur empfehlen das Buch The Alchemy of Air, gibt es leider nur auf Englisch, das ist die Geschichte des Haber-Bosch Prozesses, also wie Fritz Haber und Karl Bosch Fritz Haber als der Chemiker Karl Bosch als der Ingenieur,das haber bosch Verfahren damals erfunden haben. Vor dem Ersten Weltkrieg noch also die Kernchemie wurde vor dem Ersten Weltkrieg erfunden. Damals drohte eine Hungersnot, weil uns das natürliche Düngemittel, also Guano, einfach nur Vogelscheiße und Salpeter aus der Wüste in Chile, weil das zur Neige ging, und es wären, man schätzt heute, dass 30 bis 40.000.000 Menschen verhungert wären, plus das globale Bevölkerungswachstum nicht weiter hätte steigen können. Das war glaube ich damals circa 800.000.000 bis eine Milliarde Menschen ungefähr. Und da hätte das dann auch stagniert. Und dann gab es die Idee, Hey, lass uns den Stickstoff, den wir brauchen, also dieses Düngemittel basiert auf Stickstoff, in der Atmosphäre, ist ja, ich glaube 78% Stickstoff. Problem ist nur, den zu fixieren, der hat eine Dreifachbindung, ist extrem schwer aus der Luft rauszukriegen und zu fixieren. Und das wollte man erfinden, weil man wusste, das wäre die Lösung. Und das haben Fritz Haber und Karl Bosch am Ende geschafft und damit, wie gesagt, eine Hungersnot verhindert. Da war es schon auch 5 vor 12, sage ich mal so. Insofern bin ich schon am Ende, plus wenn ich die junge Generation sehe, die glaube ich da noch mal viel weniger Geduld haben wird, als wir das jetzt tun, weil für uns beide ist es sehr schwierig, unsere Gewohnheiten zu ändern. Also ich esse auch gerne mal ein schönes Stück Fleisch und ich liebe es auch, fremde Länder zu besuchen und habe es noch nicht geschafft, jetzt dem Flugzeug komplett ade zu sagen. Aber ich setze da schon große Hoffnung in die junge Generation, dass die das Problem wirklich lösen will. Harald: Christian, meine letzte Frage an dich. Was hat es mit dir gemacht, an einem solchen grünen Projekt zu arbeiten oder mit einem grünen Impact? Hat es den Gründer Christian Vollmann verändert und wenn ja, wie? Christian: Ich glaube, ich bin resilienter geworden, tatsächlich. Harald: In welcher Hinsicht? Christian: Naja, es ist einfach so, wenn wenn du an so einem Problem arbeitest, das so groß ist, dann relativiert sich dann eben viele so alltägliche, kleine Probleme, mit denen du dich rumschlagen musst. Und das hält. Das macht es dann irgendwie leichter, da zu sagen, Hey, komm, weiter geht's. Aufstehen, Staub abklopfen. Das ist es ja, was Unternehmertum auch ausmacht, man muss mit vielen Rückschlägen klarkommen und es läuft nicht immer alles gerade aus, da muss man eben sehr oft sich, wie gesagt, aufstehen, sich wieder selber motivieren, Kritiker gibt es immer genug. Mein Großvater hat immer gesagt, wir bräuchten, Besserwisser, haben wir genug, wir brauchen Bessermacher, und da bin ich komplett bei ihm, also vor allem in Deutschland haben wir ganz viele Besserwisser, die das immer besser gewusst hätten, besser gekonnt hätten, vor allem in Heimzeit, im Rückblick, wissen es dann immer alle besser. Und genau, ich glaube, wenn du an so einem, also ich weiß einfach, warum ich morgens aufstehe und es hilft mir ungemein, mir dann eben zu sagen, Hey, weiter geht's. Ja, wir müssen hier vorankommen auf dem Gebiet Harald: Christian, ich finde das wahnsinnig spannend, was ihr macht und ich kann total verstehen, dass du morgens aus dem Bett springst, um weiter zu arbeiten, an dem Projekt, finde ich großartig. Das war super interessant, ich freue mich auf unsere nächste Podcast Aufnahme in etwa 100 Jahren mit dir als CEO der globalen C1 AG, für heute aber erstmal vielen Dank. Christian: Dankeschön, Harald. Harald: Sustainable Brand Stories ist Teil des Brand eines Podcast Netzwerks und damit eines Netzwerks unabhängiger Business Podcasts. Wir machen Wirtschaft erleb- und hörbar. Mit dabei sind zum Beispiel Subscribe Now. Hier stellt Lennart Schneider Konzepte vor, mit denen ihr Abonnentinnen gewinnen und glücklich machen könnt. Um digitale Geschäftsideen geht es im Podcast digitale Optimisten mit Alexander Mrozek. Im Planetary Podcast wiederum diskutieren Brand 1 Host Frank Dahlmann und Fridjof Detzner von Planet Aventures über Wirtschaft in planetaren Grenzen. Alle Podcasts findet ihr auf Podcasts.Brandeins.de. Brand 1 als Wort ausgeschrieben. Schaut hier doch mal rein und hört vor allem rein, denn langweilig, das können wir versprechen, wird es nie. Tatjana: Vielen Dank fürs Zuhören. Für weitere Infos, schaut gerne in die Shownotes und abonniert den Podcast, um keine Folge zu verpassen.