Melitta: Katharina Roehrig

Wie filtert ihr bei Melitta Zukunftsthemen?

Unsere Podcastgästin ist eine echte Ikone: Die Traditionsmarke Melitta wurde vor fast 120 Jahren gegründet und steht mittlerweile längst nicht mehr nur für Kaffeefilter, sondern auch für Gefrier-, Müll-, Staubsaugerbeutel und alles mögliche Haushaltsnützliche.

Was wenige wissen: Der Mindener Milliardenkonzern hat sich ganz offiziell vorgenommen, ganz nebenbei den „Weg von der Konsum- zur Sinngesellschaft” und “ein neues Wirtschaftssystem aktiv mitzugestalten.“ Wo dieser Weg verläuft, was das Familienunternehmen dabei Sinnvolles beitragen kann und wie sie Verbündete für ihre Nachhaltigkeitsagenda gewinnt, erfahren wir von Geschäftsführerin Katharina Roehrig, die bei Melitta den Kommunikations- und Nachhaltigkeitsbereich verantwortet.

Katharina war Speakerin auf der Work Awesome-Konferenz 2024 unseres Partners brand eins, bei der Frank Dahlmann (brand eins) und Sustainable Brand Stories-Host Harald Willenbrock sie gemeinsam interviewt haben. Eine Podcastepisode wie ein Espresso: kurz, stark & aufweckend!


Katharina Röhrig: Was ich schön finde im Vergleich glaube ich zu dem einen oder anderen börsennotierten Unternehmen ist, dass wir Zeit haben, über Dinge nachzudenken. Und dass wir Zeit haben, Dinge wirklich reifen zu lassen und Dinge gut und richtig zu gestalten. Und das hast du natürlich in einem Familienunternehmen einfach per se, also mein Chef ist in meinem Alter, ist die vierte Generation, der ist damit groß geworden, der verkörpert das, und wenn wir auf unseren Chef gucken, dann hat das auch schon vielleicht eine andere Relevanz als auf einen CEO, der 3 Jahre da ist, dann wieder geht und dann kommt der nächste und macht die Rolle rückwärts.

Harald: Zu Gast im Podcast ist heute eine echte Ikone. Die Traditionsmarke Melitta wurde vor 117 Jahren gegründet und steht mittlerweile längst nicht mehr nur für Kaffeefilter, sondern auch für Gefrier, Müll, Staubsaugerbeutel und alles mögliche Nützliche für den Haushalt. Was nur wenige Wissen, der Mindener Milliardenkonzern hat sich ganz offiziell vorgenommen, den Weg von der Konsum- zur Sinngesellschaft aktiv mitzugestalten. Wo genau dieser Weg denn verläuft, was das Familienunternehmen dabei Sinnvolles beitragen kann und was all das mit Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus zu tun hat, erfahren wir von Geschäftsführerin Katharina Röhrig. Katharina verantwortet bei Melitta die Bereiche Kommunikation und Nachhaltigkeit und war Speakerin auf der Work awesome 2024. Am Rande der Konferenz haben mein Kollege Frank Dahlmann von Brand 1 und ich sie interviewen können. Herausgekommen ist eine Podcast-Episode wie ein Espresso: kurz, stark und die Sinne schärfend.

Tatjana: Willkommen zu Sustainable Brand Stories, den Podcast für nachhaltig erfolgreiche Marken und Kommunikation, präsentiert von Strichpunktdesign und Teil des Brand 1 Podcast Netzwerks.

Frank: Wir melden uns heute mit einer Live Aufnahme von der Work Awesome in Berlin. Am Mikrofon Frank Dahlmann von Brand 1 Podcast und

Harald: Harald Willenbrock vom Podcast Sustainable Brand Stories.

Frank: Ich freue mich sehr, dass du heute mit dabei bist. Großartig. Ich möchte n bisschen historisch anfangen. 1908 nahm Melitta Benz einen Hammer und Nagel oder Nägel und schlug damit Löcher in eine Konservendose und hinein legte sie ein Löschpapier aus dem Schulranzen ihres Sohnes und fertig war der erste Kaffeefilter. Heute macht die Firma Melitta einen Umsatz von etwa 1,88 Milliarden Euro, weltweit arbeiten knapp 6000 Menschen für das Unternehmen, eine davon sitzt uns jetzt gegenüber. Es ist Katharina Röhrig, Geschäftsführerin und verantwortlich für Nachhaltigkeit bei der Melitta Gruppe. Schön, dass Sie da sind.

Katharina Röhrig: Ja, herzlichen Dank. Ich freue mich.

Harald: Katharina, Melitta ist ein Traditionsunternehmen, das für seine Kaffeefilter, Tees, Staubsauger, Müllbeutel und alles mögliche andere bekannt ist. Aber euer eigentliches Produkt ist etwas anderes, zumindest wenn man an eure Unternehmenskommunikation glauben darf. Dort lese ich, wir sind auf dem Weg von der Konsum- zur Sinngesellschaft. Als international agierende Unternehmensgruppe gestalten wir das neue Wirtschaftssystem aktiv mit. Das klingt jetzt erstmal für ein aus westfälisches Unternehmen ganz schön esoterisch, oder?

Katharina Röhrig: Ich weiß nicht, ob es esoterisch ist. Ich glaube, das ist entstanden, weil wir uns gefragt haben, mit welcher Haltung gehen wir eigentlich bei dem Thema Nachhaltigkeit voran. Und für uns ist das schon essentiell zu schauen, wie bekommen wir das, was wir nachhaltig umsetzen wollen, auch ins Kerngeschäft verankert. Und das bekommst du eigentlich nur hin, wenn du wirklich das in die Produkte, in die Ideen, in die Geschäftsmodelle integrierst.

Harald: Klingt total nachvollziehbar. Wenn ich jetzt aber, sagen wir mal, Lagerist bei euch wäre, wie würdest du mir erklären, was denn diese Sinngesellschaft ist? Und was bedeutet sie für mich?

Katharina Röhrig: Also ich finde Sinngesellschaft dahingehend, dass ich mir überlege, also ich komme jetzt mal von mir. Wenn ich mir überlege, ich habe die Chance, einen Beitrag zu leisten in dem, was ich jeden Tag tue, wie kann der aussehen? Und ich bin klassisch, aus einer Kommunikationswelt bin ich gekommen, zur Gruppe, und durfte dann für das Unternehmen sowohl einen kulturellen Transformationsprozess umsetzen als auch einn nachhaltigkeits Transformationsprozess anschieben und mit begleiten. Und mein Leben ist am Ende des Tages jeden Tag irgendwie n bisschen sinnvoller als vorher. Weil ich glaube, dass du als Unternehmen und als Mensch, wenn du in einem solchen Unternehmen arbeitest, einfach Dinge gestalten kannst, Dinge verändern kannst, gute Ideen einbringen kannst und das am Ende des Tages für mich zumindest zu einer sinnvollen Tätigkeit und dann vielleicht auch zu einer sinnstiftenden Gesellschaftsform führt.

Harald: OK, also ich maloche nicht mehr nur für die Lohntüte am Ende des Monats, sondern tatsächlich das, was ich tagtäglich tue, ergibt Sinn für mich und für uns alle. Verstanden, aber zweiter Teil des Satzes ist ja das neue Wirtschaftssystem. Das klingt dann schon richtig aufregend. Wo lebt dieses neue Wirtschaftssystem und wie komme ich dahin?

Katharina Röhrig: Also ich glaube, dass wir neues wirtschaften, nh, auch als regenerativ, das heißt wirklich geschlossene Kreisläufe, ne Recyclefähigkeit, Rezyklierbarkeit oder rezyklierfähige Produkte ins Leben rufen wollen und wirklich uns mal alles angeschaut haben, was wir am Ende des Tages besser machen wollen und das ist auf der einen Seite, wir haben so unterschiedliche Säulen, in denen wir agieren, das ist Kaffee der Zukunft. Was heißt das, damit es so ein bisschen greifbar ist? Ne, am Ende des Tages verkaufen wir ein Produkt, was von der, was eine Bohne ist, was verpackt wird, was transportiert wird, das heißt, Wasser ist sehr, sehr intensiv im, Wasser wird sehr intensiv gebraucht in der Herstellung, es gibt logistik strecken, es gibt aber auch eine Verpackung, die aus, sagen wir mal so, Verbundstoffen besteht, wie kann ich das optimieren und kann ich aber auch am Ende des Tages der Gesellschaft vor Ort zurückgeben oder auch, sagen wir mal, die, die die Menschen vor Ort berücksichtigen und am Ende auch ein Stück weit freier machen in dem, was sie gegebenenfalls verdienen, was sie umsetzen können, wie sie mit uns in die Gestaltung gehen. Ja, gleiches bei, wenn ich das noch ergänzen darf, gleiches bei Kunststoff. Wir haben Produkte, die sind Teil eigentlich eines Problems. Wie können wir Teil der Lösung sein, das war so die Idee.

Harald: Welche sind das zum Beispiel? Kurz nachgefragt.

Katharina Röhrig: Na ja, Kunststoff ist, wir stellen Frischhaltefolien her, wir stellen, ja, Einfrierbeutel her, ne, und das heißt, wir haben ganz in der Vergangenheit sehr viele Produkte gehabt, die ne Einfachnutzung hatten. Heute stellen wir Produkte her wo wir sagen die können mehrfach verwendet werden, die haben ne andere Art von Rohstoff Idee ne. Die verwenden gegebenenfalls auch Sekundärrohstoffe, an die wir vorher vielleicht nicht gedacht haben. Also ein Beispiel in unserem Sortiment gibt es seit kurzem Gefrierbeutel aus Papier, ne, das ist was anderes als aus Kunststoff, also ne jetzt nicht nicht nicht blöd gemeint, sondern einfach zu gucken wie kann ich Materialität verwenden, wie kann ich Dinge optimieren, wo gehe ich hin, von wo gehe ich hin zur Mehrfachnutzung und einfach weniger Strapaze für die Umwelt.

Frank: Funktioniert nicht bei Flüssigkeiten haben wir schon gelernt, da noch nicht, aber immerhin.

Katharina Röhrig: Genau also alles, was so eine gewisse Festigkeitsstruktur hat, braucht man, um in einem Papierbeutel einzufrieren. Aber ab da geht es, geht alles.

Frank: OK, du bist seit 2014 im Unternehmen und du bist eigentlich eingestellt worden als Unternehmenssprecherin.

Katharina Röhrig: Genau.

Frank: Für Unternehmenskommunikation und das Thema Nachhaltigkeit, das hat irgendwie so keiner besetzt und dann hast du mal gesagt, das hast du dir jetzt einfach so gegriffen.

Katharina Röhrig: Ja, also was heißt gegriffen? Ne, was ich mir gegriffen habe oder was ich vorgeschlagen habe, war noch einen Schritt davor. Ich kam, und das stimmt, ich komm aus dem klassischen Kommunikationsumfeld, war damals noch ne Stabsstelle, das heißt ich war an unseren Inhaber angedockt und sollte mich um Kommunikation kümmern und wir haben damals restrukturiert. Und ich kam aus einer Organisation, die hat das nicht wirklich gut hinbekommen und hab dann den Vorschlag gemacht, wie können wir eigentlich eine Restrukturierung, die auch verbunden ist mit relativen Einschnitten für die Organisation, so begleiten, dass das für die Mitarbeiter Sinn macht und auch eine Motivation hat. Und dann sind wir in einen Kulturwandelprozess, und den habe ich mir geschnappt, weil ich es einfach vorgeschlagen habe. Und da liefen, glaube ich, ein paar Sachen dann ganz gut. Und dann kam die Frage, ob ich Lust hätte, Nachhaltigkeit zu machen. Und rückblickend glaube ich, ist das,-

Frank: Da hast du den Arm nicht schnell genug wieder runter bekommen

Katharina Röhrig: Ne, und wollte ich auch nicht. Also ich bin jemand, ich lerne total gerne dazu. Damals war das jetzt dann noch nicht so, also da gab es ja schon Themen, die Nachhaltigkeit thematisiert haben, aber ich glaub bei weitem nicht so stark wie heute und ich hab dann gedacht, Ach das, das traue ich mich mal und das mache ich und wenn ich zurückblicke, war das wirklich, ne salopp formuliert, ne bomben Kombination, weil du den Transformationsprozess kulturell mit Nachhaltigkeit verzahnen konntest. Wir haben sozusagen immer wechselseitig geguckt, was braucht die Organisation, was braucht es an Ideen, was braucht es aber auch an Arbeitskultur, um das wirklich etablieren zu können. Und das freue ich mich sehr, dass ich das durfte, weil am Ende des Tages würde ich, glaube ich, meinen alten Job nicht mehr ausschließlich nur zurückhaben wollen.

Frank: Aber du kannst mir nicht erzählen, dass es nicht auch Situationen gab, wo du die Entscheidung verflucht hast und gedacht hast, warum habe ich das gemacht? Und umgekehrt, wieviel mal bist du in andere Leute Büros reingerannt und die haben sich gedacht, Oh nee, nicht die schon wieder.

Katharina Röhrig: Also wenn ich ehrlich bin, habe ich es nie verflucht. Ich glaube, was du brauchst, ist eine extreme Resilienz, die du auch trainieren musst, weil Dinge nicht sofort per Knopfdruck funktionieren, sondern das ist schon arbeiten mit dir selbst, also mit mir als Mensch, aber auch mit meinen Kollegen. Ich würde 100% unterschreiben, ich glaube, mein Chef hat mal auf einer Führungskräftetagung gesagt, dass Katharina seinen Schmerz im, Ich weiß gar nicht wo war, ich hoffe im Nacken, ja im Nacken ist und das würde ich unterschreiben. Und ich glaube in die Rolle reinzuwachsen, weil das machst du ja auch nicht, also ich als Mensch per Knopfdruck, das war eine Herausforderung, aber verflucht haben tue ich das nie oder habe ich es nie.

Frank: Aber man kann ja jetzt auch nicht die ganze Zeit immer drücken und die Leute ärgern, sondern du hast dann irgendwann auch gelernt, wann es vielleicht auch mal geschickter ist, bisschen still zu bleiben, vielleicht auch ein Stück weit wieder nachzugeben und auf die Chance zu warten, wieder neu anzusetzen.

Katharina: Ich glaube, was ein tolles Momentum für mich war, ist, dass ich gelernt habe, relativ schnell durch diesen Kulturwandelprozess und einen für mich damit selbst verbundenes Coaching, dass eigentlich jedes Problem bei dir selber anfängt. So und diese Selbstreflexion mal zu verstehen, was ist mein Teil daran, wenn Dinge funktionieren, wenn Dinge nicht funktionieren und aber auch sagen wir mal eine andere Art von Interesse an meinem Gegenüber. Also ich glaube schon, dass ich in der Vergangenheit mehr geguckt habe, so wie kriege ich Execution auf die Straße, wie kriege ich die Themen, die wichtig sind, auch wirklich durch manövriert und dann zu verstehen, ich mich immer gewundert, warum Menschen zu mir gesagt haben, ne, du hast ja eine Hidden Agenda. Habe ich mir gedacht, nee, habe ich nicht, aber für sich selber die die Intention klar zuziehen und zu sagen, so ich habe ein Interesse am gegenüber, ich möchte aber auch, dass das Interesse an meiner Sicht der Dinge oder an meiner Perspektive da ist, das war eine riesen Lernkurve und ich glaube, das ist ein Moment zu gucken, wo höre ich zu, wo verstehe ich, was mein Gegenüber braucht und was kreieren wir am Ende des Tages gemeinsam miteinander.

Harald: Und du hast eben auf der Bühne aber auch gesagt, dass deine Tätigkeiten teilweise in, habe ich gelernt, drücken, schieben, Hupen besteht. Wie darf ich mir das vorstellen und wie laut ist es bei euch bei Melitta?

Katharina Röhrig: Na ja, zum Glück tue ich das ja nicht im wahrsten Sinne, wenn ich im Auto sitze. Sondern die Grundidee oder das, wofür steht, das Bild? Ich glaube einfach in der Logik zu sagen, einzuladen, also ne wirklich zu befähigen, einzuladen, mitzunehmen, aber auch zu realisieren, wenn es Menschen gibt, die nicht sofort einsteigen wollen oder einsteigen können, dann aber auch zu sagen, so, wenn wir jetzt alle eingestiegen sind, wie funktioniert das denn eigentlich auch mit einer gewissen Art von Beschleunigung, wo können wir ein bisschen mutiger werden, wo können wir vielleicht, ne, so ein Ballon aufblasen, auch einfach mal ein bisschen mehr uns trauen und unseren Horizont gemeinsam erweitern. Und aber auch immer wieder anschubsen, ne, dran erinnern und nicht aufgeben. Und ich glaube schon, dass das auch so ein bisschen dieser Schmerz im Nacken ist, Dinge zu benennen, Dinge aber auch manchmal einzufordern, aber auch mal loszulassen, andere auch kommen zu lassen. Also das steckt so ein bisschen hinter diesem, hinter diesem Bild. Und hupen, wirklich so, jetzt geht es ein bisschen schneller vorwärts.

Harald: Also eine Menge Verkehrsteilnehmer bei euch im Unternehmen mehrere 1000. Wenn jetzt ein, ich wär n Controller Kollege von dir, Zahlenmensch, Nachhaltigkeit hab ich mal gehört, ist vielleicht auch wichtig, gibt so n Klischee, aber wenn der sagt OK diese Transformation jetzt kostet uns eigentlich wahnsinnig viel Katharina, was bringt es denn mit welchen Zahlen und Fakten kannst du so jemanden überzeugen?

Katharina Röhrig: Also da glaube ich auf der einen Seite könnte ich das, aber was ich total schätze und was mir mein Leben an vielen Fronten auch leichter macht, ist, dass ich einen wunderbaren Kollegen, Geschäftsführer, Kollegen im Finanzbereich habe und dazulernen wie wir gemeinsam, mit unseren Kollegen in der Gruppe nämlich genau diese Zahlen, Daten, Fakten besprechen können, das hilft sehr, weil seine Perspektive natürlich auch die ist, was was tut Nachhaltigkeit eigentlich für uns, auch als Unternehmen, in der Wirtschaftlichkeit, in der Diskussion mit Banken, in dem, was wir auch in der in den neuen Berichtspflichten erfüllen müssen. Und da für mich auch die Lernkurve, ich habe schon ein paar Jahre lang vielleicht auch eine falsche Art von Kommunikation gewählt, weil ich bin, ne, ja ich bin, glaube ich eher ein kreativer Mensch. Ich glaube, es gibt ja so Hüte, die unterschiedliche Farben haben, ich weiß nie, welcher Hut welche Farbe hat, aber zu verstehen, dass ich mit jemandem, der von einer Sachebene kommt oder von einer Strategie Logik, der kann ja gar nicht in dem Moment, im ersten Schritt habe ich mir gedacht, der versteht ja das, was ich möchte. Da zu verstehen, dass es dechiffrierbar ist und mein Kollege da wesentlich besser die Inhalte transportiert und die Ebene findet, das fand ich interessant zu beobachten. Und aber auch selbst im eigenen Team zu sehen, wir können ganz viel immer wieder nonstop kontinuierlich kommunizieren, das heißt noch nicht, dass du landest. Und dann mal zu hinterfragen, was braucht es eigentlich an einer tiefgängigen Diskussionen, damit Menschen einsteigen können in das, was wir beispielsweise in einem Geschäftsbericht kommunizieren, wirklich auch verstanden und gelebt werden kann.

Frank: Wir haben, in deinem Podcast Harald, haben wir noch so eine feste Rubrik am Ende. Wollen wir die Mal spielen? Die nennt sich:

Harald: Quick and dirty.

Frank: Quick and dirty.

Tatjana: Zeit für eine Runde, fixe Fragen.

Frank: Der Punkt deines Lebens, an dem dir die Bedeutung von Nachhaltigkeit bewusst geworden ist.

Katharina Röhrig: Als ich angefangen habe, für die Gruppe zu arbeiten.

Harald: Warum glaubst du, dass Nachhaltigkeit und nachhaltige Markenführung in den nächsten Jahren wettbewerbsentscheidend sein werden?

Katharina Röhrig: Auf der einen Seite, weil der Konsument, das glaube ich, auch immer mehr als, also mehr als einen Hygienefaktor betrachtet. Und weil ich einfach glaube, dass wir als Marke mit Charakter einfach da nicht drum hinkommen, weil das, weil das einfach das ist, was wir, wofür wir stehen und wofür wir auch arbeiten, jeden Tag.

Frank: Ein Argument, mit dem du den auch ignorantesten Nerd überzeugen könntest, nachhaltig zu handeln.

Katharina Röhrig: Letztens gerade gesagt bei der Frage, was kostet es, wenn wir, wenn wir nichts tun. Dann hab ich gesagt, dann machst du hier die Bude dicht.

Harald: Deine Definition von Nachhaltigkeit in einem Satz.

Katharina Röhrig: Regenerativ zu wirtschaften, zu gucken, was es braucht, um Natur da wieder etwas zurückzugeben, was wir entnommen haben und glaube auch noch eine ergänzende Perspektive, das für uns auch für die Psyche nutzen zu können in Zeiten wie diesen.

Frank: Der Begriff Nachhaltigkeit, so ein bisschen ausgeleiert mittlerweile, gibt es eine bessere Alternative? Fällt dir eine ein?

Katharina Röhrig: Das ist eine gute Frage. Also für mich hat das ganz viel mit Zukunftsfähigkeit zu tun.

Harald: Jetzt mal ganz ehrlich, was ist deine persönlich unnachhaltigste Angewohnheit? Wo cheatest du?

Katharina Röhrig: Ich fahre zu wenig Zug, weil mich das in Teilen krank macht. Das könnte ich besser machen. Ich versuche das. Und ich fahre durchaus auch gerne mal ein schnelles Auto, aber möchte zu meiner Selbstverteidigung sagen, ich habe mein Konsumverhalten dahingehend geändert, dass ich heutzutage, wenn ich Anschaffungen machen möchte, mindestens eine Woche drüber nachdenke und realisiert habe, dass 99,9% meiner Wünsche überhaupt nicht mehr existent sind, wenn man die Zeit aussetzt.

Frank: Wir haben ja bald Wahlen, du bist Bundeskanzlerin, welches Gesetz würdest du als erstes anschieben?

Katharina Röhrig: Es, ich würde es unendlich schön finden, und das Gesetz, ich weiß nicht wie man das nennt, aber dass parteiübergreifend eine andere Art von Diskurs stattfinden muss und dass es sozusagen auch eine andere Art von Zusammenführung von unterschiedlichen Sektoren gibt, das fände ich eine schöne Sache.

Frank: Ich hätte gern Mal ein paar konkrete Beispiele. Den Gefrierbeutel haben wir eben schon genannt, es gibt noch 2 andere, die ich im Kopf habe: Plastik und Humus. Magst du die kurz erklären?

Katharina Röhrig: Also wir haben ganz zu Anfang uns überlegt, wie können wir denn eigentlich für das Thema Nachhaltigkeit eine intrinsische Motivation und Begeisterung schaffen und was bedeutet das eigentlich sowohl für die Organisation nach innen als auch für die Organisation nach außen. Und wir haben dann uns überlegt, ob, wie nennt man es, so Leuchtturmprojekte sinnvoll sind, um die Idee dahinter zu erklären, aber auch die Haltung und die, die Einstellung, ne, und wir haben beispielsweise im Kunststoffbereich, das ist entstanden, da war die Tochter eines Unternehmensleitungsmitglieds in, ich glaube in Kathmandu damals, und dann kam wieder und sagte, Mensch, überall ist Kunststoff. Wir sind Teil des Problems, weil wir das in den Verkehr bringen, wie können wir denn Teil der Lösung sein? Und dann haben wir uns damals überlegt, wir können das ja auch, da sind wir wieder bei Sinnstiften, für die Organisation nutzen als Anschubkraft und haben uns überlegt, was braucht es da? Und wir sind dann losgezogen und haben ein Gespräch mit Muhammad Yunus geführt, und der ist bekannt durch die Vergabe von Kleinstkrediten und ist auch Nobelpreisträger, der sozusagen in Indien, wo wir auch ne Fertigung für das Thema aufmachen wollten, gesagt hat, OK, wir gucken, wenn wir die Community, also es nennt, die nennen sich Waste Picker, das heißt, du Menschen die auf Müllhalden leben, den Müll sammeln, um ihn dann zu verkaufen. Wenn wir da etwas an Beitrag leisten wollen, wie könnte das aussehen? Und heute sind wir so aufgestellt, wir haben eine Fertigung in Indien, die den gesammelten Müll sozusagen für uns als Sekundärrohstoff aufbereitet, und wir sind dort auch als Social Business aufgestellt, das heißt, alles, was wir damit im ersten Schritt verdienen, geben wir zurück in die Community vor Ort. Und das hatte für mich eine Lernkurve, damit hätte ich so gar nicht gerechnet, aber einen wahnsinnigen Impact auf unsere Mitarbeiter, weil die gesagt haben, boah, wir machen da ja was richtig gutes. Und wir haben jetzt gerade, ich glaube vor 2 Jahren eine Fotoreise nach Indien gemacht und die Bilder zu sehen, kann man auch auf unserer Homepage, in welche Gesichter du da guckst und was wir da erzählt haben, das fand ich extrem schön und am Ende des Tages auch wieder extrem sinnstiftend. Und das zweite war eine Idee, die ist auch aus, eigentlich aus einem Zufall entstanden. Ich habe einen Preis verliehen und es gab ein junges Damen Duo, die hat sowohl Abfallmanagement betrieben als auch eine Wurmhumus Farm gehabt. Und bei diesen Wurmhumus hat man gesehen, die waren für den deutschen Gartengebrauch, also die Rosen sind besser gewachsen, die Paprika war Röter und dann haben wir überlegt, wenn das für hier funktioniert, könnte das theoretisch doch auch einen Mehrwert für die Kaffeepflanze haben. Wir haben eine eigene Organisation in Brasilien, wir sind dann da hingeflogen, haben zusammen das auch wieder mit einem Partner gemacht, also wir suchen dann uns auch immer Kooperationspartner vor Ort, die eine Verankerung im System haben, damit wir da einen Zugang finden. Und sind mit der Neumann Stiftung losgezogen und haben gesagt, was passiert denn eigentlich, wenn der Farmer seinen Haushaltsmüll recycelt oder beziehungsweise nur kompostiert, um den auf die Felder aufzubringen. Und man muss sich das so vorstellen, das sind Kleinstbetriebe ne so du hast deinen deinen deinen Hof, dann hast du eine Parzelle und das kannst du auch mit dem machen was wir da uns überlegt haben und hatten dann das Glück die Bundesregierung hat das gefördert und wir haben dann Studien gemacht, auch noch mit einer Universität dort. Und haben gemerkt, dass wir wirklich nach ein paar Jahren Bodentests festgestellt haben, du hast eine viel bessere, optimierte Wasserspeicherkapazität im Boden, also der Boden gesundet und du hast eine höhere Ertragsstärke bei den Pflanzen. Und ein positiver Nebeneffekt, wenn du keine chemischen Düngemittel mehr kaufen musst, dann hast du halt auch ein bisschen mehr am Ende des Tages als Farmer davon.

Harald: Ich find auch n Beispiel toll, was du auf der Bühne der Work Awesome genannt hast, Schlacke, die bei der Produktion von Tapeten Kunststoffen entsteht, wenn ich es richtig verstanden hab und aus der kuriose Dinge gemacht werden und ihr verdient damit auch Geld. Kannst du das vielleicht auch noch kurz erzählen? Fand ich toll.

Katharina Röhrig: Ja, also Geld verdienen ist jetzt kein Geschäftsmodell, sondern was wir gelernt haben, ist zu Anfang, ich hab mich immer gefragt, wie bekomme ich die Menschen ins Boot, die jetzt, genau ist die Schule vorbei. Wie bekomme ich die Menschen ins Boot, die vielleicht sagen, Nachhaltigkeit kostet mehr oder bringt nichts, ne. Und dann haben wir uns mal überlegt, es war wirklich im ersten Jahr, als wir losgelaufen sind, was haben wir denn eigentlich für Abfälle in den jeweiligen Fertigungen? Und die mussten wir bis dato immer für sehr viel Geld abholen lassen. So, und haben dann gesagt, mit diesem besagten Team, wir gucken uns das mal an und wie können wir aus Abfall Sekundärrohstoff machen und da war zumindest zu Anfang die Idee, wirklich, also Schlacken habe ich als Beispiel genannt, weil wir da eine Riesenmenge hatten, die hat sehr viel Geld gekostet, das zu entsorgen, und heute verkaufen wir das an einen Chemiekonzern und machen daraus Einlegematten, weil das Material das einfach hergibt.

Harald: Die Einlegematten werde ich in eines Tag selber auch drin liegen, denn die werden unter Särge reingelegt.

Katharina Röhrig: Genau, die werden in Särge gelegt oder die werden auch auf Rennbahnen verarbeitet. Also, und das war, finde ich, so ein schönes Moment, um zu sehen, ich, wir wären da ja selber nie drauf gekommen. Aber in der Kooperation oder Kollaboration mit Menschen, die einfach eine Idee haben zu sagen, die haben die richtigen Unternehmen zusammengebracht und daraus ist was Schönes entstanden.

Harald: Letzte Frage zum Thema Zahlen. Ich schwöre danach höre ich auch damit auf, aber wir befinden uns ja nun in einer Rezession und viele Unternehmen stellen ihre Nachhaltigkeitsprojekte zurück, sagen jetzt haben wir wichtigeres, wir müssen erstmal den Kahn über Wasser halten und so weiter und sofort. Sodass nach den Zahlen gefragt wird. Und wir hatten vor einiger Zeit Felix Ahlers, den Inhaber der Tiefkühlmarke Frosta im Podcast zu Gast und der hat gesagt, mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell kann man möglicherweise eines Tages Geld verdienen. Sicher ist nur, dass es erst einmal sehr viel Geld kostet. Hat er recht und wenn ja, wie kommt man da raus?

Katharina Röhrig: Na ja, ich glaube, es wäre gelogen zu sagen, das kostet kein Geld. Natürlich kostet das Geld, du musst überlegen, wie stellst du deine Produkte um, du musst dein Portfolio gegebenenfalls anpassen, ich glaub das ist ne sehr lange Zeit des Weges, hat das gut funktioniert diese Dinge zu tun und sie dann aber auch am Ende des Tages über ne Preispolitik weiterzugeben. Ich glaube, jetzt kommen wir an einen Punkt, wo das sehr viel schwieriger wird, weil einfach die Rahmenbedingungen, erhöhte Energiepreise, erhöhte Rohstoffpreise. Ich glaube, dann ist irgendwann auch beim Konsumenten einen Punkt erreicht, wo das einfach nicht mehr gut funktioniert, wie wir damit umgehen, habe ich, wenn ich ehrlich bin, heute keine, keine Antwort. Aber was man, glaube ich nicht vergessen darf ist, ich finde, das ist so ein schönes Beispiel, was das sehr klar macht und vielleicht auch für Herrn Ahlers ganz interessant sein könnte, dass wir alles Coop 3 unserer Geschäftspartner sind. Das heißt, wenn wir beispielsweise ein 1,5 Grad Ziel erreichen wollen, unsere Werte nach unten bringen, dann sind wir ein Riesenteil dessen, was wir abarbeiten müssen, ist Coop 3. Und wenn wir die Ziele, die sich unsere Handelspartner beispielsweise setzen, nicht miterfüllen, dann finden wir da nicht mehr statt. Und meine Logik ist, das muss auch nicht jeder bei mir im Unternehmen mitteilen, aber meine Logik ist, wir würden sehr, sehr sehr viel Umsatz und das ist nahezu 100, gar nicht mehr machen, wenn wir bestimmte Regularien und Vorgaben nicht erfüllen würden. Und dann frage ich mich, wo hast du, sagen wir mal, den größeren, wie soll ich sagen, die größere Lücke.

Frank: Das, gehen die Mitarbeiter auch so mit? Weil das eine ist ja stand jetzt, so sind die Zahlen. Das andere ist stand morgen irgendwann.

Katharina Röhrig: Ja, ich glaube, dass das ne Frage ist, das sind ja, würde ich gar nicht nur mal auf Mitarbeiter beschränken ne, sondern ich glaube wir müssen, wir sind gerade in einer Strategiediskussion, uns das angucken, wir müssen entscheiden was können und müssen wir machen? Was können wir aber vielleicht im Moment auch nicht. Und ich glaube, es ist eine Entscheidung, was ist auch nach jetzigem Stand sinnvoll und was nicht. Also wir haben beispielsweise im Kunststoffbereich sind wir, sind wir extrem gut unterwegs in den Prozentsätzen, ne, also das ist vielleicht mal 70-80-90% von dem, was wir uns vorgenommen haben. Jetzt kommen wir vielleicht an einem Punkt, wo wir sagen, die letzten 10 sind nach Status heute so teuer, dass das einfach keinen Sinn macht.

Harald: Also Umstellung auf Recycling.

Katharina: Zum Beispiel.

Harald: Kunststoffe, OK.

Katharina Röhrig: Aber würde ja bedeuten, wenn wir in 2 oder 3 oder 4 Jahren eine tollere Technologie am Start haben, ist das vielleicht gar nicht mehr der Punkt. So, dass ich jetzt natürlich nicht sage, so, wir machen das jetzt ums verrecken und bringen die Firma zum Fall ist ja auch logisch. Aber ich glaube, dass wir gefordert sind zu gucken, wo können wir hin und was können wir maximal machen, und man darf ja auch eins nicht verkennen, also wenn man sich die neuen Berichtsvorgaben anguckt, werden wir schon sehr stark gefordert, Dinge einfach umzusetzen und Dinge auch transparent zu visualisieren und zu beschreiben. Und das, das kann ich ja nicht mehr wegwünschen, ob ich das will oder nicht.

Frank: Das ist ein ständiges Abwägen, was ist möglich, was ist noch zu schwierig, wo sind wir effektiv und wo sind wir es einfach noch nicht und -

Katharina Röhrig: Ja, und ist es auch die richtige Antwort oder ist es die richtige Lösung, die wir haben? Ne, also zum Beispiel zertifizierten Kaffee. Da können wir sagen, ist das der Weg, den wir beschreiten, wir haben irgendwann mal definiert, wir wollen einen Kaffee der Zukunft haben, der hat unterschiedliche Kriterien, da kann das natürlich sein, dass das eine Zertifizierung teil dessen ist, aber vielleicht gibt es auch eine bessere Option, und ich glaube, wir sind einfach gefordert, Dinge zu tun, so beispielsweise eine Kaffeeverpackung sind Verbundstoffe da wirklich smarte und tolle Lösungen zu kreieren, das machst du nicht auf Knopfdruck, weil wenn du Vakuumtechnisch etwas verpacken musst, dann muss wirklich was können, da kann ich jetzt nicht einfach das Butterbrotpapier von nebenan nehmen und da zu schauen was macht Sinn, was können wir, wie schnell sind wir da und wann können wir uns das am Ende des Tages leisten. Oder dass man sagt, wir haben beispielsweise einen Röster, den wir irgendwann, wenn er sowieso am Ende seines Lifecycles ist, auf eine grünere Variante umstellen. Selbstverständlich, aber wir schmeißen ja den Röster, den wir jetzt nicht haben, vom Hof und sagen so das würde ja keinen Sinn machen, ne, und das heißt sich Ziele setzen, die auch wirklich mit Mut und Konsequenz verfolgen, aber auch immer mal wieder gucken, wo passen Dinge, wo kommen uns Dinge auch in die Quere und wie können wir eine gute Lösung finden, damit wir weiter an dem bleiben, woran wir glauben am Ende.

Frank: Besteht da die Gefahr, dass Mitarbeiter dann in alte Strukturen zurückfallen oder zumindest so verharren, nach dem Motto Ja, geht halt jetzt noch nicht, dann mache ich mal so weiter wie bisher, muss man die immer wieder bei der Stange, oder bisschen eher, Hupen?

Katharina Röhrig: Na ja, ich glaube nicht bei der Stange halten, sondern wirklich zu gucken. wir haben heute ja auf der Tagung, finde ich, einen zauberhaften Vortrag gehört, ich glaube Vera Starker, ja, die beschrieben hat, was passiert eigentlich mit Menschen, wenn sie Selbstwirksamkeit spüren? Ne, und was passiert, wenn man bestimmte Dinge realisiert und in einer Organisation reinspürt, wenn Dinge sich ad absurdum drehen, und das wäre ja vermessen zu sagen, wir haben das nicht auch, natürlich hast du Momente, wo man vielleicht mal links und rechts guckt und sagt, Na ja, so früher war es vielleicht besser, oder warum muss das jetzt so kompliziert sein? Und da einen Weg zu finden, in dem man mit Entschuldigung mit den Mitarbeitern Kollegen sowohl nach oben zur Seite, aber auch nach unten, wirklich nach guten Lösungen, bei denen alle mitgehen können, schaut, das ist, glaube ich, die Hausaufgabe. Und witzigerweise merke ich, im Moment ist im Unternehmen bei uns dieses Thema CSRD, also sprich Berichterstattung, extrem hilfreich, weil du noch mal, ich glaube jetzt wissen wir - hört man den Gong? Wahrscheinlich, ja okay -

Frank: Ich vermute schon, aber das hier ist der dritte Hintereinander. Jetzt ist glaube ich vorbei.

Katharina Röhrig: Ja jetzt haben wir verstanden, die Schule ist durch. Dass wir den auch nutzen können, um noch mal in eine wirklich tiefe Diskussion zu gehen, in ein Verständnis, aber auch in einem pragmatischen, Lösungsorientierten Weg, den wir gemeinsam miteinander gestalten. Und ich glaube, das ist der Schlüssel, ne.

Harald: Müssen wir kurz noch mal erklären, vielleicht CSRD ist die Berichterstattung der EU, die Recht detailliert vorschreibt, was Unternehmer bestimmter Größe berichten müssen und du sagst, wenn ich es richtig verstanden habe, dass man damit pragmatisch umgehen soll und gucken, wann man welche Leute mitnimmt oder wie darf ich deine Aussage verstehen?

Katharina Röhrig: Nee, sondern dass man die wirklich gut für sich nutzen kann, um noch mal klarzumachen, in der Organisation, worum geht es? Was sind die Datenpunkte, die für uns essentiell sind? Was sind aber auch die strategischen Implikationen, weil CSRD fordert ja auch von dir ein, das wirklich in die Unternehmensstrategie vollumfänglich zu integrieren. Da ist schon, finde ich, viel Musik drin. Ob ich die in dieser Art und Weise vielleicht ein bisschen schlanker, mir gewünscht hätte, kann man, kann man auf einer auf einer anderen Tonspur diskutieren, aber ich glaube an sich, Dinge zu nutzen, um in den Diskurs zu gehen, zu diskutieren, abzuwägen, was ist denn in der Wesentlichkeit wirklich relevant für uns, das finde ich sehr hilfreich, in Zeiten wie diesen, wo man eventuell auch sagt, Na ja, muss ich das denn eigentlich alles machen oder kann ich es nicht vielleicht auch 5 Jahre nach hinten schieben.

Harald: Also filtern und das könnt ihr ja bei Melitta ja sehr gut.

Katharina Röhrig: Genau.

Harald: Ich hätte nur noch eine Frage: Ihr seid nach wie vor ein Familienunternehmen, Frank hat es erwähnt, Melitta Benz, vor vielen Jahren, hat Löcher gemacht und einen Filter daraus gebaut. Ihr seid immer noch familiengeführt, wäre das was ihr tut und dieser lange Atem, den es dafür braucht, wäre das auch in einem börsennotierten Unternehmen zum Beispiel möglich oder braucht es dafür einen Familienhintergrund, der sagt, Okay, wir stehen jetzt auch mal ein paar Jahre, paar Jahre kosten durch, Mach mal weiter.

Katharina Röhrig: Ich würde das nicht auf die Kosten reduzieren. Ich glaube, da sind wir, wie alle anderen Unternehmen auch, einfach getrieben, rentabel zu sein, ne, und das finde ich ist auch legitim. Was ich schön finde im Vergleich, glaube ich zu dem einen oder anderen börsennotierten Unternehmen ist, dass wir Zeit haben, über Dinge nachzudenken und dass wir Zeit haben, Dinge wirklich reifen zu lassen und Dinge gut und richtig zu gestalten. Und ich glaube schon, dass es sehr hilfreich ist, dass du, also die DNA, ich würde, du hast das eben so schön geschrieben, hat sich ne Dose geschnappt und n Hammer und hat n bisschen getüftelt. Ich glaub das würde ich so nicht unterschreiben. Sondern das war ne Person, die einfach ne extreme Vision davon hatte, wie du Kaffeegenuss besser machen kannst. Und in der Zeit, als Frauen Unternehmen zu gründen, auf den Weg zu bringen, hat dann mit ihrem Mann das gemeinsam gehebelt, da habe ich einen tiefen Respekt vor und ich glaube, dass das in der Grund DNA der Arbeit bei uns drin steckt. Und das hast du natürlich in einem Familienunternehmen einfach per se, also mein Chef ist in meinem Alter, ist die vierte Generation, der ist damit groß geworden, der verkörpert das, und wenn wir auf unseren Chef gucken, dann hat das auch schon vielleicht eine andere Relevanz als auf einen CEO, der 3 Jahre da ist, dann wieder geht und dann kommt der nächste und macht die Rolle rückwärts. Also das hat glaube ich viel Gutes in einem Familienunternehmer, wie eben gerade gesagt, hast du Zeit darüber nachzudenken, vielleicht ist das der Vorteil in einem größeren Corporate, da gehen halt manche Dinge, wenn du hupst, ein bisschen schneller. Aber das finde ich, wiegt das, wiegt das nicht auf. Also ich schätze das sehr, in so einem Umfeld arbeiten und Wirkung entfalten zu dürfen, weil das musst du auch erst mal zulassen, ne.

Frank: Ich weiß, du bist unter Zeitdruck. Wahrscheinlich steht der Porsche schon vorne und wartet auf dich.

Katharina Röhrig: Ha ha, das habe ich nicht gesagt.

Frank: Entschuldigung, das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.

Katharina Röhrig: Ich hab ein kleines schnelles Auto.

Frank: Trotzdem ganz, ganz vielen Dank und auch vielen Dank, dass du dich nicht hast beirren lassen von den Pausengongs, die wir hier zwischendurch hatten.

Katharina Röhrig: Ich habe zu danken.

Harald: Dankeschön. Sustainable Brand Stories ist Teil des Brand eines Podcasts Netzwerks und damit eines Netzwerks unabhängiger Business Podcasts. Wir machen Wirtschaft erleb und hörbar. Mit dabei sind zum Beispiel Subscribe Now, hier stellt Lennart Schneider Konzepte vor, mit denen ihr Abonnent:innen gewinnen und glücklich machen könnt. Um digitale Geschäftsideen geht es im Podcast digitale Optimisten mit Alexander Mrodzek. Im Planetary Podcast wiederum diskutieren Brand 1 Host Frank Dahlmann und Fridjof Detzner von Planet Aventures über Wirtschaft in planetaren Grenzen. Alle Podcasts findet ihr auf Podcasts.Brandeins.de, Brand 1 als Wort ausgeschrieben. Schaut hier doch mal rein und hört vor allem rein, denn langweilig, das können wir versprechen, wird es nie.

Tatjana: Vielen Dank fürs Zuhören. Für weitere Infos. Schaut gerne in die Shownotes und abonniert den Podcast, um keine Folge zu verpassen.