Fritz-Kola: Mirco Wolf Wiegert
Wieviel Haltung steckt in fritz-kola?
Wenn es für Drinks so etwas wie Haltungsnoten gäbe, wäre fritz-kola ganz vorne dabei. Die Coca-Cola-Konkurrenz, 2003 von zwei Hamburger Freunden gegründet, wirbt in ihrer Werbung für Vielfalt, ätzt gegen Extreme und witzelt über Witzfiguren wie Donald Trump.
Während die Erfolge bei den Wahlen bekanntlich nicht so prickelnd ausfielen, gibt Gründer Mirco Wolf Wiegert mit seinem Kernprodukt gerade so richtig Gas. Die Marke sprudelt aktuell kräftig in neue Märkte und kommt ihrem Ziel ein bisschen näher: Den ewigen Platzhirschen Coca-Cola herauszufordern – mit Mehrwegflaschen, Bio-Zutaten und klarer Kante.
Zwischen alldem hat sich Mirco Wolf Wiegert Zeit genommen, mit uns ein paar erfrischende Fragen zu diskutieren: Wozu braucht eine Marke überhaupt so etwas wie eine Haltung? Verkauft sich fritz-kola mit Haltung besser – oder ist das die falsche Frage? Und natürlich die Mutter aller Fragen: ist die fritz-kola-Rezeptur eigentlich genauso geheim wie die Coca-Cola-Formel?
Mirco: Also wenn man sich, zurück erinnert, Hamburg in den Neunzigern, das war so die Zeit, als wir so groß geworden sind, da gab es nur eine einzige Cola. Das heißt, und wenn du damals dann irgendwo in den Club gegangen bist oder im café oder so nach der Cola bestellt hast, hast du meistens ein Glas Cola ohne Eis gekriegt, aus einer großen Plastiktasche ausgeschenkt, da hast du meist so eine große stille braune Plörre gekriegt. Und dann dachten wir, ah, ja, das geht auch besser, wir machen Cola in so kleinen Glas, Mehrwegflaschen, so harmlos kann man trinken, eiskalt, und dann kann man wieder Bier trinken, was anderes machen oder so. Und das ist das, was wir machen. Und es wird auf jeden Fall, werden wir da Kunden finden, es wird bestimmt Gastronomen finden, die auch das auch gut finden, mal so eine Cola bei sich zu haben, anders als bei so einer großen Fahrmarke und es hat funktioniert und es hat vor allen Dingen uns viel Freude bereitet, damals mit unseren alten Autos durch Hamburg zu fahren, auch dann später Berlin, Köln und so, Amsterdam durch die Gastronomien zu Tegeln, einfach an tollen Gastronomen einfach unsere Cola zu verkaufen.
Harald: Wenn es für Drinks so etwas wie Haltungsnoten gäbe, wäre Fritz-Kola ganz vorne dabei. Die Coca Cola Konkurrenz, 2003 von 2 Hamburger Freunden gegründet, wirbt in ihrer Werbung für Vielfalt, ätzt gegen Extreme und witzelt über Witzfiguren wie Donald Trump. Während die Erfolge bei den Wahlen bekanntlich eher gemischt ausfielen, gibt Gründer Mirco Wolf Wiegert mit seinem Kernprodukt gerade so richtig Gas. Die Marke sprudelt aktuell kräftig in neue Märkte und kommt ihrem Ziel ein bisschen näher, den ewigen Platzhirschen Coca Cola herauszufordern, und zwar mit Mehrwegflaschen, Bio Zutaten und klarer Kante. Zwischen all dem hat sich Mirco Wolf Wiegert Zeit genommen, um mit uns ein paar erfrischende Fragen zu diskutieren. Wozu braucht eine Marke überhaupt so etwas wie eine Haltung, verkauft sich Fritz Cola mit Haltung besser oder ist es die falsche Frage und ist die Fritz Cola Rezeptur eigentlich genauso geheim wie die Coca Cola folge?
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Harald: Mirco, ich habe dich ja schon zig mal in der Hand gehabt, denn dein Gesicht klebt auf jeder Fritz-Kola Flasche. Die wichtigste Frage deshalb, gleich zu Anfang, bist du eigentlich der links oder rechts in eurem Logo?
Mirco: Wenn du rauf guckst, bin ich der Rechte.
Harald: Der Rechte. Und jetzt habt ihr vor einiger Zeit ein Design Relaunch hinter euch gebracht, da habt ihr euch a.) Neue Frisuren zugelegt, die sind deutlich länger geworden. Ist das eine Modeerscheinung und ist der Links eigentlich immer noch dein Mitgründer Lorenz Hampel, der hat ja, ist ja 2016 ausgestiegen.
Mirco: Genau, mein Mitgründer ist ausgestiegen, Ende 2016 und wir haben ein neues Logo gewählt oder so ein Update, ist einfach so ein Design Update, weil wir gemerkt haben in Deutschland hat das funktioniert, die Menschen haben sich daran gewöhnt an diesen sehr einfachen Scherenschnitt. Nur im Ausland sind die Leute teilweise erschrocken. Wie sieht das denn aus, so merkwürdige Skelettköpfe und so. Das haben wir in unserem sehr deutschen Blick gar nicht mehr gesehen, aber es wurde uns aus dem Ausland auch widergespiegelt, das sieht so ein bisschen creepy teilweise aus und insgesamt sind ja auch schon so ein bisschen so ein Konsumergut irgendwie, es muss auch so ein bisschen nice, nettes Design haben, also das Update war notwendig. Insofern, als das Design als das Logo geschaffen wurde, bei uns im Tischtennis Keller beim Studentenwohnheim damals, da war das, da hatte ich ganz raspelkurze Haare, selbst geschnitten mit so einer Maschine und heute habe ich, trage ich die Haare ein bisschen länger, seit einigen Jahren, ich kann mir einen Friseur leisten. Und das Update haben wir ein bisschen vorgenommen. Und grundsätzlich ist halt das, was ihr heute seht, auf unserer Flasche das neuere Logo, immer noch die beiden Studenten, die halt die, die Erfolgskola gegründet haben. Auch wenn man uns nicht 1 zu 1 wieder erkennt, Gott sei Dank.
Harald: Dazu würden wir nachher gerne noch mehr erfahren, zu der Gründungshistorie. Jetzt zu Anfang wüsste ich gerne ein bisschen mehr von dir, Mirko, über die Haltung, mit der ihr die Marke in die Öffentlichkeit tragt. Denn ist ja eine besondere Haltung, die ihr euch gegeben habt, leistet, wie man es nennen mag. Also, fritz-kola gibt es nicht in Plastikflaschen, sondern nur in Glas, Mehrweg. Ihr unterstützt die Pfand gehört daneben Initiative, mit der Pfandsammlern das Leben erleichtert werden soll. Ihr habt mit einer eigenen No hate Kollektion Geld für die Organisation Exit Deutschland gesammelt, die Neonazis beim Ausstieg berät und vor Wahlen trommelt ihr für Vielfalt oder gegen rechts. Alles ehrenwert, aber natürlich stellt sich die Frage, wieso braucht eine Cola eigentlich eine Haltung?
Mirco: Ich weiß gar nicht, ob eine Cola wirklich eine Haltung braucht. Das Ding ist -.
Harald: Warum hat eure eine?
Mirco: Ich bin halt Unternehmer. Es ist halt mein Unternehmen, so, und als Unternehmer sage ich mal, fühle ich mich schon verpflichtet, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, und das ist halt das, was ich kann. Ich bin halt keine NGO oder kein Öko-Aktivist. Ich bin halt klassischer Unternehmer und das, was ich mache, ist Cola. Insofern mit dem, was ich mache, kann ich versuchen, einen Beitrag zu leisten. Ich kann schauen, dass meine Verpackung nicht irgendwo in der Umwelt landet, ich kann schauen, dass wir uns hier bei fritz-kola vernünftig behandeln und dass wir einfach gut wirtschaften und gucken, dass ich einen Beitrag in meinen bescheidenen Maßen einfach leisten kann und dazu gehört zum Beispiel eben auch, für Vielfalt und für ein vernünftiges Miteinander einzutreten. Harald: Du hast Wirtschaft studiert, also kennst du auch den berühmten Satz des Ökonomen Milton Friedman, The Business of Business is Business. Übersetzt heißt so etwa Unternehmer wie du sollten sich um ihr Unternehmen kümmern und sonst um gar nichts, hat der Friedman da irgendwie auch recht.
Mirco: Er hat auf jeden Fall recht. Also Unternehmer müssen sich gucken oder Unternehmer sich ein bisschen schauen, dass sie in einer Marktwirtschaft bestehen. Das ist der Deal. Wenn man da mitspielen möchte, dann muss man schauen, dass man einfach profitabel arbeitet, ganz klar. Und gleichzeitig stehen hinter Unternehmen und auch im Unternehmen mit den Mitarbeitern ja auch Menschen so, die ja hier leben. Das heißt, wenn wir rüpelhaft hier in unserer Umgebung arbeiten an Fuhrwerken würden, dann wäre das unsere Gesellschaft, unsere Familie, unsere Umgebung, insofern das eine schließt das andere nicht aus, tatsächlich.
Harald: Gut, das eine ist ja sozusagen, dass man Hygienefaktoren einhält, also behandelt Mitarbeitende vernünftig, man versaut möglichst wenig die Umwelt et ceterra pp, aber ihr geht da deutlich weiter und sagt, Nein, wir setzen uns beispielsweise gegen rechts ein. Finden das eigentlich alle eure Mitarbeiter, mit 330 Mitarbeitenden, gut, dass eure Firma sich gegen rechts engagiert? Und wenn nein, würdest du das überhaupt erfahren?
Mirco: Nun, ist ja viele Fragen in einem. Ich glaube, dass zumindest im Mittelstand, aber auch, ich vermute auch bei vielen größeren Unternehmen, wir kennen ja nicht so viele, aber zumindest in meiner Mittelstandsbubble sind sehr viele aktiv, sag ich mal, in Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Diversität. Wir sind als Cola Brand manchmal sehr laut und eben auch sehr populär, man hat uns häufig in der Hand, insofern fallen wir vielleicht eher auf, wir sind ja nicht die einzigen, wir sind in sehr guter Gesellschaft. Ob das, was wir machen, alle unsere Mitarbeiter gut finden? Ich glaube nicht und ich werde auch, nee, ich weiß auch, dass es nicht alle immer so hundertprozentig gut finden, es gibt immer wieder Diskussionsbedarf und das diskutieren wir zum Beispiel gerne auf unseren Festen und Veranstaltungen. Wir haben 2 große Feste, die Weihnachtsfeier und das Sommerfest, wo ich bewusst zum Beispiel keinen Alkohol trinke, sondern ich schaffe nicht jeden Mitarbeiter zu unterhalten oder auch mit dem Team auszutauschen. Aber ich gehe wirklich reihum, bis morgens um 06:00 Uhr bei viel Cola und spreche mit ganz vielen Leuten. Das ist sehr wertvoll, weil das zwar kein geregeltes Format ist, zum Austausch, aber doch mir die Leute sehr offen Feedback geben und auch einzelne Themen diskutieren. Zusätzlich haben wir immer wieder Anlässe, wo wir Leute ins Büro holen, im Büro auch viel Gerede zu einzelnen Themen, wo wir diskutieren, auch kontrovers diskutieren und auch nicht immer für alle glücklich und einvernehmlich. Und doch kommen wir immer wieder zu Lösungen und zu Schlüssen.
Harald: Den Siegeszug der Afd, das können wir euch natürlich nicht einlassen, meine Frage wäre aber, was bringt es? Es haben ja auch andere Unternehmen, also Oliver Blume von Volkswagen, Reinhold Würth, Unternehmer, Unternehmer aufgerufen Vielzahl zu wählen, dann kann man natürlich lange spekulieren, ob die Afd ohne diese Aufrufe möglicherweise noch erfolgreicher gewesen wäre, fest steht aber, gestoppt haben sie sie nicht. Hat dir so, haben die Ergebnisse dir zu denken gegeben oder ist jetzt, machst du weiter so wie bisher?
Mirco: Ja, wir haben es intern viel diskutiert. Wir werden weitermachen, wie bisher, weiß ich nicht, keine Ahnung. Was mich so ein bisschen ärgert, ist, dass wir, sage ich mal, eher liberaleren Kräfte, oder die diejenigen, die nicht so am politischen Rand, sage ich mal, polarisieren, dass wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht haben. Also man muss ja schauen, was bewegt denn diejenigen, die zum Beispiel Afd wählen, worum geht's denn da, was bewegt Leute, die solche Leute einfach wählen. Also das waren jetzt die 3 ostdeutschen Bundesländer, aber das hatten wir auch in Hamburg, also Hamburg, Ende der 90er Jahre, wer sich daran erinnert, auch in Hamburg haben wir Populisten gewählt, auch dann abgewählt, und es war im nahen Umfeld, kann ich mich sehr gut erinnern, es hatte Gründe, warum Menschen unzufrieden waren, die Leute dann gewählt haben und irgendwann wieder abgewählt haben. Und das Entscheidende ist, dass die wo in Verantwortung stehen, sei es in der Politik, in Unternehmen, in der Wirtschaft, wo jeder an seinem Ort seine Hausaufgaben macht. Also Menschen integrieren, zuhören, Probleme lösen, Geld investieren, sowas, und das erfolgt, glaube ich, noch nicht in dem Maße, in dem es sein sollte, dass wir, sag ich mal, so stark populistische Parteien, egal von welcher Seite, dass wir denen einfach den Nährboden entziehen.
Harald: Auch der Handelskonzern Edeka hat sich vor den Landtagswahlen in Zeitungsanzeigen gegen Blau, also gegen die Farbe der Afd positioniert, wofür viele den Konzern gelobt haben. Andere haben darauf verwiesen, dass die Edeka Zentrale ihre Anzeigen ausschließlich in der Zeit und der FAZ platziert hat, also 2 Zeitungen, von denen man, bei denen man ziemlich sicher sein kann, dass sie von rechtsorientierten Wähler:innen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg eher nicht in die Hand genommen werden. Der Verdacht lautet also, dass Edeka hier weniger die Wahlergebnisse beeinflussen, als sich gegenüber seiner liberalen Klientel im Westen, sagen wir mal, vorteilhaft positionieren wollte. Wie blickst du auf die Edeka Aktion?
Mirco: Ja, ich würde die Frage ein bisschen weiter spinnen. Ist eine Zeitung überhaupt das richtige Medium, denn sag ich mal, wer liest denn überhaupt noch Zeitung? So, das ist das Bildungsbürgertum, so, um bei, mehr und mehr Menschen lesen gar keine Zeitung so, das ist nicht gut auf jeden Fall, sondern kriegen, und da brauche ich gar nicht so weit gucken, so will ich auch gar nicht mit den Finger auf jeden Fall zeigen, aber viele Menschen kriegen ihren Nachrichtenkonsum oder ihre News, um in dem Spruch auch zu bleiben, über Instagram, TikTok und ähnliche Plattformen, und das reicht nicht. Insofern müsste ich, also a.) reicht das nicht, das heißt, wie kriege ich die Leute an vernünftige recherchierte Nachrichten ran und b.) macht es Sinn, sag ich mal, Themen, Einzelthemen auch auf den Plattformen zu spielen, wo man genau die Menschen dann erreichen kann, über ein targeting zum Beispiel.
Harald: Wenn man zu guten alten Milton Friedman zurückkehren, der der Meinung war man soll sich ums Business kümmern und um Profit Rendite, Shareholder Value und so weiter und rein geschäftlich auf Haltung gucken, verkauft ihr wegen eures Geschäfts eine einzige Cola mehr oder ist das schon die total falsche Frage?
Mirco: Die Frage ist spannend und gerechtfertigt. Wir wissen nicht, ob wir eine Flasche mehr oder weniger verkaufen, ich weiß, dass wir ein paar Flaschen nicht verkaufen wegen unserer Haltung oder aufgrund unserer Haltung.
Harald: Wie erfährt man das?
Mirco: Einfach aus Gesprächen, aus Auslistungsgesprächen meistens, dass uns Leute Kontakt, auch Kontakt suchen und sagen, du, ich verkaufe jetzt keine fritz-kola mehr, weil das einfach scheiße ist. Ich mag das nicht, ich will einfach Cola verkaufen und ihr habt hier irgendwie, ich will nicht mit meinen Gästen über Politik sprechen, das ist nicht mein Business, weil ich Gastronom bin, irgendwo auf dem Land, und das gibt es auch, das ist schade. Dann gibt es natürlich auch Leute, die sagen, ey, wir listen eine fritz-kola, weil ihr eine coole Brand seid, und wir stehen zu dem, was ihr macht, das gibt es auch, so. Wir messen es nicht, ich glaube, das ist der richtige Begriff dazu. Aber der Einsatz, sorry, wenn ich nochmal weiterführe, der Einsatz ist ja nochmal ein anderer. Also der Einsatz ist ja bei uns, dass ich als Inhaber, der hier das gegründet hat und auch noch hier arbeitet, einfach etwas Positives beitragen möchte zur Gesellschaft und das bedingt, dass hier auch viele Menschen arbeiten, viele tolle Leute arbeiten, die das auch tragen und auch deswegen auch hier arbeiten, so. Und das kann ich schon messen, dass kommt aus unseren Gesprächen, Leute kommen her, weil sie eben bei uns arbeiten wollen, nicht irgendwo anders, und das ist auf jeden Fall ein positiver Seiteneffekt von einem Maß an Haltung zeigen.
Harald: Und ist es nun, du hast häufig gesagt, dass meine Haltung oder ich mein Anliegen, dass ich was Positives beitragen möchte. Bist du der Meinung, dass Marken generell diese Haltung einnehmen sollten oder es kann, können sie was Positives beitragen, es ist genauso okay, wenn mal deine Konkurrenzmarke sagt, wir wollen jetzt Cola verkaufen und that's it.
Mirco: Ich glaube, dass, also Marke gehört ja zur gewissen nachhaltigen Unternehmensführung dazu. Was passiert, wenn man sein Unternehmen nicht nachhaltig führt, ob man will oder nicht. Wenn ich meinetwegen im Mittelalter im Schiffbau tätig war und Holzschiffe baue, Holz Seeschiffe und überall das Holz abschlage, aber nicht sorge, dafür sorge, dass einfach keine Bäume nachgepflanzt werden, dann kann ich irgendwann keine Schiffe mehr bauen, so ist das nun mal. Und das ist in der in der heutigen Gegenwart ist, es ist immer noch das Gleiche. Also einer meiner Vorfahren war zum Beispiel Bücherrevisor, das wird man heute, glaube ich, Buchhalter nennen oder Steuerprüfung oder so was ähnliches. Und der hatte natürlich auch jüdische Kunden, die hat er lange betreut, und irgendwann hat er die nur noch heimlich getroffen und irgendwann gar nicht mehr getroffen, irgendwann waren sie weg, so. Klar, dann gab es natürlich auch, in Anführungsstrichen, arische Nachfolger und so aber dann gab es einen Krieg und in der Folge wurde er dann enteignet und auch vertrieben und so weiter und sofort. Insofern, klar konnte er als einzelner Unternehmer, der eben der Bücherrevisor war, konnte er jetzt die Welt nicht verändern, so dafür war er dann auch zu unwichtig, auch zu klein. Aber wenn wir in Summe damals besser aufgepasst hätten, so was um uns herum passiert und es ist insofern auch ein nachhaltiges Unternehmertum, dann wäre das vielleicht nicht so ausgegangen oder wäre vielleicht gar nicht so passiert. Also auch wenn ich da rein aufs Geschäft achte, wenn meine Kunden weg sind, weil sie vertrieben sind oder weil wir einen Krieg haben oder weil die Ressourcen fehlen, also wir kommen am Thema Nachhaltigkeit und Haltung gehört auch ein Stück weit zum Thema Nachhaltigkeit, da kommen wir gar nicht dran vorbei, wenn man jetzt sein Unternehmen nicht auf kurzfristiges Business, sondern auf ein möglichst langfristiges Business konzentriert. Und Markenführung ist in der Regel langfristig orientiert, weil Markenführung recht teuer ist. Insofern weiß ich, dass mindestens die meisten Marken Nachhaltigkeit denken und einige kommunizieren es ein bisschen lauter und andere, sind eher in bisschen stillen Kämmerchen unterwegs.
Harald: Wenn ich das zusammenfassen darf, wenn ich es richtig verstanden habe, sagst du, dass zur Marke Nachhaltigkeit dazu gehört, weil alles andere nicht nachhaltig wäre. Ist das so ein Diktum?
Mirco: Ja, jaja, also klar, du kannst, du kannst ein bisschen Quick and Dirty dein Business aufbauen, machst oder klebst Logo drauf, aber das ist nicht nachhaltig, dann ist das nachhaltige wieder weg und das das äußert sich am schnellsten in Produktqualität, so und am langsamsten in der Haltung, so aber wenn man zum Beispiel auf die Familienunternehmern hier in Deutschland auf Mittelständ in Deutschland guckt, da sind die meisten Unternehmen schon auf gutem Wege, zumindest.
Tatjana: Quick and Dirty Zeit für eine Runde fixe Fragen. Was war denn der Punkt deines Lebens, an dem dir die Bedeutung von Nachhaltigkeit bewusst geworden ist?
Mirco: Die Nachhaltigkeit ist mir bei den Pfadfindern tatsächlich bewusst geworden. Mein Mitgründer bei den Pfadfindern, wir haben halb Europa zumindest wirklich zu Fuß erwandert oder im Kanu erfahren und so. Und egal wo wir waren, uns ist Verpackungsmüll, Zigarettenkippen und so, die haben wir überall gefunden. Nordnorwegen, irgendwo in Frankreich, überall in Deutschland, so, das belästigt, da ist mir die Nachhaltigkeit bewusst geworden.
Tatjana: Warum glaubst du, dass Nachhaltigkeit und nachhaltige Markenführung in den nächsten Jahren für den Wettbewerb entscheidend sein werden?
Mirco: Nachhaltigkeit wird bei Marken und auch sonst bei Unternehmen Wettbewerbsentscheidend sein, weil du sonst schlicht nicht mehr marktfähig bist. Also sag ich mal, du musst deine Lieferkette im Griff haben, du musst nachhaltig wirtschaften, Ressourcen, Knappheit, Energie wird wahrscheinlich irgendwann wieder günstiger und trotzdem musst du mit Energie haushalten und so. Du wirst einfach sonst nicht im Markt wirklich bestehen können, für die meisten, da wird es Ausnahmen geben, aber die meisten werden sonst an Grenzen stoßen denke ich.
Tatjana; Das Argument, mit dem du auch den ignorantesten Nerd überzeugst, nachhaltiger zu handeln.
Mirco: Schwierig. Wenn Menschen so gar keinen Bock drauf haben, ja muss man sich auch manchmal lassen, ich finde dieses Schiffbauargument war ganz spannend, stell dir vor du baust Holzschiffe, Segelschiffe im Mittelalter und machst alles Holz um dich rum nieder, dann wird es für den Schiffbau schwierig dann musst du das Geschäft einstellen, weil einfach kein Holz mehr da ist, so. Das ist das eingängigste Bild glaube ich mit dem man schnell und clear arbeiten kann.
Tatjana: Deine Definition von Nachhaltigkeit in einem Satz.
Mirco: Meine Definition von Nachhaltigkeit in einem Satz kann sein, zum Beispiel ein Unternehmen zukunftsfähig aufzubauen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
Tatjana: Und hast du eine bessere Alternative, statt des ausgeleierten Begriffs Nachhaltigkeit?
Mirco: Eine bessere Alternative als Nachhaltigkeit? Ich denke, Umweltverträglichkeit, geht immer noch, ist ein bisschen altbacken vielleicht, aber die Jüngeren kennen den Begriff wahrscheinlich gar nicht mehr. Insofern könnte man den schon wieder aufwärmen.
Tatjana: Jetzt mal ganz ehrlich, was ist dein persönlich unnachhaltigstes Produkt oder Angewohnheit? Wo cheatest du?
Mirco: Meine unnachhaltigste Angewohnheit, wo ich cheate ab und zu, ist, ich war gestern Abend beim Schwimmen und eigentlich mache ich es mit dem Fahrrad. Aber ich war echt platt, war langer Tag gestern und dann bin ich mit dem Auto zum schwimmen gefahren, wo es Quatsch ist, ich hätte genauso gut Fahrrad fahren können.
Tatjana: Das Gesetz mit Blick auf Nachhaltigkeit, das du schon morgen auf den Weg bringst, solltest du heute Bundeskanzler werden. Ich würde den Pfandsatz politisch anheben. Ich bin eigentlich nicht so ein großer Freund von Eingriffen in so Backroom Management in der Wirtschaft und so weiter aber Mehrweg Pfandsatz ist ein großes Thema bei Fritz-Kola, insofern würde ich schauen, ob die Wirtschaft das freiwillig macht oder ob ich das politisch anordnen muss, dass man nicht nur 18 cent Pfand für eine Pfandflasche zahlt, sondern 20 oder 25 cent Pfand.
Harald: Wofür ihr euch engagieren wollt oder sollt, lasst ihr neuerdings auch eure Community mitbestimmen. Die darf darüber abstimmen, in welchen Kategorien von Nachhaltigkeit sich eure Marke einsetzen soll. Auf Linkedin haben da 5.408 Menschen abgestimmt, letztes Mal, auf Insta 313. Sind das viele oder nicht, doch eher wenige, die sich interessieren angesichts von mehr als 90.000 Insta Follower für Fritz-Kola?
Mirco: Ja, ich bin jetzt kein Social Media Experte. Ich finde es auf jeden Fall einen guten Start. Bei Linkedin, denke ich mal, als Plattform beschäftigen sich die Menschen eher länger und intensiver mit den Inhalten. Auch gerade bei so Marken wie bei uns und haben eher den Mut sich auch noch mal da durchzuklicken, durch eine, durch so eine Abstimmung zum Beispiel. Insta ist ja doch eher sehr Quick and Dirty, sehr schnelles Medium. Und da finde ich, ist das eine okayische Zahl. Aber wie gesagt, da bin ich kein Experte. Wir kriegen auf jeden Fall aus diesen Abstimmungen eine Kommunikation mit unseren Konsumenten hin, kriegen Feedback, Rückmeldung, das hilft uns, wenn wir hier aus unserer Büro Bubble rausschauen, auch noch mal unser Gespür zu verbessern, was den Leuten wichtig ist, wichtig-wichtig ist und ob das im Einklang ist mit dem, was wir machen und tun oder eben nicht.
Harald: Und Ergebnis war, die meisten haben für, nämlich 40%, haben für den Einsatz für Mehrweglassflaschen und CO 2 Reduzierung gestimmt. Was bedeutet denn jetzt, dass denn jetzt für euch, ganz in Kürze bitte, wie pusht man noch mehr Mehrweg und wie reduziert ihr CO 2?
Mirco: Mehrweg heißt, wenn man es gut organisiert, ist es eine Reduktion von CO 2, weil man einfach keine neuen Verpackungen braucht und weil man, wenn man es gut macht, die Transportwege kurz organisiert. Wir haben oder wir bauen kontinuierlich unser Mehrweg Netzwerk aus. Jetzt haben wir angekündigt, dass wir ab nächsten Jahr, Anfang nächsten Jahres ein Werk in Ostbelgien an unser Netzwerk annehmen, wo in Glas Mehrweg viel investiert wird. Da werden wir Westdeutschland Teile für Westdeutschlands und Benelux mit Glas Mehrweg bedienen und auch mit Glas Mehrweg pushen, aktiv pushen tatsächlich. Insofern ist das ein Teil unserer CO 2 Reduktionsstrategie, wir kommen eben stark über unsere Mehrweggeschichte, und ja.
Harald: Nun gibt es euch ja auch in diesen kleinen, sehr smarten 0,25 Liter Flaschen, die es, so glaube ich, nur bei fritz-kola gibt. Das heißt aber doch, dass die anders als Poolflaschen immer zu euch zurücktransportiert werden müssen. Das ist dann eher nicht so hundertprozentig nachhaltig, oder übersehe ich da was?
Mirco: Ja, das muss man im Gesamtbild sehen. Wir nutzen im Supermarkt Poolflaschen, offene Poolflaschen, das heißt, diese drittel Liter Flasche und diese 5-Schraubflaschen sind offene Poolflaschen, die in unsere Kisten kommen, aus unserem Mehrweg Netzwerk mit einem möglichst, möglichst kurzen Transportwege. Die landen dann in unseren Kisten auch zurück, auch teilweise mit Fremdflaschen. Müssen wir dann durchsortieren und dann können wir die abfüllen. Unsere 0,2 Liter Flaschen sind keine Poolflaschen, das sind unsere eigenen Flaschen die wir für die Gastronomie nutzen. Also für Restaurants, cafés, Bars, Clubs und da nutzen das die Gastronomen, die bringen die Flaschen direkt dann in unserer Kiste zurück, die Kiste landet dann bei uns, insofern haben wir diese Durchmischung mit anderen Flaschen, wie wir sie im Supermarkt haben, haben wir da nicht. Da können wir dann eigene Flaschen nehmen.
Harald: Alles klar, Mirco, ihr bringt seit 2022 den vermutlich kürzesten Nachhaltigkeitsbericht Deutschlands heraus, der ist ganze 2 Seiten lang, im Extremfall und in Hamburg, wo wir hier sitzen, und wo ihr auch sitzt, habt ihr euren Nachhaltigkeitsbericht sogar in der Nähe des Hauptbahnhofs auf einer riesigen Out of Home Fläche plakatiert. Warum diese hanseatische Knappheit und wie reagieren die Leute darauf?
Mirco: Ja, Nachhaltigkeitsberichte gehören ja zu den Berichten, die nicht gelesen werden. Also wir können auch gucken, wir können auch gucken, wer unsere Nachhaltigkeitsberichte dann wie viele das auf unserer Homepage aufrufen, eigentlich niemand, paar klicken da mal durch. Wir wollten eigentlich zeigen, dass man das mit dieser Reduktion, dieser Kürze, dass man es auch kurz fassen kann und das man animieren kann, sich auch mit einzelnen Teilkomplexen zu beschäftigen, und das ist auch der Ansatz, dass man das, was wir machen, eben auch leicht verdaulich zugänglich machen können und auch in der breiten Leserschaft zugänglich machen können.
Harald: Das ist euch auf jeden Fall gelungen. Ich habe es nämlich gelesen und da las ich, dass ihr bis 2025, also nächstes Jahr vollständig auf nachhaltige Werbemittel umstellen wollt. Welche sind denn das und wie kommt man da hin?
Mirco: Eine der großen Positionen sind natürlich Kühlschränke, weil wir unseren Kunden auch häufig Kühlschränke ausleihen. Da weiß, einer unserer Lieferanten hat schon auf grünen Stahl umgestellt, und das sind teure, sehr langlebige Kühlschränke, die immer wieder repariert werden können. Die muss man also quasi selten wegschmeißen oder zum Recycling zurückbringen. Das ist ein großes, ein großes, nachhaltiges Thema bei uns. Grundsätzlich wollen wir unsere Werbemittel langlebig halten, dadurch sind sie einfach schon an sich langlebig, die Kleidung heute kannst du ja schlecht sehen, aber ich trage Fritz-Kola Kleidung, wie die meisten bei uns oder auch immer unsere Fans, aber auch unsere Mitarbeiter häufig auch im Außendienst grade. Sind so designt, dass sie zum Leidwesen einiger unkaputtbar ist und ewig hält und dass wir dann zum Beispiel interne Kleiderbörsen haben, wo man dann seine Sachen waschen kann, wenn man sich nicht mehr tragen möchte und wenn man den Arbeitgeber wechselt, dann kann man sie zurückgeben und dann können andere sich wieder davon aus dem Pool einfach bedienen, das ist einfach gelebte Nachhaltigkeit. Wir haben unsere Streumittel, Streuwerbemittel, heißt das -
Harald: Was sind das?
Mirco: Das sind so Kugelschreiber und so Kram, also allzu Kleinkram, was du weg verschenkst, so. Haben wir so weit, sag ich mal, reduziert auf ein Minimum, wo ich noch Challenge, ob wir das nicht noch weiter reduzieren können. Und wenn dann auf Langlebigkeit oder auf wirklich Holzkugelschreiber, den man auch in der hohen Qualität lange gerne selber nutzt und wenn man ihn dann nicht mehr nutzt, dass er dann wenigstens mit wenig Schaden entsorgt werden kann. Das sind so die Maßnahmen, die wir ergreifen, oder zertifiziertes Papier, zertifizierte Pappen, Kleidung und so weiter.
Harald: Ich las außerdem das Ziel, dass ihr bis nächstes Jahr den Anteil der Bio zertifizierten Rohstoffe in Fritz-Kola ohne Zucker auf 90% erhöhen wollt. Das ist natürlich einerseits ambitioniert und großartig, andererseits korrigiere mich, ist Zucker nach Wasser der wichtigste Bestandteil einer Cola, oder? Und wenn ihr einen Hebel für Bio umlegen wolltet, dann könnt ihr es so einfach tun, indem ihr den Zucker aus biologischem Anbau in eure Flaschen füllt. Oder ist das zu teuer oder warum macht ihr das nicht?
Mirco: Ja, haben wir uns lange mit beschäftigt. Wir wollten auch schon weiter sein, so, und als wir die Strategie aufgestellt haben, waren wir so ein bisschen im Happy Summerland hier in Deutschland, da war ja quasi Vor-Krisenzeit vor der Pandemiezeit. Aus der Zeit kommt es alles. Dann kam die Pandemie, dann kam der Ukrainekrieg, mit der Energiekrise und Kostenkrise. Insofern-
Harald: Das verspürt ihr auch, die Leute kaufen weniger Fritz-Kola?
Mirco: Ja, jaja, also wir sind, wir sind nicht gerade günstig, wir sind, sag ich mal so 1.19 eh so im Supermarkt zum Beispiel das ist nicht die billigsten da, nicht teuersten, aber auch nicht die billigsten. Wir merken das durch Konsum Zurückhaltung. Wir merken vor allen Dingen Kostendruck, ganz klar und Bio kostet viel Geld und wir stoßen da an Grenzen, das muss man fairerweise sagen. Das heißt, wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen, sein wollen würden, ja das ist ne Challenge, vor der wir immer noch stehen.
Harald: Also es wäre aktuell zu teuer. Ihr würdet dann bei Profitabilität an Grenzen stoßen, wenn ihr auf Bio Zucker umstellen würdet.
Mirco: Ja also das ist eine Frage der verfügbaren Menge. Die kann man sich auch aufbauen über Jahre und so weiter und wir müssen auch schauen, dass wir einfach weiter profitabel bleiben, als Teilnehmer der Marktwirtschaft. Ich wollte mal kurz, Mirco in eure Geschichte zurückgehen, die jetzt schon über 20 Jahre alt ist oder lang ist, nämlich du und dein Mitgründer Lorenz Hampel, ihr habt euch bei den Pfadfindern kennengelernt, las ich, und auf einer Interrail Tour entschlossen euch selbstständig zu machen und dann im Studentenwohnheim, du hast bereits erwähnt, Fritz-Kola gegründet. Ich las aber auch, ihr hättet auch, hätte auch ein Hostel sein können oder ein Coffeebar Shop, oder was ganz anderes, warum denn nun verdammt noch mal eine Cola?
Mirco: Wir hatten damals 7.000€, das haben wir so, das war so das Geld, das wir einfach hatten, dass so aus dem Ersparten, Bausparverträge und anderen so hatten und, und damit hat es nur gereicht für eine Cola. Also wir haben einfach mit anderen Leuten zusammen eine Cola produziert in so einer kleinen Brauerei und haben angefangen okay, geil Cola und so, in so gebrauchten Bierkisten in gebrauchten Bierflaschen, Etikett darauf geknallt und dann jetzt machen wir Cola-Verkauf in cafés, Bars, Restaurants und so hier in Hamburg und das war was einfach ging und was auch sehr viel Spaß versprochen hat.
Harald: Und das wollte ich immer schon mal wissen, wer oder was ist eigentlich dieser Fritz?
Mirco: Fritz an sich, von uns heißt niemand Fritz, leider, aber wir wollten mit Fritz einfach einen schönen norddeutschen Namen haben, also eher lustig. Das heißt, wir hatten damals eine Liste von über 40 Namen, haben uns in Hamburg vor so ein Einkaufszentrum gestellt und haben Passanten gefragt, welcher Name denn am besten passen würde zu so einer schönen, eher lustigen norddeutschen Marke. Und das war zum Glück Fritz. Und heute sage ich mal, wo wir auch im europäischen Ausland unterwegs sind, das ist ein echter Vorteil, weil es weist ganz klar zu uns weil ah, ne deutsche Cola guck mal, schmeckt gut, wie machen, warum machen denn deutsche Cola so, weiter so. Also es ist eher ein Anlass positiv über Fritz Cola zu sprechen.
Harald: Welche Namen standen auf Platz 2 und 3 der Liste? Welche waren ganz, ganz nah in der Auswahl?
Mirco: 2, 3 weiß ich nicht mehr, aber wir hatten auch so echt langweilige Namen wie Alster oder Elb Cola oder so. Also zum Glück haben das die Passanten damals durchschaut und das war Schrott.
Harald: Euer Ziel lautete, wenn ich es richtig las, wir wollen das Cola Monopol brechen. Frage, warum eigentlich?
Mirco: Weil es am meisten Spaß versprochen hat. Also wenn man sich zurück erinnert, Hamburg in den Neunzigern, das war so die Zeit, als wir so groß geworden sind, 80er, dann 90er Jahre, da gab es nur eine einzige Cola. Das war Punkt, das war die Cola, und nichts anderes gab es.
Harald: Kein Pepsi? Echt, okay.
Mirco: Also daran erinnere ich mich zumindest nicht. Das gab es bestimmt.
Harald: Okay, also nur Coca Cola.
Mirco: In unserer Blase, da gab es nur Coca Cola und da gab es bei Aldi, gab es natürlich River Cola. Klar, logisch, kennt man, aber das war das. Das heißt, und wenn du damals dann irgendwo in einen Club gegangen bist oder ein Café oder nach der Cola bestellt hast, hast du meistens ein Glas Cola ohne Eis gekriegt. Aus einer großen Plastiktasche ausgeschenkt, hast du meist so eine große, stille, braune Plörre gekriegt, und dann dachten wir, ah ja, das geht auch besser. Wir machen Cola in so kleinen Glas Mehrwegflaschen, so harmlos kann man trinken, eiskalt, und dann kann man wieder Bier trinken, was anderes machen oder so. Aber das ist das, was wir machen. Und das wird, auf jeden Fall werden wir da Kunden finden, das wird bestimmt Gastronom finden, die das auch gut finden, mal so eine Cola bei sich zu haben, anders als bei so einer großen Fahrmarke. Und es hat funktioniert und es hat vor allen Dingen uns viel Freude bereitet, damals mit unseren alten Autos durch Hamburg zu fahren, auch dann später Berlin, Köln und so, Amsterdam durch die Gastronomie zu Tegeln und einfach an tollen Gastronomen einfach unsere Cola zu verkaufen.
Harald: Was hättest du bei der Gründung gerne gewusst, dass du heute mittlerweile gelernt hast?
Mirco: Was hätte ich damals gewusst, gerne gewusst? Ich bin eigentlich dankbar dafür, dass ich so ein bisschen naiv da rein gestolpert bin. Ich habe einfach, wir hatten so einen Plan, eine DIN A4 Seite, da war alles aufgeschrieben, was für uns wichtig war, haben bewusst ganz viel ausgeblendet, wir fangen mal jetzt einfach an und ich mache uns jetzt nicht zu viel Kopf über alles. Das fand ich eigentlich ganz gut. Weil, doch es ist unfassbar viel Arbeit, so, muss sehr viel Geduld haben, dass ich dann Dinge entwickelt, dass man fertig wird, einfach weiter kommt und so. Die Geduld habe ich eigentlich gar nicht, aber ja, also Unwissenheit schützt auch manchmal.
Harald: Und lässt, nimmt euch Coca Cola eigentlich mittlerweile wahr oder lässt der Weltmarkt für euch abperlen wie ein abgestandenes Glas Coca Cola?
Mirco: Naja, also mein Gott, wir sind ja schon im Vergleich zu den anderen sind wir ja schon immer noch klein, ne so.
Harald: Ja, aber kann ja sein, dass Ihr da was mitbekommt, oder?
Mirco: Ja, also was, was wir schon sag ich mal als als Ritterschlag wahrgenommen haben war, wir haben hier am Hamburger Flughafen in der Sicherheitszone haben wir, wurden wir aufgefordert oder wurden wir eingeladen, Getränkeautomaten aufzustellen. Das heißt, wir haben Getränkeautomaten designt, die schön aussehen, groß sind, wo man von weitem schon von fritz-kola sehen kann, so wenn man durch diesen Flughafen rennt, die einfach geil aussieht, gut funktionieren und unsere Cola verkaufen und ein dreiviertel Jahr, ein Jahr später hat eine andere Cola Marke sie 1 zu 1 nachdesigned, 1 zu 1, also wirklich komplett gleich, nur ein anderer Schriftzug drauf, wo ich dachte okay das wird kein Zufall sein, das nicht, aber es ist ja, also Kopie ist ja dann schon auch eine Form der Anerkennung. Da waren wir eigentlich, haben wir uns gefeiert und haben uns auch da waren auch ein gutes Gefühl.
Harald: Woran liegt das eigentlich, dass so einzelne Studentenprojekt oder, also Newcomer Marken wie Gustave Gusto im Pizzamarkt beispielsweise, werden ja auch gerade von Dr. Oetker ordentlich nachgemacht, oder fritz-kola gerade so den etablierten Marken, die man eigentlich als für so unzerstörbar hielt, zumindest teilweise so den Rang ein bisschen ablaufen? Woran liegt das?
Mirco: Ich glaube, in einer, einen Sache natürlich, dass die anderen, die schon viele über 100 Jahre, wie viele Jahrzehnte sie schon im Markt sind, sehr etabliert sind, sehr breit sind manchmal sehr beliebig sind und natürlich sind Newcomer, das merken wir natürlich auch, wir sind jetzt aufch 20 Jahre auf dem Markt, sind spitzer, sind edgier, sind fokussierter, auf jeden Fall deutlich klarer mit dem was sie wollen und was sie nicht wollen, was sie machen, was sie nicht machen und so, das hilft natürlich. Und wenn du über 100 Jahre dabei bist, dann zerfranst du schnell, man macht noch das und jenes und so weiter, das machst du als Startup oder als jüngere Firma natürlich nicht.
Harald: Also spitzere Positionierung, als Konsument kann ich mich damit auch Imagemäßig bisschen mehr identifizieren als mit dem mit der alten Marke. Das sind so die, das sind so die Kriterien, die dann den Ausschlag geben.
Mirco: Es ist mehr als nur Positionierung als auch inhaltlich kannst du einfach anders rangehen. Also sag mal von sag ich mal vielleicht so als als Getränkeanbieter, wenn du ganz lange schnell dabei bist, dann willst du weiteres Wachstum generieren und bedienst dann so jeden einzelnen Trinkanlass mit deinen Verpackungen, mit deinen Getränken und so weiter. Das machst du natürlich, wenn du jetzt gerade startest, dann hast du dann 1/2 Trinkanlässe, also eine Verpackung und damit rennst du es und das machst du dann halt. Und das ist auch inhaltlich ein bisschen spitzer aufgestellt sein, nicht nur in der Positionierung.
Harald: Aktuell gebt ihr gerade expansionsmäßig so richtig Gas. Seit dem Frühjahr gibt es euch, glaube ich, in den Niederlanden, in Spanien haltet ihr Ausschau nach einem lokalen Abfüller. Insgesamt glaube ich, hab ich vorhin durchgezählt, seid ihr in 7 Ländern mittlerweile. Ihr habt aus dem Klaus Schmäing, den ehemaligen CMO von Burger King, jetzt bei euch. Warum gerade jetzt die Internationalisierung oder, muss man ja fast sagen, ihr seid 20 Jahre alt, warum erst jetzt und was ist euer Ziel?
Mirco: Spaß, immer noch, nach wie vor. Ich habe, ich arbeite gerne hier bei Fritz und will auch Spaß haben und zweitens denke ich mir, warum sollen wir nicht einfach auch in anderen Märkten stattfinden? Also wir haben viele Anfragen aus Spanien, zum Beispiel, wir haben einfach lange darauf gewartet, wir haben uns auch schon importiert, Polen ähnlich. Der einzige Markt, wo wir nicht so viel Nachfrage hatten, war Frankreich tatsächlich. Und wir wollen das Thema Glas Mehrweg noch vorantreiben, das ist echt tricky. Das heißt, wir haben jetzt neben unserem Glas Mehrweg auch eine Glas Einweg Pionierflasche, wie wir sie nennen, das ist eine Leichtglasflasche, die nicht mehrweg ist. Wo wir, sag ich mal, in die Märkte erstmal reingehen, die Märkte anfangen, so ein bisschen aufzubauen, zu gucken, dass wir ein bisschen eine gewisse Größe auch erreichen und dafür nutzen wir dann eben auch diese Hilfsmittel, um vor Ort dann eben auch etwas mehr voranzutreiben. Das ist ein bisschen im Einklang, es gibt ja auch, wen es interessiert, diese europäische Verpackungsordnung, die jetzt gerade neu gekommen ist, die jetzt alle europäischen Länder verpflichtet, Verpackungen auch zurückzunehmen, Einwegverpackungen, Mehrwegverpackungen teilweise einzuführen und so weiter. Recht komplex, mega schwierig, aber da schwimmen wir so ein bisschen mit.
Harald: Aber willst du mir sozusagen ernsthaft erzählen, dass sozusagen die Expansion eigentlich dem Durchsetzung des Mehrweggedankens dient und der Inhalt, die Cola sozusagen, nur nur das Vehikel ist, ausführt, auf dem ihr das nach draußen transportiert, ins Ausland, das mag ich fast nicht glauben.
Mirco: Du hast den Spaß vergessen. Ich will auch Spaß beim Arbeiten haben. Ich verreise auch gerne. Ja, also es ist es ist schon einfach eine Mischung aus Freude und Cola und was können wir alles bewegen, also warum wird man Unternehmer? Doch weil man einfach was bewegen, was machen will, so das ist halt ein bisschen das Unternehmerding. Und wenn man es nicht möchte, dann machen sie es eben nicht, insofern ja also andere Länder fragen, andere Fragen eben nach uns, auch in anderen Ländern, und das wollen wir auch, dem auch gerne nachkommen.
Harald: Du hast viel Spaß erwähnt, während viele Gründer ja an schnelle Skalierungen und irgendwann Exit denken, hattet ihr angeblich wunderbar pragmatische Ziele für eure Unternehmensgründung vor 20 Jahren. Ich las, es sollte ein Leben ermöglichen, das Spaß verspricht und dafür sorgt, dass man viel Zeit in netten Cafés verbringt. Finde ich großartig und natürlich muss man sich fragen, hat es denn jetzt endlich geklappt und wie viele Stunden verbringst du an einem durchschnittlichen Tag so im Café?
Mirco: Am Tag nicht so viel, aber über die Woche verteilt oder über den Monat verteilt, ist ja schon, bin ich mehr in der Gastronomie als der normale Bürger, der einen anderen Job hat, irgendwie, keine Getränke verkauft. Also Gastronomie ist schon so ein bisschen auch mein Hauptdorf.
Harald: Weil du dann den Markt beobachtest oder weil du gerne in Cafés rumhängst und konsumierst oder redest?
Mirco: Ich bin einfach gerne in der Gastronomie unterwegs, Cafés, Bars, Clubs, bisschen weniger aktuell, so, aber Restaurants. Also ich bin einfach gerne unterwegs und auch gerne in schönen Orten, das ist mein Lebensstil schon immer gewesen. Nicht da arbeiten, sondern da abhängen. Arbeiten soll da die anderen, deswegen verkaufe ich meine Cola, dann können die dann da arbeiten, das ist schon eine ganz nette Kombination.
Harald: Vorletzte Frage: Ist die fritz-kola Formel eigentlich genauso geheim wie, angeblich, die Coca Cola Formel Geheimnis?
Mirco: Ja, sie ist geheim und gleichzeitig, wer will, kann gerne ein Cola Rezept machen, was dann wahrscheinlich so ähnlich schmeckt wie fritz-kola oder genauso oder, ist auch keine Raketenwissenschaft. Also es geht schon, wenn man sich damit beschäftigt, kann man sich damit beschäftigen, so aber natürlich ist unsere Rezeptur gemein.
Harald: wo steht der Tresor, wo die Formel, in dem die Formel verschlossen ist?
Mirco: Irgendein Serverraum, wahrscheinlich.
Harald: Man könnte sich, man könnte sich schon reinhacken.
Mirco: Ja, aber wahrscheinlich einfacher wäre es, einfach weiß ich nicht, ChatGPT fragen bitte machen wir eine Cola.
Harald: Und wenn du den fritz-kola Geschmack beschreiben würdest, würdest, was ist der Unterschied, der größte Unterschied zwischen anderen? Es ist viel viel Koffein oder was anderes? Mirco: Ja, also das ist viel Koffein. Das schmeckt du, wenn du, wenn du es wirklich verwillst ist, ein bisschen, so was herbes. Also dieses Koffein hat mehr Wirkung als Geschmack, wir sind von der Geschmacks Anmutung sind wir bisschen weniger süß als andere Colas, aber wir sind immer noch süß. Also ein anderes, also ist klassisches Geschmacks Cola Profil so, aber ein Tick anders, obwohl wir immer noch in dieses klassische Cola Profil reinpassen, wenn man das will.
Harald: Ist es über all die Jahre unverändert geblieben oder habt ihr mal geschraubt?
Mirco: Veränderungen an Rezepten oder an, so wie die Cola wahrgenommen wird, das gibt es vielfältige Einflüsse. Das ist das Rezept, dass ist das Wasser, dass ist der Produktionsprozess, der Abfüllprozess tatsächlich, nicht zu unterschätzen, insofern, wenn es einem gelänge, die erste Cola gleich nach zu produzieren und in der Cola, wie sie heute zum Beispiel einen unserer Standorte produziert wird im Norden, dann würde man Unterschiede daraus schmecken. Aber man schmeckt auch sonst Unterschiede heraus, weil einfach so viele Faktoren sorgen für den Geschmack, dann kann man, da kann man aber ich sag ich mal jedes, jede Limonade oder Cola nehmen und gucken, da sie rein schmecken. Ich habe es gerade neulich gemacht, auch für Wettbewerbsprodukte und so und ist lustig, welche Nuancen man da rausschmecken kann, auch Unterschiede.
Harald: Krass. Mirco, letzte Frage, wo wirst du in 10 Jahren sein? Immer noch bei fritz-kola oder endlich 100% im Café?
Mirco: Mehr im Café, immer noch bei fritz-cola und immer noch mit viel Freude, vielleicht auch mehr in der Flughafenlounge oder noch mehr im Zug. Meine Bahn Card 100 mal ausreizen, so richtig. Und hoffen mal, mal schauen wie weit ich mit der Bahn komme, ob ich das auch bis Spanien schaffe oder so, das wird jetzt in 10 Jahren auch schon.
Harald: Drück die Daumen, dass es klappt. Für heute erstmal vielen herzlichen Dank für das großartige Gespräch.
Mirco: Danke dir für die Einladung.
Harald: Sustainable Brand Stories ist Teil des Brand eins Podcasts Netzwerks und damit eines Netzwerks unabhängiger Business Podcast. Wir machen Wirtschaft erleb und hörbar. Mit dabei sind zum Beispiel Subscribe Now. Hier stellt Lennart Schneider Konzepte vor, mit denen ihr Abonnent:innen gewinnen und glücklich machen könnt. Um digitale Geschäftsideen geht es im Podcast digitale Optimisten mit Alexander Mrodzek, im Planetary Podcast wiederum diskutieren Brand 1 Host Frank Dahlmann und Fridjof Detzner von Planet Aventures über Wirtschaft in planetaren Grenzen. Alle Podcasts findet ihr auf Podcasts.Brandeins.de, Brand 1 als Wort ausgeschrieben. Schaut hier doch mal rein und hört vor allem rein, denn langweilig, das können wir versprechen, wird es nie.
Tatjana: Vielen Dank fürs Zuhören. Für weitere Infos, schaut gerne in die Shownotes und abonniert den Podcast, um keine Folge zu verpassen.