Good design needs good people:

SP People Edition #2 - Julia Geisendorf & Markus Riedle

Heute am Start: Julia und Markus. Die beiden arbeiten in den Bereichen Motion und UX. Wo sind hier die Schnittstellen? Wo sehen die beiden die Trends der Branche? Und welche Buzzwords sollte man sich definitiv merken? Watch out for SP People #2.

Bei STRICHPUNKT arbeiten Menschen, die mit Herzblut an die Arbeit gehen. Gemeinsam möchten sie an Herausforderungen wachsen und sind stets an mutigen, kreativen und ungewöhnlichen Ergebnissen interessiert. Grund genug diese Menschen näher kennenzulernen.

Hi Ihr 2, was machen Eure Teams bei STRICHPUNKT?

Julia: Grob zusammengefasst geht es beim User Experience Design um die intuitive Gestaltung und Entwicklung digitaler Produkte mit dem Ziel, ein durchweg positives Nutzungserlebnis für UserInnen zu schaffen. Um dies zu erreichen, muss der gesamte Prozess berücksichtigt und gestaltet werden. Angefangen bei der Entstehung eines Problems, über den ersten Kontakt zum Produkt, bis hin zur eigentlichen Nutzung des Produktes. Alles ist auf die Aspekte Design, Usability, Funktionalität und vor allem den Bedürfnissen der Zielgruppe ausgerichtet.

Unsere Arbeit beginnt mit der Analyse der potentiellen UserInnen sowie der Untersuchung des Absenders (= Unternehmen) und dessen Mitbewerber. Daraus werden dann Hypothesen abgeleitet, welche in Konzepte übersetzt und zunächst in Form von einfachen Wireframes und User Flows dargestellt werden. Danach geht man immer tiefer ins Detail, man testet, korrigiert, ändert und zum Schluss wird es dann hoffentlich umgesetzt (lacht).

Markus: Das Leistungsspektrum eines Motion Designers bei Strichpunkt reicht von Logo Animationen für 2D und 3D Logos, über animierte Key Visuals und 3D-Renderings, bis hin zu kompletten Motion Guidelines. Gerade bei Brand Portalen wie wir sie bspw. für Audi oder DPDHL Group entwickelt haben, sind Motion Toolkits ein Must-Have-Asset geworden. Diese kundenspezifischen Bewegtbildrichtlinien beinhalten definierte Bauchbinden, Kapiteltrenner, Intro-Animationen und die dazugehörigen Motion Graphic Templates. Es werden Filmlooks festgelegt und Bewegungskurven definiert. Wir arbeiten mit der gesamten Adobe Software Palette, über Cinema 4D bis hin zu Game Engines und Grading Suites. Auch für kompakte bis mittelgroße Filmproduktionen haben wir ein weites Spektrum an High End Kamera Equipment im Repertoire.

Wo sind Eure Schnittstellen?

Julia: Wir haben recht viele Schnittstellen. Am häufigsten arbeiten wir jedoch zusammen, wenn es um die detaillierte Visualisierung von Produktideen und Visionen geht. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem UX- und dem Motion-Team ist aber auch bei der Entwicklung von Motion Guidelines gefragt. Dabei definieren wir gemeinsam Animations-Abläufe für die Interface Elemente einer Marke oder eines Produktes.

Markus: Wir haben eine große Bandbreite an Kunden und Themenbereichen, die an uns herangetragen werden. Durch den Motion Touchpoint sind wir in so gut wie jedem Projekt in der Agentur vertreten und haben damit viele Schnittstellen. Bewegte Bilder sind ein optimales Medium, um unsere SP-Cases darzustellen. Sie sind zudem ein überzeugendes Element in jeder New Business Präsentation. Wenn es schnell gehen muss, werden Clickdummys häufig zuerst einmal animiert bevor es in die Development Abteilung geht. Diese basieren dann auf den Layouts und Wireframes des UX-/UI Teams.

Was sind die Trends in Eurem Bereich und wo spürt Ihr diese auf?

Markus: Besonders in der süddeutschen „Animations-Hochburg“ Stuttgart gibt es etliche Veranstaltungen, bei denen man sich inspirieren lassen kann, allen voran das ITFS und die FMX. Glücklicherweise haben wir bei SP auch die Möglichkeit, weiter entfernte Fachmessen zu besuchen. Wir waren z.B. dieses und letztes Jahr bei der Game Developer Conference in San Francisco, um uns mit den neuesten Entwicklungen im Bereich Gaming, eSport und VR/AR aufzuladen. Ansonsten sind Podcasts mit Interviews von Größen in der Szene eine gute Inspirationsquelle. Es lohnt sich folgende Seiten zu Besuchen: The Collective Podcast, Motionographer und Art of the Title. Außerdem kann ich jedem das Buch Snow Crash von Neal Stephenson empfehlen.

Julia: Zum einen gängige UX, Tech und Design Seiten wie uxplanet, Codrops, Techcrunch, Awwwards, Wired, The Next Web, Muzli etc. Darüber hinaus bieten Podcasts, Artikel, Bücher, Blogs aus den Bereichen Soziologie, Psychologie, Politik und Kultur die Möglichkeit gesellschaftliche Trends und Tendenzen zu verstehen und bestenfalls entsprechend darauf eingehen zu können (zB. School of Life, Vice, Jung & Naiv Podcast).

Welche dieser Trends setzt ihr bei STRICHPUNKT bereits um?

Julia: Das mag sich jetzt zwar abgedroschen anhören, aber „Künstliche Intelligenz“ ist und bleibt vermutlich noch eine Weile DAS große Thema. Hier bei STRICHPUNKT haben wir beispielsweise den Layout Creator für die Deutsche Post DHL Group entwickelt. Das ist ein auf künstlicher Intelligenz basierendes Web Tool, mit dem Mitarbeiter weltweit ganz einfach hochwertige Layouts z.B. für Poster erstellen können, die immer on-brand sind. Spannend dabei ist vor allem das richtige Gleichgewicht zwischen dem Einfluss der KI und dem Einfluss der UserInnen auszuloten. Also konkret: Welche Freiheiten haben UserInnen beim Gestaltungsprozess und welche Entscheidungen werden durch die KI getroffen.

Markus: Ein gutes Beispiel sind multifunktionale Logos wie das Weltmeister Living Logo, welches gleichzeitig auch als Assistent funktioniert. Wir haben für mehrere Kunden Konzepte für interaktive Assistenzsysteme entworfen und visualisiert. Außerdem werden immer häufiger Themen wie Augmented Reality Anwendungen, Social Media Filter, 3D/2D Character sowie 3D-Druck angefragt. Es ist definitiv eine spannende Zeit momentan!

Was bedeutet für euch Mut?

Julia: Mut bedeutet für mich, sich nicht in erster Linie danach zu richten, was von der breiten Masse als fancy wahrgenommen wird und sich deshalb gut nach außen darstellen lässt. Man tendiert zu oft dazu, einfach nur Dinge zu übernehmen, die schon mal gut angekommen sind.

Markus: In After Effects ohne Auto-Speichern zu arbeiten. ;) Nein, mal im Ernst: Für mich bedeutet Mut, neue Wege zu gehen und ungewöhnliche Lösungsansätze umzusetzen. Dabei ist es mir wichtig, mir konstant persönliche Herausforderungen zu stellen.

Ein Blick in die Zukunft aka Buzzword Bingo - welche Buzzwords werden wir 2019 und 2020 noch richtig oft hören? Und wovon würdet Ihr gerne in der Zukunft mehr sehen?

Julia: Wie vorher schon erwähnt, der Begriff “AI” wird auch noch in den nächsten Jahren ein riesiges Thema bleiben. Das Gleiche sehe ich auch bei anderen, schon mehr oder weniger bekannten Begriffen wie Machine Learning, VR, AR und e-sports. Was ich mir jedoch wünschen würde, wäre ein stärkerer Fokus auf Begriffe wie Accessibility, Inklusion und digital ethics.

Markus: Eine sehr spannende Tendenz ist das immer häufiger eingesetzte Echtzeit-Rendering. Hierbei werden Bilder sehr viel schneller berechnet als mit herkömmlichen Methoden. Dadurch ergeben sich extrem spannende Möglichkeiten für die Erstellung von Filmen, Spielen und Interaktiven Anwendungen. Auch dort wird AI zur Reduktion des Bildrauschens eingesetzt.

Durch die zunehmende Immersion bei Videospielen und den gezielten Dopaminschüben, die mobile Endgeräte beim Benutzer erzeugen, besteht die Gefahr der Abhängigkeit oder der Realitätsflucht. Ich denke, man sollte sich damit bereits heute intensiv auseinandersetzen, da diese Problematik für kommende Generationen zunehmend komplexer wird.

Ansonsten hier noch eine ganze Menge an Buzzwords: sustainability - mindfulness - virtual assistant - AI - machine learning - smart city - IOT - spatial computing - mixed reality - real time raytracing - Metaverse - transhumanism - biohacking

Was sind Eure persönlichen Visionen bei SP?

Julia: Gerade im medizinischen Bereich gibt es viele tolle Konzepte für Menschen mit Behinderungen, die man zwar ausgearbeitet und getestet, letztendlich aber mit der Begründung “wirtschaftlich nicht relevant” nie umgesetzt hat. Ich fände es super spannend, genau dort ansetzen zu können. Also wie kann man ein Konzept, das für eine relativ kleine Nische entwickelt wurde noch nutzen, damit die Kosten für dessen Umsetzung gerechtfertigt werden können?

Markus: Ich denke man kann unsere Fähigkeiten mit allen Sinnen zu kommunizieren und die Macht der emotionalisierenden bewegten Bilder gezielt dafür einsetzen, auf Missstände aufmerksam zu machen und über komplexe Sachverhalte zu informieren. Es gingen schon einige Projekte in diese Richtung, ich bin gespannt was noch folgen wird. Dann wäre da noch die Konzeption eines holistisches Markenerlebnis im Metaversum ;-)