Stakeholder Reporting: Moritz Sckaer

Attention, omnibus! What will happen to sustainability reporting now?

Omnibus is the name of the package of directives with which the European Union recently made an unscheduled stop on the way to its Green Deal. Its sustainability reporting obligation, which had caused quite a stir in the business community under the name CSRD, fell by the wayside.

What does the Omnibus Directive mean for companies? Will the sustainability reporting obligations remain - and if so, how many?
Moritz Sckaer, Partner at Forvis Mazars and Managing Director of the Stakeholder Reporting agency, tells us. Moritz advises brands such as Merck, Fresenius and Deutsche Telekom on sustainability reporting and is considered one of the leading experts on reporting. He explains to us what happens now and what added value can be found in sustainable balance sheets - even if the bus has just left the station.


Harald: Omnibus heißt das Richtlinienpaket, mit dem die Europäische Union kürzlich auf dem Weg zu ihrem Green Deal einen außerplanmäßigen Halt eingelegt hat. Auf der Strecke blieb dabei ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung, die unter dem Namen CSRD für ziemliche Aufregungen in der Wirtschaft gesorgt hatte, jetzt aber deutlich ausgebremst wurde. Was bedeutet die Omnibus Richtlinie nun für Unternehmen, bleiben die Pflichten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung und wenn ja, wie viele? Das verrät uns Moritz Sckaer, Partner bei Forvis Mazars und Geschäftsführer der Agentur Stakeholder Reporting. Moritz berät unter anderem Marken wie Merck, Fresenius und Deutsche Telekom in Sachen Sustainable Reporting und gilt als einer der führenden Experten in seinem Feld. Moritz erklärt uns, wie es jetzt weitergeht und welcher Mehrwert in nachhaltigen Bilanzen steckt, auch wenn der Omnibus gerade abgefahren ist.

Tatjana: Willkommen zu Sustainable Brand Stories, dem Podcast für nachhaltig erfolgreiche Marken und Kommunikation, präsentiert von Strichpunkt Design und Teil des Brand 1 Podcast Netzwerks.

Harald: Moritz, vor ungefähr eineinhalb Jahren haben wir im Podcast ein Gespräch mit deiner Stakeholder Reporting Kollegin Carolin Friedrich zur Frage geführt, die damals viele Umtrieb. Nämlich, wie kriegen wir unser CSRD Reporting gewuppt, also die Pflicht zur detaillierten Nachhaltigkeitsberichterstattung, die damals im Raume stand? Diese Frage hat sich jetzt mit dem sogenannten Omnibus Paket eigentlich komplett überholt, oder?

Moritz Sckaer: Jein also für gewisse Unternehmen hat es sich zu einem gewissen Grad entspannt, für gewisse Unternehmen ist noch nicht ganz klar, wie es weitergeht, aber vor allem für Großkonzerne war es immer noch sehr relevant, was dort passiert ist, global agierende Konzerne. Das heißt, kleinere Unternehmen, für die ist das Thema etwas entspannter geworden ,das ist richtig, als es damals der Fall war.

Harald: Das hast du schön diplomatisch ausgedrückt, vielleicht mal kurz zum Recap, wovon wir heute hier eigentlich sprechen; Omnibus ist dir natürlich total klar, das sogenannte Omnibus Paket der Europäischen Union ist ein Gesetzespaket, das unter anderem die Lieferkettenrichtlinie, die viel umstrittene, und die Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung CSRD abschwächen soll. Beide Richtlinien waren Teil des Green Deals der Europäischen Union und sollen jetzt zugunsten von mehr Wettbewerbsfähigkeit, so das Argument, eingedampft werden. Konkret heißt das vermutlich, ein nachhaltiges Bericht nach Corporate Sustainability Reporting Directive sollen künftig nur noch Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern erstellen müssen, wenn ich es richtig gelesen habe. Außerdem soll der Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen eingedampft werden, um 80% und für große Kapitalgesellschaften, die sollen berichten, müssen aber erst ab dem Geschäftsbericht 2027. Soweit ungefähr der, was in dem Omnibus an Passagieren mitfuhr, habe ich was Wichtiges übersehen?

Moritz Sckaer: Ja, Jein. Also es gibt sehr viele kleine Details, glaube ich, auf die man noch eingehen könnte bezüglich Umsatzgrenzen oder wie international das Unternehmen aufgestellt ist und was dort auch historisch umgesetzt wurde, weil in Deutschland zum Beispiel die CSI, die letztes Jahr nicht umgesetzt wurde, aber in Frankreich schon umgesetzt wurde und somit sich auch gewisse regulatorische Entwicklungen immer mal wieder überholen. Grundsätzlich ist das, was du gesagt hast, richtig. Es gibt noch gewisse Ausnahmen für alte Berichtspflichten wie die NFRD, die dann auch aktuelle Berichtspflichten ausgelöst hat, für Großkonzerne, international agierende Konzerne und insofern ist die Gemengelage, um es kurz zu fassen, sehr komplex, aber ich denke, wir sollten jetzt nicht über Umsatzgrenzen oder dergleichen zu stark diskutieren und was, was da für Implikationen sind. Kurz gefasst würde ich sagen, für viele, viele Unternehmen, die, dass die Regulatorik betroffen hat, ist eine Verzögerung um 2 Jahre jetzt vorgesehen. Das ist so gut wie durch, das ist sehr klar in in der eu entsprechend diskutiert und festgelegt worden für Unternehmen, die schon unter alte Berichterstattungspflichten gefallen sind, das sind vor allem große börsennotierte Unternehmen. Gilt eine, weiterhin eine Verpflichtung zur Berichterstattung und für kleine Unternehmen, unter dieser 1000 Mitarbeitergrenze, ganz simplifiziert gesagt sozusagen ist, ist es deutlich entspannter geworden, was die Verpflichtung angeht, ja.

Harald: Entspannt ist der Euphemismus für weggefallen, oder?

Moritz Sckaer: Ja, es ist ein Euphemismus für temporär nicht ganz klar, wie die Verpflichtung aussehen wird, aber erst mal die Verpflichtung, die es vorher für 500 Mitarbeitergrenze gab oder 250, jetzt kommen wir schon sehr in Details wieder.

Harald: Was sollen die Unternehmen denn tun, die sich auf das CSRD Reporting vorbereitet hat und jetzt aber gar nicht dazu verpflichtet sind, zumindest erstmal nicht? Die können jetzt einfach alle Werkzeuge fallen lassen oder und viel Geld sparen nebenbei.

Moritz Sckaer: Jein, also zu einem gewissen Grad können sie angestoßene Prozesse noch mal überdenken und schauen, weil sie etwas mehr Zeit haben. Der Großteil der Unternehmen hat etwas mehr Zeit gewonnen, nicht unbedingt, ist komplett rausgefallen und reevaluieren, was für Themen man nach vorne heben möchte und wie man diese längere gewonnene Vorbereitungszeit sozusagen nutzen möchte. Aber ich glaube, was wichtig dabei ist, zu betrachten ist, viele Unternehmen sind diesen Pfad ja schon gegangen, bevor es eine Pflicht war. Einfach aufgrund von verschiedenen externen Druckszenarien aufgrund von Anforderungen im B2B Geschäft oder dergleichen und diesen Weg weiter zu gehen und vor allem so zu gehen mit den Themen, die für das eigene Geschäftsmodell vor allem wichtig sind, ist glaube ich weiterhin sehr relevant. Muss man sich da um diese riesengroßen sozusagen CSRD Anforderungen, die da teilweise kamen, so viel Sorgen machen wie noch vor 1-2 Jahren, nein, das ist entspannter geworden, aber das Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung und auch das Erheben zum Beispiel von CO 2 Kennzahlen, das ist nicht weggegangen, dadurch, dass eine Regulatorik jetzt nicht da war, es war ja vorher auch schon ein relevantes Thema.

Harald: Also konkret gesagt, wenn ich Lieferant bin, was ja die meisten Unternehmen Lieferant von irgendjemand sind, könnte es wertvoll sein, eine CO2 Bilanz zu erheben? Scope 1, 2, 3, um es sozusagen an meinen Lieferantenverträgen angeben zu können, Oder ich könnte Schwierigkeiten bekommen, wenn ich dazu nicht in der Lage bin, ist das so ein Beispiel, was dir vorschwebt?

Moritz Sckaer: Genau, also sehr konkret erleben wir, dass viele Unternehmen, also auch kleinere Unternehmen, in der Lieferkette von großen Unternehmen Anforderungen bekommen, ihre CO2-Kennzahlen, zum Beispiel, zu veröffentlichen und diese vielleicht noch gar nicht erhoben haben. Und das ist natürlich dann, wenn ein Einkauf sagt, ich drohe dir in 1,2, 3 Jahren mit einem Delisting, dass ich nicht mehr von dir diese Produktmittel,l oder was auch immer dort verkauft wird, abkaufe, dann ist das ein ziemliches Problem und dann hat die Nachhaltigkeitsberichterstattung weiterhin eine sehr hohe Bedeutsamkeit für diese Unternehmen, und zwar eine strategische und nicht nur eine regulatorische.

Harald: Vielleicht können wir da mal im konkreten, fiktiven, aber konkreten Beispiel reingehen? Nehmen wir an, ich wäre Geschäftsführer oder Marketingverantwortlicher bei einem Schwäbischen Mittelständler, 500 Mitarbeitende, ein Unternehmen also, dass auf absehbarer Sicht keinen Nachhaltigkeitsbericht abliefern muss. Was empfiehlst du mir in puncto Reporting und was in puncto Nachhaltigkeitskommunikation?

Moritz Sckaer: Also was wir erleben und ich finde auch das Beispiel mit 500 Mitarbeitern sehr gut gewählt, weil das ist tatsächlich etwas, wo sozusagen diese Grenze des Aufwands und des Ertrags oft sehr heiß diskutiert wird. Kleinere Unternehmen haben meistens überhaupt nicht die Ressourcen grundsätzlich und größere Unternehmen setzen sich meistens schon länger damit auseinander. Es ist vor allem wichtig, glaube ich, die Vorreiterrolle, die man eventuell in dem Thema einnehmen möchte. Sei es zum Beispiel im B2B Geschäft oder auch seinen Mitarbeitenden gegenüber zu evaluieren, also in welchen Themen möchte ich eigentlich Vorreiter sein, zum Beispiel im Umgang mit der eigenen Belegschaft, das ist oft diesen Unternehmen sehr wichtig, da Vorreiter zu sein im sozialen, aber auch Umweltthemen werden selten von diesen großen Mittelständlern oder Mittelgroßen / -kleinen Mittelständlern, je nachdem, wie man es schneiden möchte, halt auch oft hochgehoben. Und ich glaube, der Umgang damit wird oft als sehr aufwendig gesehen, aber eigentlich mal eine Kennzahl zu erheben, sich mal ein 2 Themen anzugucken, sei es im Bereich Klimaschutz oder Biodiversität oder Wasserverbrauch, und man merkt, dass diese Informationen doch in der Organisation da sind, dass man die erheben kann und dass es eventuell gar nicht so aufwendig ist, wie man zuerst gedacht hat.

Harald: Ein Kollege von einer anderen Nachhaltigkeitsberatung, die sich ausschließlich darauf spezialisiert, hat mir vorletzte Woche klipp und klar, aber unter uns gesagt, der Markt für nachhaltiges Reporting ist tot. Ist der Mann zu pessimistisch oder ist das eine Beobachtung, die du teilst?

Moritz Sckaer: Das ist eine Beobachtung, die ich nicht teile. Ich glaube, was, was ich zustimmen würde, ist, dass der Markt für Compliance oder regulatorikgetriebene Nachhaltigkeitsberichterstattung angespannter geworden ist, deutlich angespannter. Ich sag ja auch deutlich angespannter sozusagen. Aber es gab ja einen Markt der Nachhaltigkeitsberichterstattung, also wir jetzt bei Stakeholder Reporting Teil von Forvis Mazars machen das seit über 20 Jahren. Und bis vor 4, 5 Jahren, je nachdem, wann man es ansetzen müsste, 2016 ungefähr, war Regulatorik und Nachhaltigkeitsberichterstattung eigentlich überhaupt kein Thema. Dann hat es langsam angefangen mit sehr simplen regulatorischen Anforderungen, mehr und mehr freiwillige Standards kamen rein und jetzt eben ist es auf einmal ein riesiges Verpflichtungsthema geworden. Aber ich glaube, es ist eher eine Rückbesinnung zu dem, wofür eigentlich Nachhaltigkeitsberichterstattung da war. Und das war eben transparent, die Entwicklung im Bereich Nachhaltigkeit für Unternehmen aufzuzeigen. Und das ist nach wie vor sehr existent und wir erleben auch viel mehr Rückbewegung zu Stakeholder orientierten Kommunikationsformaten, statt Regulatorik orientierten Kommunikationsformaten. Also was für Interessensgruppen interessieren sich eigentlich für meine Nachhaltigkeitsthemen, und auf die gehe ich jetzt viel mehr ein, als ich das früher vielleicht gedacht habe vor 1, 2 Jahren wo ich dachte, so ich versuche jetzt hier ticking the Box Regulatorik zu machen.

Harald: Aber auch da muss man ja leider sagen, das zeigen die Zahlen, ist die, das Interesse massiv zurückgegangen. Also zumindest wenn die Bundesdeutschen fragt, was so ihre Top Sorgen sind, landet der Klimawandel, die Klimakrise nicht mehr unter den Top 5. Das war vor 3, 4 Jahren komplett anders, also auch in der Hinsicht hätte ich doch als Unternehmensverantwortlicher eigentlich weniger, also wenn wir zur ökologischen Nachhaltigkeit betrachten, soziales ist ein anderes Thema, hätte ich aber auch als Unternehmensverantwortlicher weniger Motivation, mich groß zu engagieren oder, also rein aus intrinsischer Motivation natürlich, weil die Kunden und die, die Kunden fragen es eigentlich nicht mehr so groß nach.

Moritz Sckaer: Ja, ich glaube also, sehr simpel betrachtet würde ich dir zustimmen, sozusagen. Es ist gesellschaftlich eine Rückbewegung im Bereich Nachhaltigkeit erkennbar. Da muss man nicht nur in die USA gucken, man sieht es ja teilweise auch in Europa, Deregulierung, Simplifizierung und dergleichen. Aber Nachhaltigkeitsthemen sind ja keine Themen, die entkoppelt sind, sozusagen vom Unternehmenszweck. Es sind Themen des Risikomanagements, also zum Beispiel habe ich Klimawandelrisiken an verschiedenen Standorten von mir. Das ist im Risikomanagement von Versicherungen ein sehr großes Thema, die eventuell gewisse Gebäude oder Infrastruktur versichern wollen, aber auch von den Entwicklern, Real Estate, die dort entwickeln wollen, oder große Rückversicherungsprojekte von, in Hochrisikogebieten. Es hat deutlich an Bedeutung im Risikomanagement gewonnen. Der Klimawandel an sich, wie entwickelt sich das bis 2050 2100, da gibt es sehr belastbare Modellierungen, die eben akute Geschäftsrisiken aufzeigen. Darüber hinaus sind ja auch Nachhaltigkeitsthemen wie zum Beispiel Erneuerbare Energien, Elektromobilität oder auch Biolandwirtschaft oder dergleichen schon auch vom Markt getriebene Themen, die direkt mit Nachhaltigkeitsthemen zusammenhängen. Das heißt ESG Performance, also Umwelt, Sozial, Governance Performance Management rückt in den Fokus, auch außerhalb dessen, was vielleicht im Reporting gefordert wird und auch, was vielleicht von der Gesellschaft gefordert wird, einfach als Geschäftsfeld außerhalb der Regulatorik und als Teil der Unternehmensstrategie.

Harald: Okay andererseits hat die EU ja ihr Runterdampf von der CSRD Gesetzgebung unter anderem damitcbegründet, dass sie die Wettbewerbsfähigkeit stärken wolle. Und hat sie nicht damit eigentlich quasi indirekt bestätigt, dass Nachhaltigkeit ein Wettbewerbshemmnis ist bzw es war, also hat sie sich unfreiwillig ehrlich gemacht.

Moritz Sckaer: Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe die Argumentation mit dem Wettbewerb nicht ganz verstanden. Ich verstehe sie bis heute nicht ganz, weil eigentlich war die Regulatorik gedacht, den Wettbewerb zu stärken, indem man bessere Vergleichbarkeit hat. Das heißt, Unternehmen spielen auf dem gleichen Level Playing Field, berichten die gleichen Kennzahlen und man kann besser vergleichen, zum Beispiel durch Ratings im Bereich Nachhaltigkeit, welches Unternehmen eigentlich in diesen Themen, Themenfeldern Vorreiter ist und eventuell auch dann im Bereich Innovation Vorreiter sind. Ich glaube, was ich sehr gut nachvollziehen kann, ist zu sagen, vielleicht war es sehr ambitioniert diese ganze Themenpalette aufzuwerfen, innerhalb von wenigen Jahren und man hätte sich vielleicht auf wenige Themenfelder wie zum Beispiel Klimaschutz und eigene Mitarbeitende als erstes fokussieren können und dann weiter in Lieferketten reingehen und dann auch weiter in weitere Themen wie zum Beispiel Wasser, Biodiversitätszirkularität, reinzugehen. Also ich glaube, eine Deregulierung oder eine Simplifizierung jetzt im ersten Schritt ist sehr nachvollziehbar. Das Thema Wettbewerb war eigentlich immer einer der Treiber dessen, also dass man sagt, hier sind wir im Wettbewerb, aber wir haben keine vergleichbaren Daten und die ESG Ratings oder die Ratingagenturen die Umwelt Sozial Performance bewerten wollen, sind nicht wirklich vergleichbar mit dem von Finanzinformationen und dadurch können Investoren und ein effizienter Kapitalmarkt halt eigentlich nicht wirklich gut darauf zurückgreifen und agieren. Daher ist das Argument für mich nicht ganz nachvollziehbar. Ich würde es eher andersrum sehen.

Harald: Liegt es vielleicht aber auch ein bisschen an der durchaus mitunter komplizierten und bedenkerträgermäßigen Art der Kommunikation zum Thema Nachhaltigkeit? Ich las durch einen Artikel von Professor Ioannu von der London Business School in Forbes, der schrieb, Zitat, “Die Diskussion über Nachhaltigkeit war Technokratisch, voller Akronyme und Abstraktion. Netto 0 bis 2015 scope 3 Emission, und so weiter und sofort. Diese Begriffe mögen wichtig sein, aber sie sind nicht inspirierend, und wenn Nachhaltigkeit als ein Elitenprojekt dargestellt wird, ist es für die Gegner erleichtert, sie als Bedrohung für Arbeitsplätze, Freiheit oder sogar die nationale Identität darzustellen.” Zitat Ende. Dein Blick darauf.

Moritz Sckaer: Ich stimme erstmal dem zu, dass Komplexität wichtig ist. Also grundsätzlich glaube ich, leben wir in einer Welt, die extrem komplex ist und die auch zu guten Gründen sehr komplex ist und sehr vielfältig und divers, und dem müssen wir teilweise auch gerecht werden. In der Kommunikation gegenüber der Gesellschaft und in der Kommunikation gewisser Botschaften, glaube ich, ist diese Komplexität überfordernd und daher würde ich dem auch grundsätzlich zustimmen. Ich glaube, dass Dinge wie Fußnoten und Anmerkungen sozusagen unten im Feingedruckten, extrem wichtig sind, um klar zu machen, wovon man hier spricht. Dass wir aber eigentlich, und das ist ein bisschen schade, weil wir reden jetzt viel über CSRD, es gibt auch eine Greenwashing Direktive, die, die bald kommen soll, mal schauen, wie es da weitergeht, aber dass wir viel über Verbote in der Kommunikation gerade sprechen. Man darf nicht mehr klimaneutral sagen, man darf gewisse Begriffe nicht mehr verwenden, aber so eine Positivkatalog im Prinzip, was für Begriffe kann ich gut verwenden und wie verwende ich diese Begriffe genau richtig, da ist ein bisschen die Guidance nicht da. Das heißt, ich glaube, es erfordert von der Regulatorik eine Simplifizierung, auch bezüglich der Botschaften, die ich dann sagen darf. Was zum Beispiel verstehe ich unter net zero, wie kann ich das sagen, ohne dass ich verklagt werden kann dafür, aber trotzdem halt meinen Ambitionen gerecht werden. Und das ist in der Nachhaltigkeitskommunikation gerade eine enorme Herausforderung in diesem Spannungsfeld zwischen, Ich mache ja doch viel und möchte dazu sprechen, gleichzeitig habe ich Angst, für das, was ich sage, verklagt zu werden. Gleichzeitig sind die Dinge, die ich sage, extrem komplex. Und ich glaube, da gilt es mehr in Richtung positive Kommunikation, mehr in Richtung Guidance, was kann man guten Gewissens sagen, wenn man sich als Unternehmen viel Mühe gibt, und wie wird das auch draußen verstanden.

Harald: Gibt es Unternehmen oder Marken, die das aus deiner Sicht, ist ja wahnsinniger Spagat oder Gratwanderung, um ein anderes Klischee zu bedienen, gibt es Unternehmen, Marken, die das aus deiner Sicht schon gut oder sehr gut machen?

Moritz Sckaer: Also ich muss ganz ehrlich sagen, also ist so ein bisschen bisschen, ich bin Reporting Experte, das heißt, ich werde immer so ein bisschen Nerdy auch über Berichterstattung sprechen, nicht unbedingt über Marketing. Das ist, glaube ich, wenn wir jetzt eher laienhaft aus meiner Perspektive, jetzt über Marketing sprechen, gibt es natürlich viele Marken, die im Nachhaltigkeits Cosmos quasi schon verankert sind, zum Beispiel durch Nachhaltiges Banking oder gewisse vegane Produkte oder so, die das extrem gut machen und die das extrem gut vermitteln. Ich glaube da kommen jedem auch Beispiele in den Kopf, sei es die fintech Tomorrow, sei es irgendwie Fritz Kola oder verschiedenen Marken die halt in diesen Feldern wirklich gut unterwegs sind und das auch gut vermitteln und auch vertrauensvoll vermitteln. Was ich spannend finde, ist mir Reporting anzugucken und zu schauen sozusagen, was wird da wirklich substanziell noch vermittelt. Und da gibt es auch spannende Mittelständler, weil du hattest eben so die 500 Mitarbeiter Marke, da gibt es zum Beispiel Neumarkter Lammsbräu, ne Biermarke, auch tolles alkoholfreies Bier, die, die schon lange eine sehr starke Nachhaltigkeitsberichterstattung machen und auch sehr stark kommunizieren zu ihrem Engagement als kleines Unternehmen aber das einfach für sich als wichtig definiert haben und damit auch ihre gesamte Marke, ihre ganze Existenz stark mit dieser mit diesem Label verbunden haben. Ähnlich ist es bei so einem Unternehmen, das wird jetzt nicht vielleicht jedem was sagen, aber Asman Büromöbel, die haben auch einen super Nachhaltigkeitsbericht immer gemacht und sind mit 400 plus Mitarbeitenden europaweit unterwegs auch total spannend. Und als letzter Punkt, weil ich jetzt sehr stark auf kleine Unternehmen, ich bin tatsächlich sehr positiv überrascht von dem Engagement der DAX 40, jetzt auch im Rahmen der Regulatorik, die erwartet war, für letztes Geschäftsjahr halt wirklich ambitioniert, neu, transparenter, umfassender entlang der Anforderungen der EU zu kommunizieren und viele, und ich werde jetzt nicht unsere Kundinnen und Kunden nennen, aber viele Unternehmen sind dort wirklich sehr hoch gesprungen und auch deutlich weiter gesprungen als die Regulatorik es vielleicht erfordert hätte, um mehr Transparenz zu generieren. Und das sind wirklich substanzielle Kennzahlen, wenn man mal tief reingeht, mit denen man nicht unbedingt rechnet, dass große, sehr politische, global agierende Konzerne so viel offenlegen zu Themen im Bereich Soziales, im Bereich Lieferkette, im Bereich Umwelt und teilweise auch offenlegen, was noch nicht so gut läuft, und das finde ich tatsächlich schon auch recht beeindruckend.

Harald: Moritz, kannst du uns dafür ein Beispiel für eine dieser Kennzahlen nennen, die du sagst, sehr, teilweise überraschend waren?

Moritz Sckaer: Also ich finde es zum Beispiel total spannend, sich selber zu überlegen, was sind bedeutsame Themen im Bereich Umwelt und im Bereich Soziales, die eigentlich die Gesellschaft da bewegen. Und ein Thema ist absolut erneuerbare Energien, also wieviel erneuerbare Energien nutzt zum Beispiel ein Industrieunternehmen im eigenen Geschäft und dann sieht man teilweise überraschende Unterschiede von Unternehmen, die 100% nutzen, Unternehmen, die 80% nutzen oder Unternehmen, die 20% nutzen und das jetzt zunehmend halt transparent offenlegen und dann auch Unterschiede zwischen vergleichbaren Unternehmen in der gleichen Branche dadurch offengelegt werden. Das finde ich total spannend, aber es gibt ja nicht nur das Thema Umwelt, es gibt auch das Thema Soziales. Und da zum Beispiel im Bereich Arbeitssicherheit Transparenz zum Thema Arbeitsunfälle, teilweise auch Transparenz zum Thema Todesfälle, die eben passiert sind im Geschäft oder auch Geschäftsnah, nicht, Unternehmen berichten nicht tatsächlich immer nur über die eigenen Mitarbeitenden, sondern auch über Mitarbeitenden in Zulieferbetrieben.

Tatjana: Quick and Dirty - ein Schwung fixe Fragen. Die Marke, ohne die du nicht leben könntest.

Moritz Sckaer: Momentan regionaler Kaffee von Holm, hier direkt um die Ecke. Habe eine 10 Monate alte Tochter, also nicht so viel Schlaf und früh raus. Tatjana: Die Marke, auf die die Welt gut und gerne verzichten könnte.

Moritz Sckaer: Ja, gibt da so ein spannendes Fußballsponsoring von vor ein paar Jahren. Ich glaube momentan würde ich sagen, Gazprom, da könnte man ganz gut verzichten.

Tatjana: Was bedeutet Marke für dich?

Moritz Sckaer: Ein kompaktes Versprechen, das eingehalten werden sollte.

Tatjana: Im Zweifel Umsatz oder Impact?

Moritz Sckaer: Immer Impact, aber hoffentlich rentabel.

Tatjana: Wann ist dir die Bedeutung von Nachhaltigkeit so richtig bewusst geworden?

Moritz Sckaer: Muss ich in 3 Kategorien beantworten sowie unternehmerische Nachhaltigkeit, Sozial im Vereinssport und durch auch Sport Sponsoring von Unternehmen tatsächlich, das zu fördern. im Bereich Umwelt als Vegetarier in den USA vor 20 Jahren und im Bereich Unternehmensführung auch als Mitarbeiter in einem großen Automobilkonzern.

Tatjana: Was muss eine Marke berücksichtigen, die Menschen berühren und begeistern will?

Moritz Sckaer: Ich muss Menschen ernst nehmen, Komplexität verantwortungsvoll navigieren und auch die besten Produkte oder Services anbieten wollen, auf jeden Fall Ambitionen haben.

Tatjana: Welche Marke berührt und begeistert Menschen gerade besonders gut?

Moritz Sckaer: Tatsächlich finde ich, dass Weleda die Kombi ganz gut hinkriegt aus Nachhaltigkeit und trotzdem sehr gute Produkte, gutes Marketing, gut ausbalanciert.

Harald: Moritz, ihr habt als Stakeholder Reporting unter anderem mehr Großunternehmen begleitet, die auch künftig tatsächlich nach CSD Richtlinien reporten müssen. Nämlich Deutsche Telekom, Merck und Fresenius. 3 ganz unterschiedliche Unternehmen - mal kurzer Überblick, was waren da so die 3 größten Herausforderungen und was hat es den Unternehmen gebracht? Wenn du jetzt einen Fahrstuhlpitch loslassen dürftest?

Moritz Sckaer: Also genau, wir haben tatsächlich 12 CSRD Prozesse schon letztes Jahr begleiten dürfen. 3 davon hast du benannt. Es sind vor allem komplexe Prozesse über teilweise 9 bis 12 Monate, ich glaube das ist eine Kernherausforderung. Dann war eine riesige Herausforderung, diese neuen Standards, die sehr komplex sind und nicht 1 zu 1 matchbar sind, mit alten Standards, die früher in der Berichterstattung benutzt worden, da sind die Anforderungen deutlich hoch gegangen. Und auch, dass neue verpflichtende Prüfprozesse hinzugekommen sind, die teilweise noch nicht ganz klar waren, was da genau wie geprüft werden soll und dadurch auch zu Verzögerungen und Mehraufwänden teilweise gekommen ist. Das wären so die 3 Punkte.

Harald: Weil, bitte korrigiere mich, es doch so ist, dass nach CSRD Reporting, muss ich so reporten wie in dem Finanzteil meines Geschäftsberichts. Das heißt, ich kann richtig Ärger bekommen, wenn ich da blumige Formulierungen statt belastbarer Zahlen abliefere, oder?

Moritz Sckaer: Genau, also wir unterscheiden da noch mal in 2 Prüfebenen sozusagen. Das ist die Limited Insurance, also die Prüfung mit begrenzter Sicherheit und die Reasonable Insurance mit hinreichender Sicherheit. Viele Unternehmen haben auch teilweise gewisse Indikatoren noch mal strenger prüfen lassen, so wie es in der Finanzberichterstattung üblich ist. Die andere Prüfung ist etwas offener, aber grundsätzlich gilt es, die finanzielle Berichterstattung und die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die nicht finanzielle Berichterstattung, wie sie auch so schön genannt wird, also die nicht finanzielle Berichterstattung, auch Prüfsicher und auf einer hohen Qualität aufzubauen und auch entsprechend Datenflüsse, ähnlich wie sie im Finanzbereich sind, eben auch auch im Umwelt, Sozial Bereich solide Prüffähig aufzubauen.

Harald: Gut, ich würde gern zum Schluss noch mal mit dir zurückkehren, zum Allgemeinen Nachhaltigkeitstrend oder Abkehr von der Nachhaltigkeit. Ein Gutes hat die Flaute, wenn ich es so nennen würde, dann doch eigentlich. Man erkennt doch jetzt, wer es eigentlich nachhaltig ernst meint und wer lediglich als kommerzieller Trittbrettfahrer auf den Sustainable Zug aufgesprungen war, oder?

Moritz Sckaer: Würde ich absolut unterschreiben und auch in unserem Arbeitsalltag erleben wir überraschend viele Unternehmen, die eigentlich gestartet sind aus einer Pflicht, die jetzt sich kreativ überlegen, vielleicht ist die Pflicht gar nicht mehr so wichtig, aber die Themen, die ich identifiziert habe, die sind sehr klar mit meiner Strategie verbunden und wie schifte ich jetzt Aufwände, wie schifte ich Budgets, wie schifte ich Arbeitskräfte um diese Themen dann auch zu adressieren. Neue Maßnahmen machen, es besser im Risikomanagement verankern, kann meine Strategie adjustieren, Innovationen treiben, Zirkularität in den Fokus nehmen, Klimaschutz in den Fokus nehmen, weil es eben eine Bedeutsamkeit für mein Geschäftsmodell hat. Und ich glaube, eine ganz spannende Perspektive, die manchmal so außen vor gelassen wird, ist, dass Unternehmen ja auch in einem Kosmos stattfinden, wo sie viel mit anderen Unternehmen Interagieren und kommunizieren und hier haben wir einfach auch viel Interaktion erlebt, indem Unternehmen dann klar geworden ist, wie sehr sowohl Zulieferer als auch abnehmende als auch Unternehmen auf der gleichen Ebene sich dort schon mit Themen beschäftigt haben. Und manchmal war das auch ein Treiber, der Ehrgeiz ausgelöst hat, wo die gesagt haben, was die sind weiter als wir, da müssen wir auch ran.

Harald: Ich sehe, du bist Berufsoptimist oder Optimist, das weiß ich jetzt nicht so genau, aber siehst da viel Potenzial. Wenn wir jetzt über die Unternehmen sprechen, die an Nachhaltigkeit arbeiten, möchte ich noch mal Ioannis Ioannou von der London School Business School zitieren, der hat das so beschrieben, der Zitat: “Führungskräfte fragen heute nicht mehr, wie werden wir nachhaltiger, sondern sie fragen, wie kann ich überleben, während ich das tue”, Zitat Ende. Wie würde deine Antwort lauten? Kostet ja alles Geld, Aufwand, das ist zurzeit knapp, wir sind Schramm an der Rezession vorbei und jetzt wollen wir auch noch das, du hast gesagt, das Projekt ist komplex, sollen wir wuppen, wie kann ich das überleben?

Moritz Sckaer: Also ich sehe das auch als eine sehr große Herausforderung und ich glaube, es kommt zurück zu diesem Thema Nachhaltigkeitsthemen sind Kerngeschäftsthemen, die mit Risiko, Performance, Innovation zu tun haben und diese Connections zu stärken. Ich glaube, dass das Nachhaltigkeitsthema und die Nachhaltigkeitsmanagement Funktionen in Unternehmen in letzter Zeit sich sehr viel mit Berichterstattung beschäftigt haben, das halte ich auch für sehr wichtig und ich glaube, dass das jetzt ergänzt wird, dass dort gute Pfade in Richtung Finance, Corporate Finance eingeschlagen wurden, Financial Accounting, Accounting, Controlling und jetzt ist noch mal, gilt das weiter in Bestandsprozesse zu etablieren, ins Risikomanagement, Produktinnovation und dort eben auch Impulse reinzugeben, über das, was man jetzt auch im Rahmen zum Beispiel von der Identifikation von wesentlichen Risiken identifiziert hat, das mit aufzunehmen.

Harald: Moritz mit deinem Unternehmen Stakeholder Reporting gehört ihr zu den Veteranen der Branche seit, gibt es euch seit über 20 Jahren.

Moritz Sckaer: Genau.

Harald: Und seit einigen Jahren gehört ihr zu Mazars, seid also Teil einer größeren, größeren Beratungsgesellschaft geworden. Wie ist es denn bei euch eigentlich vor 3, 4 Jahren in dem Boom, Sustainability Boom wurde ja jeder vom Markt weggekauft, der Nachhaltigkeit schreiben konnte und nicht bei 3 auf den Bäumen war, wie sieht es jetzt aus, habt ihr Menschen umtopfen, vielleicht sogar entlassen müssen oder was macht ihr mit denen, die jetzt nicht gebraucht werden?

Moritz Sckaer: Ne, im Gegenteil, wir sind eher weiterhin gewachsen. Momentan ist es jetzt nicht so, dass wir aktiv super viel einstellen. Aber es ist nicht so, dass wir umtopfen mussten, sondern eher geht es um Budgetshifts, Projektshifts oder dergleichen.

Harald: Okay weg von Nachhaltigkeit oder in andere Nachhaltigkeitsfeldern?

Moritz Sckaer: In anderen Nachhaltigkeitsfeldern. Also wie ich das so umrissen habe, sind ja eher die Budgets quasi irgendwo da gewesen schon, und jetzt werden sie etwas geshifted, zum Beispiel weg von CSRD, weil es jetzt die nächsten 2 Jahre nicht die Relevanz hat hinzu einem länger aufgebauten Prozess und noch mal Datenqualität erhöhen, weil man vielleicht zum Beispiel sein Carbon Accounting mit einem IT Tool aufgesetzt hat und jetzt nicht so richtig versteht, was da für Daten drin sind und diese nicht wirklich managen kann oder sich noch mal stärker auf das Thema Ratings fokussieren möchte, weil ein Zulieferer sagt zum Beispiel, also Ecovadis ist so ein Standard Rating, was immer mal wieder genannt wird. Ein Zulieferer sagt uns hier, Ecovadis ist verpflichtend für dieses Projekt und das dann dort stärker hinzushiften. Das heißt, wir nehmen im Prinzip eher einen Shift von Compliance in Richtung Markt wahr, als wirklich eine komplexe, komplette Reduktion unserer Aufwände.

Harald: Das klingt fast so, als ob du das Runterdampfen der CSRD Richtlinie begrüßen würdest, weil es einen strategischen Wandel auch eingeleitet hat.

Moritz Sckaer: Also ich würde nicht begrüßen, diese Unsicherheit, Unternehmen mögen Unsicherheiten immer nicht, das ist ganz klar, weil wir uns natürlich sehr stark darauf vorbereitet haben. Unter einer sozusagen Purpose Impact getriebenen Perspektive begrüße ich das zu einem gewissen Grad ja, weil wir uns zurückbesinnen stärker auf das, warum wir es eigentlich gemacht haben, das noch mal sortieren und dann die Regulatorik auch wieder mehr angreifen kann und glaube ich, auch zielgerichteter angreifen kann. Es gab in den letzten 3, 4, 5 Jahren natürlich schon diese Signale, man hätte sich da auch dann schon gut darauf vorbereiten können, aber ich glaube, dass das Rückbesinnen zu dem, was man noch mal genau machen soll und warum man es gemacht hat, nicht unbedingt schlecht ist. Ich glaube, dass die, das hin und her zu, eher zu den großen Problemen gehört hat und dass ich mir gewünscht hätte, wenn ich jetzt meinen Wunsch äußern darf, sozusagen, dass cie Themenprüfung und dass die Themenberichterstattung scheibchenweise eingeführt worden wären. Zum Beispiel zuerst Klimaschutz und eigene Belegschaft, und das hätte ich für sehr gut empfunden, wenn das vielleicht erst mal 1, 2, 3 Jahre gewesen wäre, bevor dann, dass der Themenkanon insgesamt sehr groß aufgemacht wird. Und so hätten sich Unternehmen auch scheibchenweise mit dem Thema Wesentlichkeit Strategie besser auseinandersetzen können als, sozusagen in Anführungszeichen, alles auf einen Schlag zu machen. Und ich glaube, dass der Marktbedarf für diese Informationen und diese Themen weiterhin sehr akut ist.

Harald: Moritz ein ordentliches Reporting nach gesetzlichen Standards kostet ja eine Menge, wir sprechen da von sechsstelligen Summen, locker, was ist denn für ein Unternehmen jenseits der Pflicht der konkrete, messbare nachweisbare Nutzen eines solchen Aufwands? Gibt es da Erfahrungen, die du teilen kannst?

Moritz Sckaer: Ja, was, was eigentlich spannend ist zu betrachten, es gibt ja 2030 Jahre Historie im Bereich Nachhaltigkeitsberichterstattung, Umweltberichte, die immer wieder verschiedene Zielgruppen auch angesprochen haben und eine Zielgruppe, die du historisch auch unterschätzt, das sind die eigenen Mitarbeitenden oder auch das Employer Branding, das heißt mehr und mehr Mitarbeitende Fragen jetzt ja, wo ist denn eigentlich dein Nachhaltigkeitsbericht oder deine Website oder zumindest ein paar Informationen dazu. Und das wird mehr und mehr angefragt, also wirklich externe Stakeholder, Mitarbeitende und Mitarbeitende sind sehr, sehr wichtige externe Stakeholder, wenn sie noch nicht Mitarbeitende sind und man sie gewinnen möchte oder eben interne Stakeholder. Aber auch natürlich Presse Medienarbeit, Pressemedienanfragen, die man schnell beantworten kann und auch die Historie des Managements selber mal zu betrachten. Also was ich immer ein spannendes Beispiel finde in der Bedeutsamkeit des Reportings ist der Ehrgeiz, der ausgelöst wird in der Organisation, wenn man anfängt Zahlen zu berichten und dann sieht, ob der Trend nach oben geht oder nach unten. Also zum Beispiel CO2 Emissionen nach unten, gut, nach oben schlecht. Wenn man aber zum Beispiel Mitarbeitenden Zahlen oder Vielfalt oder Anteile von Frauen in Führungspositionen betrachtet und da diese Entwicklung sieht, dann kann man sich als Unternehmen auch dann sagen, okay in den letzten 5 Jahren haben wir einen guten Trend hingelegt und haben diese Vielfaltsinitiativen wirklich gut gesteuert und gut genutzt. Und das ist auch ein direkter Impact auf unser Unternehmenserfolg. Und das finde ich eigentlich immer das Spannende am Reporting, das nicht als einzelnen Prozess und Projekt und fällig und weggeschlossen, sondern zu sagen, wie haben sich die letzten 2, 3, 5, 10 Jahre entwickelt, um diese Vergleichswerte zu schaffen. Moritz, vor deiner Zeit bei Stakeholder Reporting bist du Team Lead Sustainability and Change bei der Daimler, damaligen Daimler AG,gewesen. Jast also die ESG Initiative des Autokonzerns ganz wesentlich mit gesteuert. Der aktuelle Vorstandsvorsitzende Ola Källenius hat kürzlich angekündigt, die Manager Boni des Unternehmens nicht mehr an die Reduktion des CO2 Ausstoßes der Mercedes Neuwagen zu knüpfen. Also nicht mehr belohnen, dafür zu belohnen, wenn der CO2 Ausstoß runtergefahren wird. Frage ist das eine nachvollziehbare Reaktion auf veränderte Verbraucherpräferenzen oder eine Kombination aus mangelnder Haltung und fehlender Weitsicht?

Harald: Also wir sehen ja gerade bei Großkonzernen oder auch internationalen Entwicklungen, zum Beispiel im Bereich Vielfalt, schon auch veränderte Umgänge mit diesen Themen. Und so wie ich das mitgeschnitten habe, steht die Elektromobilität Strategie und auch grundsätzlich der Markt für Elektromobilität ist ein sehr umkämpfter und wachsender und unter dem Gesichtspunkt glaube ich, ist es für mich nicht komplett nachvollziehbar. Kann mir nur vorstellen, dass es eine kleine Sparmaßnahmenbedingte Anpassung ist, um dann weiter auch klar die Elektromobilität in den Fokus zu nehmen und das gleiche hoffe ich übrigens auch im Bereich Vielfalt und Umgang mit den Themen Vielfalt, weil das ja auch gerade durch verschiedene politische Entwicklungen etwas unter die Räder droht zu geraten.

Harald: Wobei US Unternehmen massiv von der Regierung eingefordert wird, diese zu streichen, vielmehr teilweise gestrichen worden sind, auch von großen Beratungsunternehmen und so weiter und sofort, darauf spielst du an?

Moritz Sckaer: Genau, also das sehen wir auch, vor allem vom US Markt getrieben und es hat natürlich auch Auswirkungen in Europa und wir hoffen, dass man die Signale, die wir auch wahrnehmen, von deutschen und europäischen Unternehmen, dem auch Einhalt zu gebieten und das weiter zu treiben, dass das weiterhin selbstbewusst und klar verfolgt wird, auch wenn es in den USA von den Unternehmen in den USA und in dem Geschäft in den USA teilweise etwas anders gehandhabt wird. Dass wir in Europa und von europäischen Konzernen Unternehmen da weiterhin auch für unsere europäischen Werte einstehen.

Harald: Letzte Frage Moritz: wenn wir uns in 5 Jahren wieder sprechen, welchen Stellenwert wird Sustainability in den Unternehmen, welchen in der Kommunikation einnehmen? Wird das wieder groß werden, schwingt das Pendel zurück, schwingt es in ganz andere Richtung oder Gerätes komplett in Vergessenheit?

Moritz Sckaer: Für mich ist auch das Thema einmal zurückzublicken, immer ganz spannend, wenn wir sagen, wie wird es in 5 Jahren sein. Vor 5 Jahren, 2020, oder sagen wir 2015, dann vor 10 Jahren, gab es einfach noch eine viel simplere, weniger reglementierte Sprache zu diesen Themen und eine weniger starke Sensibilisierung auch zu gewissen Botschaften. In den letzten 5 Jahren gab es viele Skandale, in denen Unternehmen für falsche Behauptungen. Verklagt wurden und auch verloren haben, vor dem Gericht.

Harald: Klimaneutral und so.

Moritz Sckaer: Genau klimaneutral und dergleichen. Und ich glaube, dass dieser Trend sich fortsetzen wird, trotz gesellschaftlichem politischem kurzem Gewackel. Und daher bin ich optimistisch, dass in 5 Jahren im Sinne der Nachhaltigkeit viel bewegt werden kann, weil ich eben seit 15 Jahren in dem Bereich arbeite und alle 5 Jahre ziemlich viel Entwicklung sehen konnte von dem, wo wir vor 15 Jahren mit sehr oberflächlichen Botschaften und schönen Bildchen gestartet sind, vor 5 bis 10 Jahren mehr und mehr Standards reingekommen sind und jetzt eben über umfassende Prüfungsanforderungen für Nachhaltigkeitsinformationen und wirklich auch substanziell verklagte, verklagte Unternehmen mit Strafsummen einfach betrachten, glaube ich, ist das eine sehr spannende Dynamik. Also es kommt mehr Substanz rein, mehr Wissen auf allen Seiten, mehr Verlässlichkeit. Moritz, Ich freue mich auf unseren Check Up in 5 Jahren, mal sehen, was dann draus geworden ist. Vielen Dank fürs Gespräch. Moritz Sckaer: Vielen Dank, Harald.

Harald: Sustainable Brand Stories ist Teil des Brand 1 Podcast Netzwerks und damit eines Netzwerks unabhängiger Business Podcast. Wir machen Wirtschaft erleb und hörbar. Mit dabei sind zum Beispiel Subscribe Now. Hier stellt Lennart Schneider Konzepte vor, mit denen ihr Abonnentinnen gewinnen und glücklich machen könnt. Um digitale Geschäftsideen geht es im Podcast digitale Optimisten mit Alexander Mrozek. Im Planetary Podcast wiederum diskutieren Brand 1 Host Frank Dahlmann und Fridjof Detzner von Planet Aventures über Wirtschaft in planetaren Grenzen. Alle Podcasts findet ihr auf Podcasts.Brandeins.de , Brand 1 als Wort ausgeschrieben. Schaut hier doch mal rein und hört vor allem rein, denn langweilig, das können wir versprechen, wird es nie.

Tatjana: Vielen Dank fürs Zuhören. Für weitere Infos schaut gerne in die Shownotes und abonniert den Podcast, um keine Folge zu verpassen.

Project inquiries

Let's talk!

Wherever you are, wherever you are headed - it’s time to get started.
Say hi!

T +49 711 620327-0
t.wolfram@sp.design

Tatjana Wolfram

Customer Relationship Management