well:fair: Neven Subotic

How did you become what you are?

Neven Subotic was a professional footballer and refugee, Jürgen Klopp's favorite player and one of the big names at German champions Borussia Dortmund.

Much more interesting, however, is what the player is doing with his name: Neven Subotic is using his popularity to raise millions for building wells in East Africa. Not on the side, but exactly as he always did as a central defender: with full commitment. And just as he did as a professional, the 36-year-old is also enjoying enormous success in his new life. His well:fair foundation already provides more than 300,000 people in Ethiopia, Kenya and Tanzania with access to clean water and hygiene. If you would like to support him, you can find the link to the donation account directly in our show notes.

At least as extraordinary as Neven's new project is the path that brought the former central defender to the position of full-time development worker. In this episode, we talk to Neven Subotic about the value of a personal brand and how to maintain and use it. We also discuss the true clichés of the soccer profile life, Jürgen Klopp's move to Red Bull and the question of how to find meaning in a life that others think is perfect.


Harald: Neven Subotic war Fußballprofi und Flüchtling, Lieblingsspieler von Jürgen Klopp und einer der großen Namen des Deutschen Meisters Borussia Dortmund. Neven Subotic ist aber auch noch jemand ganz anderes, nämlich ein Promi, der seine Personenmarke nutzt, um Millionen für den Brunnenbau in Ostafrika einzusammeln. Nicht nebenbei, sondern so wie Neven Subotic stets als Innenverteidiger zur Sache ging, mit vollem Einsatz. Und genau wie als Profi sammelt der heute 36 jährige auch in seinem neuen Leben enorme Erfolge. Seine Well:fair Stiftung versorgt bereits mehr als 300.000 Menschen in Tansania, Kenia und Äthiopien mit Zugang zu sauberem Wasser und Hygiene. Wenn ihr ihn unterstützen wollt, den Link zu seinem Spendenkonto findet ihr direkt in unseren Shownotes. Mit Neven spreche ich über den außergewöhnlichen Weg, der den einzigen Profi auf die Position des Vollzeit-Entwicklungshelfers gebracht hat. Wie er sich und sein Leben neu erfand und seine Personenmarke einsetzt, um Menschen zu bewegen. Außerdem geht es im Gespräch um wirklich wahre Klischees des Fußballprofi-Lebens, um Jürgen Klopps Wechsel zu Red Bull und die Frage, wie man Sinn in einem Leben findet, von dem andere glauben, dass es bereits perfekt sei.

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Harald: Neven, schön, dass du heute bei uns bist. Ich würde gerne von dir wissen, wann und bei welcher Gelegenheit hast du verstanden, dass Neven Subotic eine Personality Brand ist, also eine, die sich gezielt einsetzen lässt, um Dinge zu erreichen, die ich als Durchschnittsdeutscher nicht erreichen kann?

Neven: Sehr interessante Frage. Ich weiß irgendwann mal, boah das ist aber auch schon 15 Jahre her, hat der Cousin von meiner Mutter gesagt, ja, du müsstest mal so Personal Branding machen und damals war ich Fußballer und hat er gemeint, das kannst du auch auf deine Rückennummer koppeln, das heißt wenn du zu einem anderen Verein gehst, so wie David Beckham, dann hast du die gleiche Rückennummer und ich dachte mir was ein Schrott, was soll ich mit einer Rückennummer? Und ein paar Jahre später kam halt der Gedanke, mit der Stiftung, und da war in der Konzeption enorm wertvoll zu reflektieren, auch die Tatsache, dass ich 2 Wege habe: Entweder ich, Neven, Spende Geld und daraus wird etwas, oder ich führe sozusagen eine klassische Stiftung, oder aber ich nehme die Rolle wahr, die ich in der Gesellschaft habe, also einerseits die Anerkennung und auch andererseits einfach das Ausmaß der Öffentlichkeit, die mir zur Verfügung stand und nehme mich als Plattform, um andere Leute zu erreichen mit Themen, die ich wichtig finde und die andere Leute bestimmt auch wichtig finden, aber vielleicht es dann, ja, die eine Person oder die eine Organisation fehlt, um sie genau anzusprechen. Und das war dann so der Punkt, wo ich dachte, Ah, hier habe ich Möglichkeiten als Person, um eine Organisation zu stärken, und die auch in vielerlei Hinsicht mich widerspiegelt.

Harald: Das heißt aber, korrigier mich, du hattest als Fußballprofi keine Branding Unterstützung. Das ist ja heute quasi Standard, aber du hattest das niemanden, der dir sagt, tu dies, mach jenes, mach jenes nicht.

Neven: Ich hatte viele Leute, die mir gesagt haben, mach das, mach das, mach das. Nicht vieles ist aufgegangen, viele leere Versprechen, Präsentationen können alle, Implementierungen ist was ganz anderes. Und ich bin, ich würde sagen, vielleicht nicht so ganz leicht zu überzeugen, wenn ich nicht den Nutzen sehe und im vielleicht ja anfänglichen Schritten von Branding kann das ja häufig monetäre Zwecke haben, und das war nicht für mich interessant. Also wieso Geld machen mit Werbung für irgendein Produkt, an das ich nicht glaube? Ich glaube, mittlerweile sind wir oder ich da auch ein Stück weiter in der Kontextualisierung der Sache, dass es ja auch wirklich darum geht, oder darum gehen kann, seine eigenen Ziele zu erreichen und damit vielleicht auch auf Markenziele von anderen oder von der eigenen Organisation auch einzuzahlen. Und das ist erst in den letzten Jahren mir bewusst geworden.

Harald: Ui, das heißt, du hast damals ein paar Millionen liegen lassen? Möglicherweise.

Neven: Ich glaube nicht, so bekannt oder so berühmt war ich nicht. Also vielleicht hätte ich, keine Ahnung den ersten Only Fans als Mann gehabt, als Fußballer wäre das interessant. Aber ganz ehrlich, nee, ich bin kein klassischer Deutscher. Wenn jemand im deutschen Raum Anerkennung gewinnt, dann war das, in der Regel auch Leute, die in der deutschen Nationalmannschaft spielen, also ein Manuel Neuer, ein Thomas Müller, ein Max Mustermann, gefühlt musste man sein, um da anzukommen. So viele Leute mit meinem dezidierten Hintergrund gab es vielleicht nicht, aber jetzt bin ich ja auch, ich habe mich anders entwickelt, so dass der Hintergrund nur ein Teil meiner Personalität und Identität ist und vielmehr die Sachen, die ich mache, sich orientieren in einem, ja, wir können es jetzt im Rahmen des Podcasts auch im Sustainability Kreis sagen, ich würde mich eher da im Kreis der sozialen beziehungsweise Kreis der Engagierten auch einordnen.

Harald: Jeff Bezos, der Amazon Gründer, hat mal gesagt, eine Marke ist das, was andere Leute über dich sagen, wenn du nicht im Raum bist. Was vermutest du, was sagen andere über die Personality Brand Neven Subotic, wofür steht deine Marke?

Neven: Kommt drauf an, wen man fragt und wann. Ich glaube, da bin ich mir sicher, ich bin sehr hart arbeitend, also ich schufte wie ein Verrückter, alles im Ehrenamt auch, beziehungsweise ohne Profit Gedanken. Das kann manchmal gut sein, manchmal schlecht, weil es hat ja nie ein Ende. Und das sehen die Leute, ich bin und hoffe auch, dass sie mir Kompetenzen zuordnen, die ich mir langwierig erarbeitet habe. Ich habe leider nicht so was wie einen Mentor gehabt und beneide auch Leute, die ein Studium hatten oder Leute, denen sie einfach gefolgt sind, die schon die Meter gemacht haben. Ich habe sehr vieles mühselig erarbeitet und dazu habe ich, also damit kommt auch die Kompetenz, Dinge zu verstehen, nicht nur von zu verstehen, was richtig ist, sondern auch, wie man dahin kommt, wie viele Wege falsch sind und deshalb bin ich sehr detailorientiert und genau, ich sage selber, genau, dass ich, egal wie schlimm ein Problem ist oder komplex, ich finde da eine Lösung zu. Also diese 3 Qualitäten, ich denke einerseits hart arbeiten, andererseits Kompetenzen haben und auch sehr lösungsorientiert zu sein, also sehr pragmatisch auch.

Harald: Du hast es schon gesagt, ich wollte dich fragen, du hattest keinen Mentor, aber du hattest auch kein Vorbild, sagen wir mal eine Personality Brand, wo du sagtest okay der oder die, die machen das richtig, das, das will ich auch.

Neven: Nee, ich glaube nicht. Ich bin auch nicht in diesem öffentlichen Raum großartig unterwegs, ich habe meine Bücher, da lese ich mir die Sachen an, ich habe meinen Computer, da übe ich Dinge. Und es waren viele Menschen, von denen ich mir einzelne Sachen gepickt habe, die aber ich rede eher über Fähigkeiten, merke ich jetzt gerade in der Antwort weniger um ein Branding. Branding, nee, ich kenne, geht gibt keine Person, wo ich denke, ich hätte gern diese Brand, wie die Person, finde ich auch schwer, es ist glaube ich so ein neuer Raum, vor 10 Jahren, wenn man über Branding gesprochen hat, dann wie gesagt haben wir darüber gesprochen, wie man Chips verkauft und das noch cool macht, irgendwie. Und jetzt ist das ein ziemlich neuer Raum, der noch zu entdecken gilt, also viel mehr, als dass alle das verstanden haben und schon richtig anwenden ist es ja eher glaube ich momentan ein Raum, wo vieles noch auf Entdeckung ist und jede Entdeckung viel Spaß macht, weil man schon oder ich als logisch denkender Mensch dann auch logische Folgerungen sehe, wie das dann zu der Zielsetzung von mir, oder wen auch immer, dann passt. Genau, und ich, am Ende des Tages, ich weiß viel zu wenig, wen es da als Brands gibt, ich orientiere mich einfach gar nicht an anderen Personen, außerhalb für Fähigkeiten, die ich gerne hätte.

Harald: Wenn du auf dich selber guckst, was sind die Do's and don'ts einer Personality Brand?. Ich hab das neulich mal den Philipp Westermeyer gefragt, das ist der Gründer des OMR Festivals hier in Hamburg, der hat gesagt seiner Meinung nach, zunächst einmal zu wissen, wofür man steht und wofür nicht. Was sind aus deiner Sicht die Do's and Don'ts? Neven: Authentisch zu sein, also, ich bin manchmal in Runden, wo Leute über Werte sprechen und ich merke so, boah, ich bin in anderen Runden, wo wir nicht über Werte sprechen, weil die einfach klar sind. Ja, und wenn es nicht ausgesprochen werden muss oder die ganze Zeit diskutiert werden muss, dass man sagt, ich bin so und so, dann ist man schon, glaube ich, auf der richtigen Stelle und am Ende kommt es bei mir auf Authentizität zu. Also ich bin dahingehend auch schnell zu sagen, Hey, das kann ich nicht, oder das geht über meine Kompetenz hinaus, weil wir sind ja einerseits als Stiftung quasi Dienstleister mit der anderen Firma sind wir auch Dienstleister und ich glaube, das schätzen Leute dann sehr an und das andere muss ich halt durch Kompetenz darstellen. Also meine Qualitäten sind jetzt nicht, dass ich keine Ahnung, irgendwelche Softskills besonders kann, bestimmt auch die ein oder andere Sache, aber am Ende ist es ja das Gefühl, dass die andere Person spürt und was bei der ankommt und wie gesagt, diese Qualität, über die ich vorhin gesprochen habe, ich denke, die kommen an und ich versuche, die authentisch zu vertreten und auch mir vorzuhalten, dass wenn ich sage, ich bin Experte in ABC, ja dann muss ich auch die nötigen Meter machen, also die Arbeit leisten, um ein Gewicht dahinter zu stellen. Und ich bin so groß geworden, ich musste doppelt so viele, oder es haben, glaube ich, viele Migrantenkinder, man muss doppelt so viel arbeiten, um da am Ende die Hälfte zu bekommen und damit auch jetzt, wenn der Kontext anders ist, nehme ich trotzdem diese gleiche Motivation, um das zu tun, weil ich ja im sozialen Rahmen arbeite, und ich kann mir nichts Wichtigeres vorstellen als da noch mehr zu arbeiten und noch mehr zu geben, weil das so essentiell wichtig ist. Einerseits für die Organisationen, für die Wirkung, die geschafft wird, als auch für mich als Person, die sagt, das ist meine Zeit, ich könnte ja genauso gut irgendwo Urlaub machen und keine Ahnung, was für ein Leben führen, möchte ich aber nicht, weil das ist mitunter der Sinn meines Lebens, und der treibt mich auch weiterhin.

Harald: Darauf würde ich gerne nachher noch zurückkommen. Einen kurzen Rückschritt noch zu deiner Vergangenheit. Du hast mal gesagt, wenn Marco Reus, also der Dortmund Profi, einzige Dortmund Profi, wenn Marco Reus mit einem neuen Haarschnitt vom Friseur kommt, wollen am nächsten Tag Tausende Kids dieselbe Frisur haben und dann hast du von der Verantwortung gesprochen, die für Profis daraus erwachse. Welche Verantwortung ist denn das eigentlich und wie weit reicht die, weil man kann ja auch sagen, die Verantwortung eines Fußballprofis besteht da erstmal darin, Fußball gut zu spielen, Punkt.

Neven: Punkt.

Harald: Oder?

Neven: Das stimmt, und danach kommt Ideologie, also ist man quasi kapitalistisch, individualistisch orientiert und sagt, ja, ich tue arbeiten, ich bekomme dafür Geld, das Geld ist so viel wert wie diese Arbeit und lass mich in Ruhe, ich erfülle meinen Vertrag, Punkt. Völlig fair, also es ist legal, de Jouer hat man keine Verantwortung. Ich glaube, de facto haben wir aber schon als Gesellschaft eine größere Erwartungshaltung, ob man die erfüllt oder nicht, das ist jedem selbst überlassen, aber die Realität, in der wir leben, die schaffen wir ja auch selbst. Und dahingehend haben Personen mit großer öffentlicher Wahrnehmung viel mehr Verantwortungspotenzial und, ja, eigentlich Verantwortung, weil wir das ja erwarten. Das Problem beim Fußball ist, alle erwarten, aber es gibt keine Konsequenzen, also passiert niemals oder sehr selten etwas und wenn, dann sehr mühselig, also man orientiert sich und das habe ich in meinem Buch so geschrieben, eher an Schritt 1 oder Level 1 anstatt an Oh, was könnte denn 100% sein? Also, wie weit könnte man denn tatsächlich gehen und das ist ein bisschen frustrierend, denn wie gesagt, Potenzial ist da, die Erwartungshaltung ist da, der Wunsch ist bei allen da, in einer Gesellschaft zu leben, die eher füreinander da ist, als dass jeder noch weiter sich vertieft in seinem kleinen Loch und das dann noch hübsch beschmückt und das Leben nennt, vor allem Zusammenleben. Ich glaube, da gibt es, ja einen Bedarf und einen Wunsch, dem wir noch nachkommen müssen.

Harald: Du hast in Interviews erklärt, eigentlich ungern über Fußball zu sprechen und die immer gleichen Fragen beantworten zu müssen? Oder auf Partys hast du es mal gesagt in einem Podcast. Allerdings muss man ja sagen, dass deine Popularität als ehemaliger Fußballer für deine Stiftung das wichtigste Asset ist, wenn es um Aufmerksamkeit und Unterstützung geht. Auch dieses Interview würden wir ja vermutlich nicht führen, wenn du ein namenloser 36 jähriger Aktivist wärst, der genauso gute Arbeit macht, aber keine Fußballer Vergangenheit hat. Das ist ein Dilemma, aus dem du nie rauskommst, oder?

Neven: Ja und Nein. Also es hat am Anfang geholfen, wir hatten aber das beste Jahr 2023, was Wachstum betraf. Wir sind um ein Drittel gewachsen, nachdem wir uns getrennt haben von meinem Namen.

Harald: Das hat mich gewundert, von Neven Subotic Stift zu well:fair

Neven: Ja, korrekt

Harald: Warum?

Neven: Warum, weil ich mach das ja nicht selbst. Wir sind 15 Leute mittlerweile, wenn wir die Volunteers noch hinzuzählen, dann bei 60, wenn wir noch Botschafter dazuzählen, sind wir bei knapp 100 Leuten. Aber die, sozusagen bezahlte Kräfte, sind 15 und wir alle wollen ja einen Deckmantel, der nicht ist “Neven”, sondern der uns auch wiedergibt und Well:fair ist eine Anspielung auf den englischen Begriff, der bedeutet Sicherung der Lebensgrundlagen und so wie der von uns ausgeschrieben wird, geht es eher um Well, also we Doppel L well ist, bedeutet gut, als auch Brunnen beziehungsweise Quelle. Und eine Quelle für Fairness ist das was wir auch sein möchten und deshalb hat das auch wunderbar gepasst und es werden auch im, jetzt auch letzten Jahr war das ein Wachstum zum Jahr davor. Und in diesem Jahr wird es weiter wachsen, und das unter einem Deckmantel, der eine Zukunft hat. Also es tut gut, sich zu befreien von Neven, weil ich arbeite da, genau, aber auch andere sehr kompetente Leute sind da auch, und die sollen auch einen Rahmen haben, der das widerspiegelt, das haben wir auch erreicht. Am Anfang und ab und zu kann ich mal helfen und ich hatte auch heute eine Anfrage von einer Volontärin, die gesagt hat, ich mach da einen Vortrag, da kommen 50 Leute, die Fragen aber, kommst du denn auch. Und ich denk mir so nein, weil es geht nicht um mich, ja, es geht um dich, du hast, sie war auch schon mit in Ostafrika und hat das erlebt und wird da dort über ihre Erfahrung erzählen und auch natürlich die Leute dann näher an die Themen holen und kann das sehr authentisch, weil das, was sie erlebt hat, das habe ich nicht erlebt. Also sie kann das viel, viel besser erzählen als ich und es geht um die Sache, ja. Und das war bisher auch der Weg, der uns wichtig war. Denn wenn jemand sozusagen mich toll findet, sagen wir mal den Fußballer, dann ist das schön, dann spendet die Person einen Euro und ich mache ein Foto mit der Person und die Sache ist irgendwie im Nebenraum das eigentliche Thema. Und wenn auch die Motivation im Nebenraum ist, also die Person unterstützt uns wegen mir, dann ist das einmalig und jedes Geschäft funktioniert nicht, wenn es nur eben auf einmalige Unterstützer setzt, sondern auf diejenigen, die wirklich eine Eigenmotivation mitbringen, weil man muss ja bedenken, wie als Stiftung, wir nehmen Geld an von dem Spender, damit auch sehr viel Vertrauen und wir geben der Person nichts Materielles, sondern wir leisten damit das, was vereinbart ist, und zwar die Sicherung der Lebensgrundlage Wasser und Sanitärversorgung in ländlichen Regionen Ostafrikas. Und diese Motivation, das zu Erleisten, ist ein anderer Mensch als jemand, der sagt, ich möchte einmal mich mit Neven treffen und diese Person müssen wir natürlich in Fokus stellen und deshalb haben wir auch natürlich ein tolles Journey, wenn die Leute bei uns spenden und dann werden sie informiert per E Mail. Wenn die Projekte gespendet werden, also realisiert werden, wird jeder einzelne Euro auch zugewiesen, das ist unser 100% versprechen, sodass du oder wer auch immer auch nur einen Euro spendet, dann am Ende informiert wird über dein Projekt wo dein Euro gelandet ist, ist genau dort für diese Gemeinde und da sind auch Bilder da und GPS Daten, das kann man sich dann alles noch anschauen. Das waren jetzt viele Punkte in einem, merke ich, vielleicht können wir dann später noch mal ein bisschen auseinanderbrechen, aber das macht glaube ich, deutlich, dass wir sehr viel Fokus und ich auch darauf lege, dass es nicht um mich geht, sondern um die Sache, weil das viel nachhaltiger ist und auch authentischer, also es ist ehrlicher.

Harald: Überrascht, was du sagst, dass ihr 2023 nach der Umbenennung gewachsen seid. Ist es dann so gewesen, dein Name, deine Marke war für den Start quasi der Turbo und jetzt hat das ganze Fahrt aufgenommen und rollt eigenständig eigentlich schneller als mit, wenn du da deinen Namen drauf draufsetzen würdest, ist das, habe ich das richtig verstanden?

Neven: Ja, die Namensänderung ist ein Teil dessen, genauso kommt es auch mit neuen Mitarbeitern, die wir dazugeholt haben. Wir haben Neues, also unser Team erweitert und es sind verschiedene Faktoren, die alle auf das gleiche Ziel aufzahlen, ne, es wäre ein Limiting Factor, also sozusagen eine Begrenzung, wenn wir weiterhin auf den Namen Neven Subotic einzahlen würden. Ja, und den Schwung, den haben wir jetzt gemacht und der war nicht leicht, weil beispielsweise wenn man tolle Blogartikel hat, wie wir sie haben, dann ist alles auf die alte Domäne noch gelistet, auch von so Google und das ganze Ranking ist dann weg. Das heißt, wenn man bestimmte Artikel gesucht hat vorher waren wir sehr gut, weil wir das halt gut beantwortet haben, dann mussten wir mit einem neuen Domain anfangen und da jetzt die Marke auch da aufbauen, aber ja, wir hatten eigentlich nicht mit so einem tollen Erfolg gerechnet. Und am Ende ist es so gekommen, wie es gekommen ist, das bestätigt es und seitdem und auch eigentlich schon davor habe ich auch andere, die ähnliche Situationen hatten, also wo die Stiftung oder Organisation nach einer Person benannt ist oder Personenorientiert ist auch empfohlen, diesen Weg zu gehen, weil wir müssen ja alle bedenken, ich kann heute von einem Auto überfahren werden, und was bedeutet das dann für die Organisation? Wir müssen dafür bereit sein und es soll ja auch mehr sein als ich und deshalb dieser andere Deckmantel ist enorm wertvoll, weil der robuster ist und auch von der Tragfähigkeit eine ganz andere Dimension hat als Neven, weil mein Name kann in 3 Monaten auch schon wieder total irrelevant sein, also beziehungsweise ist er ziemlich irrelevant, muss man auch sagen, jetzt im deutschen Raum.

Harald: Warum eigentlich ne eigene Stiftung? Also hier in Hamburg gibt es ja mit Viva von Agua beispielsweise eine Nation, die so n bisschen mit St. Pauli assoziiert ist, die relativ ähnliche Ziele glaub ich, verfolgt wie ihr Brunnenbau und so weiter, wäre es da nicht effizienter, einfach die Kräfte zu bündeln?

Neven: Ja, aber es gibt aber strategische Unterschiede und auch was mich ursprünglich dazu bewegt hat, war, eigentlich habe ich mich mit anderen Organisationen zusammengesetzt, mit denen gesprochen wollte sie verstehen. Aber ich bin halt sehr neugierig und mir hat nicht gereicht, wenn jemand mir den, also den Flyer quasi vorliest, sondern ich wollte halt die inhaltliche Arbeit verstehen, die Operationelle Arbeit, die strategische Entscheidung und umso tiefer ich da gegangen bin, umso mehr habe ich die Unterschiede gemerkt, umso mehr Unterschiede ich gemerkt habe, umso mehr fand ich Sachen doch gut oder weniger gut. Und dann kam so dieser Beschluss zu sagen, ja, ich will etwas machen, wo ich ganz dahinter stehe und nicht halb. Und genau, dann kam halt der Schritt mit der eigenen Konzeption, und da habe ich ein paar Sachen dann aufgenommen, die ich dachte, absolut wertvoll sind, und ich habe da auch nicht zwingend immer das Rad neu erfunden, sondern einfach herausgepickt von den Organisationen, mit denen ich mich auseinandergesetzt habe, was ich als richtig empfand. Weil klar war, dass ich eben nicht selbst eine Organisation haben möchte, auch nicht eine, die ich sag mal coole Sachen macht, sondern eine, die hochwertige Arbeit leistet. Und das sind alles verschiedene Ziele, verschiedene Ansätze, wo ich auch nicht sagen würde, wir haben immer absolut recht, aber wir haben unseren Ansatz und von dem bin ich jetzt 12 Jahre später weiterhin sehr überzeugt, der wird natürlich auch jährlich refined. Aber das war schon eine sehr spannende Sache und das Ergebnis macht mich noch immer glücklich.

Harald: Du hast gerade erwähnt, du warst damals, glaube ich, 23 Jahre alt, als du deine und Profi Borussia Dortmund, als du deine Stiftung gegründet hast. Mich hat beeindruckt, wie du zu dem Zweck der Stiftung gekommen bist, nämlich durch staubtrockner Recherche und Analyse wenn ich das richtig verstanden habe. Du hast dich entschieden gegen buchstäblich naheliegendere Engagements, also keine Ahnung, spenden deiner Nachbarschaft in den Ruhrpott oder Fußballplätze in Bosnien, der Heimat deiner Familie, stattdessen hast du gegoogelt, wenn ich das richtig mitbekam, welches die drängendsten Probleme der Menschheit sind, wo du mit deinen Mitteln am meisten wirken kannst und bist, ganz weit weg, bei Wasser in Ostafrika gelandet. Irre analytisch das Vorgehen, oder?

Neven: Ja, aber ich hatte auch in der Vergangenheit gesehen, dass sehr viele Menschen aus dem Herzen arbeiten, und das kann gut sein. Das kann aber auch manchmal sogar nachgewiesen schädlich sein. Aber wie willst du jemandem erklären, dass ein Programm schädlich ist, wenn es so cool klingt? Ja,-

Harald: Gib mal ein Beispiel

Neven: Ein Beispiel ist, es gibt eine Studie, die läuft auch seit Jahrzehnten schon, wo es ein Big Brother Program gibt, in New England, in Amerika, das wurde auch so konzipiert schon damals, ich glaube, in den Fünfzigern oder Sechzigern, dass man gesehen, nachweisen wollen wollte, dass das effektiv ist. Und das Big Brother ist quasi ein Kind aus einem Armenviertel, wo vielleicht der große Bruder oder der Vater fehlt und bekommt dann einen großen Bruder oder quasi Vater, der ihn einmal in der Woche mal ins Museum führt. Einmal in der Woche mal zu einem Sport Ding geht, einmal vielleicht,

Harald: Einen Mentor.

Neven: Einen Mentor genau, und natürlich wollten die alle sehen, dass es Jahr um Jahr es besser wird, also die gesundheitlichen, wirtschaftlichen, sozioökonomischen Parameter bei den Leuten, die teilgenommen haben, besser werden. Haben aber gesehen, dass es Jahr um Jahr schlechter wird, also eine höhere Alkoholsucht, Drogenabhängigkeit, geringeres Einkommen, höhere Hospitalizität, also die haben eine höhere Rate, der Teil, dass sie ins Krankenhaus gelandet sind aufgrund irgendwelchen Krankheiten und so weiter und sofort. Und das war ja von den gleichen Leuten, die das konzipiert haben, die eine Bestätigung haben wollten und dann aber gesehen haben, das klingt cool, das funktioniert aber nicht nur nicht gut, sondern das schadet den Menschen.

Harald: Krass, warum?

Neven: Warum, das ist Teil der Studie, die sie nicht zwingend beantworten konnten, also definitiv, weil verschiedene Lösungen es dafür, also Begründung, es geben kann, das ist ja dann die Kausalität herzustellen, das ist nicht so einfach wie einfach ins Datenblatt zu schauen, aber es ist leicht sich vorzustellen, dass wenn ich in einer in einer schweren Nachbarschaft lebe und jemand kommt, der komplett andere Rahmenbedingungen hat und mir zeigt, guck mal, das Leben ist so einfach und du kriegst immer einen Geschmack davon und siehst was möglich wäre und du siehst wie einfach es ist und dann gehst du zurück in dein Leben und merkst so, Boah, das Leben kann eigentlich so einfach sein, aber ich schaffe es nicht. Und hier ist jetzt eine andere Erwartungshaltung, weil ich orientiere mich nicht an jemand um mich herum in meinem Kontext mit meinen Möglichkeiten, sondern mit jemand anderem, mit anderen Möglichkeiten, der Mal für ein Jahr da ist oder vielleicht für 2 Jahre und der ein komplett anderes Leben hat. Ja, und dann kann es sein, das ist ja dann die These, das Frust einkehrt, dass man sich selbst degradiert und das dann eben zu Suchtverhalten führt oder ja zum schlechten Verhalten. Also genau das Gegenteil, was man eigentlich damit bewirken wollen würde. Natürlich gibt es in jeder Geschichte immer Anekdoten und man sagt, Ah ja, aber bei dem einen hat es ja geklappt und ich bin halt kein Fan davon, es gibt von jeder Geschichte, ja, das ist -

Harald: Der 90 jährige Raucher

Neven: Genau, der 90 jährige Raucher und so weiter und das ist, das interessiert mich nicht. Also mich interessieren Fakten, so gut man sie lesen kann, so gut sie verfügbar sind. Und wenn ich mein Leben unter was stelle, dann bin ich schon so, dass ich möglichst nah an die Wahrheit kommen möchte, auch wenn die Wahrheit an sich manchmal subjektiv sein kann oder häufig sogar. Und als ich die Stiftung gegründet habe, war das schon für mich ein sehr klarer Gedanke, ich will nicht machen, etwas, was schön ist, ein Fußballer, der, keine Ahnung, Fußbälle verschenkt oder Teddys oder so das also da war ich schon schlau genug um zu merken das ist PR, das klingt cool, das ist aber nicht elementar. Und elementar, ja, das war dann die Recherche, die mich dahin gebracht hat zu gucken, was ist wirklich elementar, was ist wirklich, wenn ich, diesen Satz von, jeder Mensch ist mir gleich, also jeder hat es gleichwertig, ja, was bedeutet das dann in meiner Handlung. Und ich habe nicht den Eindruck damals, dass ich diesen Satz mit Leben führen konnte, weil ich war sehr gekoppelt an hier, ich war in Dortmund, habe hier gelebt, gearbeitet, ich kam aus Bosnien, da hatte ich Familie, Bekannte, irgendwie meine direkte Familie, hat halt in Amerika gelebt und und da haben schon viele Stränge an mir gezogen. Also es ist dann auch schwierig, davon zu kommen, weil man hat ja sozialen Druck, sozialen Druck, weil ja, guck mal, was dir Dortmund ermöglicht hat und ich denke mir, ja, sollen die den anderen holen. Also ich habe ja auch hier gewissermaßen der Verantwortung, da bin ich auch und komme ich bis heute hoffentlich auch nach, gewissermaßen, aber in was für einer Welt lebe ich, wenn da, wo ich gerade lebe, also der Ort, oder meine Herkunft bestimmt, für wen oder was ich mich einsetze. Dann hätten wir, wenn wir das Weiterdenken in den reichsten Ländern, in den reichsten Städten, in den reichsten Vierteln, die meisten Spielplätze, ja, aber da haben die Leute schon alle im Garten und Spielplatz, also wie absurd.

Harald: Man muss rausgehen, sozusagen.

Neven: Man muss rausgehen und da rausbrechen, und das ist nicht leicht, aber nichts ist leicht, was wertvoll ist oder selten, aber wenn es richtig ist, dann ist das ein befreiendes Gefühl zu Wissen, das können Leute kritisieren. Go ahead, werden sie immer alles tun, total normal. Aber das ist so brandfest, keiner kann mir andere Fakten bringen und das ist dann der Weg für mich nach vorne.

Harald: In deinem Buch, das heißt “alles geben", was du vor 3 Jahren zwar mit der Autorin Sonja Ladwig veröffentlicht hast, fand ich einen Satz, den ich echt, mich ein bisschen umgehauen hat. Da stand drin: “die Gründung meiner Stiftung erforderte auch eine Neugründung meiner selbst." Warum und wie darf man sich die Neugründung einer Person vorstellen?

Neven: Genau das war dieser Punkt mit jeder Mensch ist für mich gleich, sozusagen. Und jetzt muss ich, aber jetzt habe ich eine eigene Organisation, jetzt muss da auch Material dahinter, also ein Gewicht. Es müssen auch sozusagen auf das Objective, also auf das Ziel, da müssen Maßnahmen dahinter, das muss authentisch sein, weil es ist leichter, vielleicht andere Leute von etwas zu überzeugen, aber man selbst guckt ja in den Spiegel, und wenn man da nicht überzeugt ist, dann dann hör auf so, Punkt. Und genau das war dann dieser Punkt, wo ich Fokus gebraucht habe um eben dann zu reflektieren, was mache ich gerade, was damit im Einklang ist, was mache ich, das gar nicht damit im Einklang ist? Und was mache ich einfach auch so, weil ich nicht besser weiß. Und das war sozusagen eine Phase der Veränderung, ich habe beschlossen, das Haus, in dem ich wohnte, das ein Garten hatte, und ich bin total kein outdoor Mensch, dann auch zu verkaufen, in die Stadt zu ziehen, weil ich brauchte, ich habe eine kleine Wohnung da gehabt, die hat mir total gereicht. Autos zu reduzieren, um dann nur noch ein Auto zu haben, davor war das ein bisschen wilder. Und auch nur ein kleines Auto und ein billiges und gebrauchtes Auto zu haben, anstatt immer den neuesten und auch also diesen ganzen Materialkonsum einfach zu depriorisieren, weil ich habe es probiert, ich hatte alles, oder vieles, und es hat mich nicht wirklich glücklich gemacht. Das Gleiche war auch dann mit den Urlauben, die auch noch mal zu depriorisieren, weil Urlaub mache ich sowieso, aber ich versuche dann meine Familie und das macht Spaß, bringt mir mehr und dann auch vielmehr jetzt inhaltlich, was meine nicht nur Geld, sondern jetzt Aufmerksamkeit betrifft, auch noch mal an etwas zu legen, wo ich denke, es ist wertvoll, weil es jetzt im Rahmen der Stiftung ja einen Ort gibt, wo ich das ganze abladen kann. Also ich kann hier quasi wissen aufnehmen und dort abladen und das wächst ja, und das wächst. Und da braucht man halt eine Menge für und so hat sich dann der Tag schon verändert bei mir. Natürlich habe ich weiterhin Fußball gespielt, ich habe trainiert und da alles gegeben, aber die ganzen, die restlichen 10 Stunden am Tag, wo ich wach war, die waren dann eher orientiert, genau diese Veränderung zu konzipieren, diese Veränderung zu planen, diese Veränderung zu implementieren und währenddessen immer wieder noch mal zu korrigieren, weil ich hatte jetzt nicht so ein Template, dem ich folgen konnte, sondern musste alle Schritte selbst gehen. Und war dankbar, dass es auch Freunde gab zu dem Zeitpunkt, die studiert haben, die dann noch mal neue Impulse hatten. Aber das waren eher so ideologisch orientiert, weniger in einer konkreten Maßnahme, und die musste ich dann ja selbst konzipieren und auch implementieren und das war sehr schön, sehr befreiend. Das war irgendwie, jeder Schritt dorthin hat sich auch angefühlt, als hätte ich noch einen Rucksack abgenommen, den ich gar nicht haben wollte, weil da nur Steine waren und damit kann ich nichts machen und auch nichts der Gesellschaft geben und jeder Schritt dorthin hat sich dann auch gleichzeitig wärmer angefühlt, also so, ja, das ist cool, das ist cool, das macht Spaß, das sind, da sind Werte sozusagen die, über die man nicht spricht, sondern die einfach in dem Raum, in diese, in diese Richtung sind. Und das hat mich also von 2 Richtungen sozusagen getrieben, angezogen.

Harald: Bring uns doch mal bitte kurz zurück zu den Anfängen deiner Fußballerkarriere, als du 2 Jahre alt warst, bist du mit deiner Familie vor dem Jugoslawienkrieg nach Deutschland geflohen. Ihr habt dann in einer Schwarzwaldgemeinde unterm Dach eines Vereinsheims gelebt, seit 1999 in die USA gezogen, um der Abschiebung nach Bosnien zu entgehen, und dort kommt es eines Abends zu einem, wie ich finde riesen Glücksfall in einem Park, in dem du Abendlich, allabendlich mit anderen rumkicktest, kommt der Trainer, der Co Trainer der U17 Mannschaft der USA vorbei, sieht dich und lädt dich zum Training ein. Und von da ging es für dich zum Bundesligisten Mainz unter Jürgen Klopp und der Rest ist Geschichte. Wenn man so etwas Unglaubliches erlebt hat, kann man da überhaupt noch nicht an so etwas wie Schicksal glauben.

Neven: Nee, glaube ich nicht. Ich glaube, eine Chance, so am Ende es war eine strategische Überlegung meines Vaters. Es war, -

Harald: Der dich sehr, sehr trainiert hat, auch er selber auch fast Profi.

Neven: Der war selber Fußballer, musste das aber aufgeben, als wir nach Deutschland kamen, weil er hier keine Papiere hatte, und wurde zum Bauarbeiter. Aber er war klug, strategisch und der Zufall, der sich dann ergeben hat, war nicht ein reiner, reiner Zufall, sondern wir waren schon in dem Ort wo, also haben in Amerika in der Tennishochburg gelebt, wo auch zeitgleich die U17 Nationalmannschaft ihr Internat hatte. Und so gab es die Möglichkeit, dass man Glück haben kann, von daher fand ich das auch eine hilfreiche Lektion und am Ende ist mir total bewusst, dass ich enorm viel Glück hatte, weil, einerseits in Amerika entdeckt zu werden und quasi von dem niedrigsten Niveau, den es gibt, in die Nationalmannschaft aufgenommen zu werden, innerhalb von einer Woche, das ist der Wahnsinn. Dann die Möglichkeit zu bekommen, nach Deutschland zu gehen, also professionell hier Fußball zu spielen, das ist schon der Wahnsinn, das haben viele Amerikaner nicht geschafft und dann noch das Glück zu haben, dass mein erster Trainer Jürgen Klopp ist. Das ist auch noch mal ein Wahnsinn. Und das im Umzug, also im Wechsel von Dortmund, von Mainz nach Dortmund, von Jürgen Klopp, dass ich der einzige Spieler bin, den er mit sich mitgenommen hat. Das spricht auch für Glück, Vertrauen, vielleicht habe ich es mir auch irgendwie erarbeitet, aber ja, aus meiner Sicht, und das betone ich auch immer wieder, ich bin ein Produkt von viel harter Arbeit, und Glück. Es gibt viele Leute, die viel hart arbeiten, und manchmal haben sie Glück, manchmal nicht. Ich bin das Produkt von, wenn dann das nötige Glück auch zusammenkommt.

Harald: Jürgen Klopp. Der nimmt in deinem Buch einen ordentlichen ordentlichen Platz ein. Kannst du noch mal kurz erklären, warum er mehr für dich als ein Entdecker und Förderer war? Warum war Jürgen Klopp für dich damals als junger Profi so wichtig gewesen?

Neven: Naja ich bin mit 17 alleine nach Deutschland gekommen und habe hier versucht, irgendwie nach vorne zu kommen. Und es ist schwierig gewesen, Vorbilder zu haben. Also mit meinem Vater ist das ein schwieriges Verhältnis und irgendwie, ja, hätte es auch ja Felix Mackers sein können. Vielleicht wäre ich dann anders, ich weiß das wahrscheinlich vor und nach ihm, oder vor allem nach ihm, also als ich die Stiftung gegründet habe, viele Trainer damit ein Problem hatten. Was total absurd ist, weil ich spiele ja Fußball und das Feedback soll ja dann im Rahmen von Fußball sein, nicht im Rahmen von was ich außerhalb mache, also ob ich jetzt -

Harald: Die hatten ein Problem mit deiner Stiftung?

Neven: Genau die können das nicht verstehen, weil die kennen nur Fußball und alles darüber hinaus ist für sie nicht nachvollziehbar, großartig. Und bei Jürgen Klopp war das anders, das ist ja auch schon ein Mensch, der nicht über Werte spricht, aber wo man den Eindruck hat, das spielt bei ihm schon auch irgendwie eine Rolle, vor allem zwischenmenschlich. Und er hat mich auch dahingehend, ja, also er hat auch als Vorbild agiert, weil es war spannend zu sehen, wie er mit Tiefen umgegangen ist. Es war spannend zu sehen, wie er mit Menschen umgegangen ist. Es war spannend zu sehen, was er aus seiner Rolle als Trainer geschafft hat. Auch nicht nur für die Mannschaft direkt, sondern für den Verein und für die Stadt, für die Stadt und dann auch noch auf dem internationalen Rahmen. Das war für mich, wenn ich ein Vorbild habe, ja gut, das ist halt ein Fußballtrainer, ich möchte kein Fußballtrainer werden, aber menschlich sind da schon, glaube ich, einige Qualitäten oder auch was das Management und auch die die Führung betrifft schon einige hilfreiche Punkte dabei, von denen ich direkt, ich glaube so 8 / 9 Jahre lernen konnte. Und das fand ich hilfreich, zu dem ja auch dann eher die Beziehung zu mir so gestaltet habe, wie ich sie brauche. Das heißt, ich brauche nicht jemand, der jeden Tag zu mir kommt und fragt, wie geht's dir, ich brauche jemand, der wenn sagt, es ist nicht gut, dann sagt er das nicht gut, ich sage ja, das stimmt, liegt an mir, ich regel das, gebt mir eine Woche oder whatever, dann regel ich das und dann habe ich das auch gemacht.

Harald: Er beschreibt, dass du irgendwann mal mit Dreadlocks zum Training auftauchtest, wo die so eng geflochten waren, dass er sich gefragt hat, wie da auch eine Durchblutung stattfinden könnte, im Kopf, das angemerkt habe und am nächsten Tag seien die Weg gewesen.

Neven: Genau. Ich bin sehr gut darin, Kritik aufzunehmen, dann nicht persönlich zu nehmen, sondern auch zu gucken, so ist da ein Punkt dabei, ja oder nein und wie sehe ich das, wie bewerte ich das. Und bei ihm fand ich es halt, er hat eine Feedback Methode, die dann auch eher lustig ist und man kann damit machen, was man möchte. Er hat auch bei Bedarf ist es natürlich härter und expliziter und dann ist es halt angemessen an den Kontext und vielleicht auch zum Teil die Personen, manche Leute brauchen so und manche so und diese Kompetenz das einzuordnen und auch die richtigen Worte zu finden für die richtige Person in der richtigen Situation, das war bei ihm spürbar, weil er hat verschiedene Leute erreicht, auch manchmal so diese klassischen Bad Boys, die mit vielen Tattoos, Schmuck und großem Talent kommen, aber vielleicht nicht mit der Arbeitsethik, die dann auch zu überzeugen, hey, zeig mal, wieviel du arbeiten kannst, weil das ist richtig cool, so ein bisschen, das habe ich nur von der Seite -

Harald: Also pädagogisch wertvoll so zu sein.

Neven: Und das fand ich, fand ich schön.

Harald: Aber Kevin Prince Boateng hat doch gar nicht bei Dortmund gespielt, oder an welchen Spieler dachtest du da gerade?

Neven: Ach so, nicht nur er, also der war auch unter anderem da, aber nur ganz kurz. Wir hatten noch andere, ich will sie jetzt nicht bei Namen nennen, weil es nicht um sie geht, sondern der Punkt ist, glaube ich, deutlich.

Harald: Jürgen Klopp wiederum beschreibt dich auch als einen ziemlich einzigartigen Typen. Er schreibt im Vorwort zu deinem Buch Neven Subotic ist für mich der außergewöhnlichste Spieler, mit dem ich je zusammengearbeitet habe. Nicht fußballerisch, aber menschlich. Ich will jetzt nicht zum Eigenlob verleiten, aber was war das, was Klopp in dir, Klopp in dir sah oder sieht? Neven: Dazu muss man das Buch kaufen.

Harald: Kann ich empfehlen. Ganz ernsthaft.

Neven: Kann ich auch empfehlen. Ja, ich glaube am Ende, bei mir war es so, ich bin dann mit der Gründung der Stiftung jeden Tag/Woche/Monat mehr zum Ich geworden als zu, als eine Rolle zu füllen. Weil, ich mag es zu lernen, ich liebe es bis heute zu lernen, ich wünschte, ich hätte mehr Zeit zu lernen. Damals hatte ich Zeit und konnte das eben wie gesagt aufladen und dann in die Stiftung, also die Stiftung quasi beladen mit dem mit dem Wissen, dass ich mir da angeeignet habe. Und ich glaube, das hat einen Eindruck hinterlassen, weil es nicht typisch ist. Typisch ist, man macht ein bisschen und ein bisschen soziales, das ist ja schon super, ja, aber das ist halt nicht meine Einstellung, das ist auch der ganze Ziel mit dem Buch, das einmal zu verdeutlichen, dass es nicht darum geht, ein bisschen, wenn jeder ein bisschen gibt, dann ist die Welt in Ordnung. Nee, es gibt manche Leute, die können richtig viel geben, die haben auch richtig viele Möglichkeiten, das würden sie auch noch nicht mal merken, und das hätte einen großen Effekt und andere Leute, die haben nichts, die sind im Minus, ja, und jetzt müssen wir als Gesellschaft irgendwie das sortieren. Und weil ich, glaube ich, das so sehe und auch entsprechend gehandelt habe, war das kongruent. Es war nachvollziehbar und es war halt nicht etwas von einer Woche, einem Monat oder einem Jahr, sondern mittlerweile seit 12 Jahren sehr intensiv, davor war ich ja eher im Ehrenamt bei anderen Organisationen aktiv und das war, hat einen Eindruck hinterlassen. Und vielleicht auch eben diese Herangehensweise, also ich war niemals so talentiert, so richtig klar, talentierter als die Leute, die sich über die Füße stolpern, da ja, aber so Marco Reus oder Anri Sahin, die haben ja, die waren ja 3 Niveaus höher als ich, gefühlt so strategisch im Fußball, und ich habe halt geackert, und das war auch etwas, was Klopp sehr geschätzt hat. Weil das kann ich kontrollieren, ich kann mehr ackern als jeder andere, das ist im Kopf und natürlich auch in der Lunge gewissermaßen, und das genau und und ich wusste gut, ja auch dann Anweisungen zu folgen. Ich war nie Fan davon, dass man eine Mannschaft sich aufteilt in so 3 Lager und die eine sagt, Komm, lass links, die anderen kommen nach rechts und die anderen sagen, nee, lass mal geradeaus, weil der Trainer gesagt hat, dann sage ich immer so, nee Leute, was ist das hier, ja, das kann nicht erfolgreich sein, wenn wir das so machen, wir müssen den einen Weg gehen und wenn der nicht aufgeht, dann müssen wir das gemeinsam mit dem Trainer verändern, nicht jeder für sich, weil das, in meinem Organisationsmanagement Handbuch so auch steht, Punkt. Dann ist das faktisch und keine Meinung mehr.

Harald: Jürgen Klopp ist ja selbst auch eine unglaublich starke Marke, ein Typ mit Ecken und Kanten. Umso enttäuschter waren ja viele, als er letztes Jahr als Global Head of Soccer zum Getränkekonzern Red Bull gewechselt ist, den viele mit der Kommerzialisierung des Fußballs in Verbindung bringen und wie ich meine, nicht ganz zu Unrecht. Wie blickst du auf diesen Karriere Move deines einzigen Mentors, hat er dich auch überrascht? Neven: Ja, doch, ich habe das gehört und ich dachte mir ja bitter, aber auch irgendwie so nachvollziehbar im Sinne von er sucht sich jetzt eine neue Rolle, das ist eine dynamische Organisation, die keine Ahnung, was für Strukturen die haben, deren Organigramm habe ich noch nicht gesehen, aber es wirkt so, als wären die da sehr innovativ. Und dass das Leute locken kann, kann ich nachvollziehen. Ich habe auch mal mit Mario Gomez gesprochen, der glaube ich auch da eine Rolle hat und dann hat er mir versucht, diese Rolle zu erklären. Ich habe es versucht, in einem Organigramm einzuordnen und dachte mir dann so okay neu, modern, innovativ, super, mal gucken ob es aufgeht, das ist ja dann dann offen. Aber es hat halt natürlich diese bittere Beinote, dass es halt kein Traditionsverein ist, dass es nicht einzahlt auf das, was Fußball sein sollte zukünftig, sondern eher so die Moderne abbildet, die man mögen oder nicht mögen kann.

Harald: Dein Ding wäre es nicht, höre ich durch.

Neven: Mein Ding wäre es nicht, nee, aber ich muss auch sagen, ich weiß jetzt nicht wieviel Geld da eine Rolle gespielt hat. Ich glaube, der hat schon mehr als genug, aber es kann halt sein, diese Rolle, den Fußball als solchen zu verändern und das könnte ich nachvollziehen, aber ich bin da nicht drin, ich kann, ich weiß nicht, was deren Vision ist und wie sehr das im Einklang ist mit dem, was er vor hat, aber scheinbar so sehr, dass er davon überzeugt ist.

Harald: In deinem Buch “Alles leben” beschreibst du dein damaliges Fußballerleben und ich muss sagen, oder Fußballprofil leben, und ich muss sagen, das klingt sehr klischeehaft, so wie ich mir das immer vorgestellt habe. Bisschen enttäuschender Weise, ein viel zu Großes Haus, du hast es schon erwähnt, in dem dein Berater auch mit Einzug, viele viele Autos vor der Haustür, viel zocken an der Playstation, viele Frauen, Urlaub mit den Kumpels in Dubai, fragt man sich natürlich andererseits, hätte das nicht ewig so weitergehen können, für viele tut es das ja auch, warum für dich nicht?

Neven: Hätte immer weiter gehen können. Ich weiß nicht, ich glaube, in den ersten 2/3 Jahren habe ich mich versucht, ein bisschen einzublenden, bei mir spielt auch diese Rolle da, ich war niemals nirgendwo wirklich angekommen in meiner Jugend und Kindheit und selbst als ich bei der Nationalmannschaft war, die 2 Jahre, da gab es 40 Spieler und ich war der 41. Ich habe nicht offiziell dazu gehört, aber auch irgendwie schon und es war so eine-

Harald: Die Serbische Nationalmannschaft

Neven: Ne ne, dann in der USA.

Harald: Ach so Pardon.

Neven: Also schon in meiner Jugend, bevor ich überhaupt Fußballer wurde und für mich war es mal schön, etwas so zu machen wie die anderen. Weil wenn man Migrant ist man darf keinen Urlaub machen, wir durften das Bundesland in Deutschland, als ich groß geworden bin, ja nicht verlassen. Und jetzt plötzlich lag einem sozusagen die Welt vor den Füßen und ich habe mich halt orientiert an anderen Leuten, weil ich dachte, ich dachte immer, boah, die sind 10 Jahre älter, manche Spieler waren fast 20 Jahre älter oder so doppelt so alt wie ich, ich bin 17 und die sind 34, ja dann, was machen die denn so im Urlaub? Mache ich dann mal auch. Ja, und scheinbar habe ich mir die schlechtesten Beispiele dann abgeschaut, um das Klischee zu erfüllen, weil es gibt noch andere Leute, die ganz andere Dinge machen. Aber das so nicht präsent ist, es ist nicht bewusst oder so öffentlich und naja, das alberne, das witzige, das Lachhafte, dass dass das kuriose, Skurrile, so, das kommt in die Zeitung, und das ist deshalb bewusst und deshalb wurde das auch zum Klischee für mich. Dazu hatte ich genau auch meinen besten Freund, bis heute, der das gleiche auch durchgemacht hat, und plötzlich hatten wir Möglichkeiten, die wir auch dann wahrnehmen konnten, wollten, um das Mal auszuprobieren. Und am Ende haben wir halt das ausprobiert und gemerkt, ja, wieso ein bisschen zu einem Restaurant, wo alle sagen, das ist toll, dann geht man da einmal hin, dann geht man mal zweimal hin und dann einmal dreimal hin und erstmal nein, das ist einfach nicht mein Geschmack, Punkt. Und wenn man einmal sagt, das ist zwar vielleicht cool und alle gehen da hin, super, sollen sie doch tun, wenn es ihnen was gibt, für mich ist es das nicht und da kommt auch wiederum dieser Umschwung zu mehr Ich werden, weniger eine Rolle spielen oder einnehmen von dem Fußballer oder wie auch immer. Und die Auseinandersetzung mit wer ich sein möchte und auch wer ich sein möchte, auch im Rahmen meiner Tätigkeit als Stiftungsleiter, und das hat dann dazu geführt, dass ich ja viele Sachen abgegeben habe und mich eher befreit gefühlt habe, ich habe auch dazu ein Buch gelesen, das heißt “Befreiung vom Überfluss”, da geht es um so Gemeinwohl Ökonomie von Dr. Nico Pich und auf dem Bild von dem Buch ist ein Vogelkäfig, der Golden ist also Hochglanzgolden, wo die Tür auf ist und der Vogel ist gar nicht da.

Harald: Warst du dieser Vogel?

Neven: Ja, voll, ich habe das gesehen und ich dachte mir, wow, wie cool, das hat auch irgendjemand hin, der Bock drauf hat, oder am liebsten soll da niemand hin, weil ich glaube, niemand ist so wirklich da erfüllt. So habe ich zumindest wahrgenommen, dass Leute eher Normen folgen, anstatt den schweren Weg zu gehen und sich selbst zu finden und vielleicht auch nicht nur sich selbst isoliert in einem Ich zu finden, sondern auch sich selbst in einem wir zu finden, wo man auch ein Teil der Gesellschaft tatsächlich ist. Und genau das war dann so der Triebfaktor das Mal zu entdecken, sich eben auf dieser Reise zu bewegen und sehr schnell nahmen dann die Sachen ab und ich habe es nicht vermisst. Das ist dann auch wiederum schön.

Harald: Mit 23 Jahren muss ich sagen, also ich weiß nicht, was da in meinem Kopf war, ich war, vermutlich nicht so viel, aber mit 23 Jahren diesen kalkulierten Prozess einzuleiten, Respekt. Mich erinnert das n bisschen, die deine Frage, wer will ich eines Tages gewesen sein oder wer will ich eigentlich sein? Welchen Beitrag. Erinnere ich mich an den niederländischen Historiker und Bestseller Autoren Rudger Brackman, den ich neulich interviewt habe, der hat grad n Buch zur Freiheit veröffentlicht, was man mit seinem Leben anstellt, vielleicht kennst du es. Der Verweis darauf, dass eine durchschnittliche Vollzeitkarriere 80 Stunden dauert, das entspricht 10.000 Arbeitstagen, bin schlecht im Rechnen, aber er hat vorgerechnet, 10.000 Arbeitstagen oder 2.000 Arbeitswochen. Seine Frage lautet, warum in dieser begrenzten Zeit nicht etwas sinnvolles, Aufregendes anstellen, statt sie in Bullshit Jobs zu verschwenden. Wie blickst du auf diese Frage?

Neven: Genau so. Also ich finde es sehr schön und wertvoll, dass immer mehr Menschen, gefühlt so, wenn sie 30 werden, dann sich auch diese Frage stellen zu sagen, ja, ich tausche meine Zeit und Fähigkeiten gegen Geld, aber nicht nur, denn ich propagiere ja damit irgendwas. Ich wende es an, damit mehr Chips verkauft werden, damit Stakeholder dann oder Shareholder Gewinne eintreiben und umso mehr ihnen das bewusst wird, umso mehr wird ihnen bewusst, Boah, das zahlt sogar nicht auf die Ziele ein, die man haben könnte als Mensch. Das finde ich ist eine schöne Entwicklung in der Gesellschaft, dass man sich dem Gesamtkontext bewusst wird und dann bewusst eben eine Entscheidung trifft. Und ich kann das auch nur zustimmen, weil es auch nicht nur für einen selbst gut ist, sondern man auch merkt man, dann in anderen Kreisen unterwegs ist, also auch die Themen, die ich mit den Leuten habe, da geht es nicht um der Urlaub und das Essen war so lecker dort, ne brauchst mir nicht sagen, dass in China, Thailand, Australien oder sonst wo das Essen schmeckt und die Leute nett ist und so, das brauchst du ja, es sind dann einfach andere Gespräche die stattfinden, andere Auseinandersetzungen mit Problemen, mit Themen. Und auch den eigenen Fähigkeiten, die man einerseits als Mitarbeiter:in von eines Unternehmens erfüllen kann, als auch als Teil der Zivilgesellschaft, weil dann wird halt auch diese Rolle nochmal aktiver ausgeprägt und eben erstmal bewusster und dann auch aktiviert und ausgebaut und das, finde ich, ist eine wunderschöne Entwicklung.

Harald: Gibt es Kollegen von früher, ex Fußballprofis mit denen du darüber sprichst? Und wenn ja, wie reagieren die so?

Neven: Nee, ich bin leider nicht so gut im Keep in Touch. Ich bin, ich arbeite viel und habe eigentlich nur mit Leuten zu tun, die bei uns im Kreise sind, aber ich mache eher so die operationale Arbeit, wir haben noch ein Team, das sich kümmert um alle Unterstützer:innen, also sei es Volunteer, Großspender, Firmenspender und Kooperationspartner und so ist das auch aufgeteilt, deshalb persönlichen Kontakt habe ich da bedingt und wenn ich mal alte Kollegen sehe, dann ist das selten, aber keine Ahnung, jetzt letztes Jahr gab es ein Abschiedsspiel von Piszczek und Kuba, das war wunderschön, da haben wir uns wiedergesehen, durften spielen sogar, und das war, alles in Slowmo, also es war so, so schlecht das ist doch wiederum Spaß. Ich war an sich zu laufen und sich dann auch zu sehen, wie schnell man abgebaut hat, jedenfalls ging da eher so die Gespräche, also die nehmen das eher so wahr als, ah Neven macht das so und manche haben ja auch eigene Initiativen entwickelt oder fördern andere Initiativen, aber es ist halt schon auch im Kreis oder ein Strudel, aus dem man schwer rauskommt. Also es gibt ja in vielen Schwimmbädern so einen Strudel, die erzeugt ja so einen Wirbel, Wirbel, und da ist Druck und das einfachste ist, einfach im Strudel zu bleiben, um mal so da rauszukommen, da rauszuschwimmen was andere zu entdecken machen, einige dann, wenn sie eine Familie gründen, Frau, Kind, dann reflektiert man ja auch mal aufs Leben, plötzlich ist es größer als das eigene nur. Und bei manchen kommt dann auch noch mal ein weiterer Schritt, wo man sagt, Ah, es ist nicht nur meine Familie, sondern es sind ja Leute um mich herum. Ja, und irgendwie habe ich schon eine Verbundenheit, eine ideelle mit ihnen, und wie kann ich das dann erfüllen. Also wir haben auch einige Spender, die Fußballer sind ein paar ex Kollegen und so oder manchmal auch nicht Kollegen, die ich gar nicht kenne, aber, genau, die engagieren sich finanziell und natürlich würden wir uns auch mehr wünschen, dass sie so eine Botschafter Rolle einnehmen, ob das jetzt Fußballer sind oder ganz normale Menschen, die nicht bekannt sind aus der Öffentlichkeit, um eben die Möglichkeiten, die sie haben als Mensch, also die Fähigkeiten, das Netzwerk und das Vertrauen, das damit verbunden ist, und auch die bisschen Zeit, die man dann hat, dann zu investieren, um andere Leute abzuholen und sie mit ins Boot zu bringen.

Harald: Letzte Frage, Neven zu deiner Vergangenheit, bevor wir ein bisschen auf die Stiftung noch sprechen wollen und was ihr macht. Was würde der alte Neven Subotic, also der Fußballprofi, sagen wir mal von 20 oder 21 Jahren sagen, wenn er dem Neven Subotic von heute begegnen würde?

Subotic: Hm, Respekt, schon. Also ich war damals ja nicht blöd, ich war temporär blöd, also ich weiß ja, wie ich groß geworden bin, ich weiß ja, dass meine Eltern sich immer engagiert haben und dass das auch immer ein wesentlicher Teil meines Ichs war und ich kümmere mich auch sehr gerne um Menschen, es können Freunde sein, es können auch nicht Freunde sein, ja, aber irgendwie so, das ist in mir, ich kann da nicht einfach wegschauen und sagen, ja, das hat nichts mit mir zu tun und deshalb glaube ich, hätte der Respekt davor, dass ich diesen weg gegangen bin, ohne vielleicht zu wissen, wie dieser Weg aussah. Aber wichtig ist, dass man ja ans Ziel gelangt, nicht immer wie.

Harald: Dein Konzept für deine Stiftung oder eure Stiftung besteht darin, dass sämtliche Spenden zu 100% in eure Brunnen und Toilettenbauprojekte fließen. Wieviel Euro waren das ungefähr im vergangenen Jahr, die ihr eingesammelt habt?

Neven: Wir haben so knapp 4,8 Millionen im letzten Jahr eingesammelt an Spenden und dieses Jahr werden es deutlich mehr werden, weil wir ja noch mehr Personal dazugeholt haben, das letztes Jahr erst so richtig begonnen hat. Aber Programme die man infiziert, vor allem im Fundraising, die werden erstmal konzipiert, geprüft und gehen, einige gehen dann auch in diesem Jahr erst live, also werden an die Öffentlichkeit gebracht, genau und deshalb erhoffen wir uns da auch zukünftig mehr. Und ja, das spiegelt so ein bisschen unsere Entwicklung, aber jedes Jahr wachsen wir, das wird auch in diesen und in den nächsten Jahren, ist das weiterhin geplant.

Harald: Ist es nach wie vor so, dass du persönlich sämtlichen Overhead, also Gehälter, Büro und Reisekosten aus deinem Ersparten zahlst?

Neven: Ein Großteil, ja. Letztes Jahr wurden knapp die Hälfte, also 49%, extern getragen, das heißt also entweder haben wir Förderer, das können Stiftungen sein, aber es können auch Privatpersonen oder auch Unternehmen sein und vor allem sind das dann auch CSR, also Firmenunternehmen, mit denen wir Partnern, die uns dabei unterstützen, diese Stiftung zu stemmen, weil es kann nicht nur auf einer Schulter gestemmt werden, und das bauen wir auch zukünftig weiter aus durch weitere Programme, die uns helfen, dieses Versprechen aufrecht zu erhalten, weil ich -

Harald: Das Versprechen -

Neven: das Versprechen -

Harald: Pardon. Lautet, jeden Euro, der gespendet wird, geht nicht in einen Büroarbeitsplatz in Dortmund, sondern in einen Brunnen oder eine Sanitäranlage in Kenia, Tansania oder -

Neven: Genau, also und jeder Cent, wenn jemand ganz normal spendet, geht 1 zu 1 in die Projekte. Genau und der ganze Overhead der da ist, ich will den auch so halten, dass wir den günstig halten müssen, ansonsten müssten wir ja von jeder Spende 30-40% wegnehmen und könnten agieren und das forciert uns nicht zwingend effizient zu denken und von der Struktur her sind wir das gezwungen, ich meine, wir haben jetzt dieses Jahr ein Budget für 1,4 Millionen Euro, also nur für die operationellen Kosten, wovon 60% extern getragen werden sollen, das ist das Ziel, umso mehr wir davon bekommen, umso besser können wir wachsen und noch mehr Leute dazu holen, weil wir haben noch immer viele Leute, die mehrere Rollen haben, also allein ich habe 6 Rollen in unseren Unternehmen und habe noch jetzt eine Vertretungsrolle, das -

Harald: Welche ist das?

Neven: Die Vertretungsrolle? Für die Kollegin, die über mir wohnt, Qualitätsmanagement. Sie ist durch Mutter im Mutterschutz und das heißt, ich musste jetzt 2 Audits, einen Überwachungs, einen Rezertifizierungs und einen Überwachungsaudit vorbereiten und durchführen. Das sind halt Sachen, die noch ontop kommen zu dem normalen Alltag zu natürlich, dann auch der Geschäftsführung und der strategischen Ausarbeitung der Zukunft. Schön wäre es, wenn wir da ein bisschen mehr Kapazitäten haben, aber da brauchen wir noch mehr Personen oder Unternehmen, die sagen, Hey, wir glauben daran, dass es wichtig ist, dass die Gesellschaft abgeholt wird und dass ihre Spenden zu 100% kommen und dafür sorgen wir, weil wir Vertrauen schenken und diese Idee richtig finden und uns komplett dahinter stellen können.

Harald: Bisher habt ihr ungefähr 500 Brunnen und Sanitäranlagen in Äthiopien, Tansania und Kenia gebaut, was nach eurer Zählung ungefähr 300.000 Menschen Zugang, also langfristig Zugang, zu sauberem Wasser und Hygiene gibt. Wenn man davon ausgeht, dass jeder Mensch jeden Tag Wasser braucht und auch Hygiene braucht, sind das ja pro Woche fast 2.000.000 Menschen, deren Leben ihr entscheidend verbessern hilft. Ist das ein Gedanke, bei dem einem nicht schwindlig werden kann?

Neven: Ich bin ja Fakten Mensch, das heißt mein Job und so denke ich auch, ist es nicht nur an die Leute zu denken, die das haben, also A. Ja, das ist unsere Top Priorität, dass es langfristig funktioniert. Und das zweite ist an all die Leute zu denken, bei denen das nicht der Fall ist. Und das ist eher -

Harald: Wie viele sind das etwa? Hast du eine Zahl 600.000.000 ungefähr?

Neven: Kommt je nach Definition, die Definitionen ändern sich auch alle paar Jahre. Was bedeutet das, Zugang zu Wasser zu haben? Mittlerweile hat man sich geeinigt auf Roundtrip, also dass man von zu Hause bis zum Ort, bis zum Abfüllen und wieder zu Hause, innerhalb von 30 Minuten Wasser hat, ja. Und der Mindeststandard ist dann mindeststand, ist dann bei 25 Liter pro Person, obwohl das auf 50 Liter pro Person gelegt werden sollte. Jedenfalls reden wir davon knapp 771.000.000 Menschen, bei denen das der Fall ist. Wir sind ja in Äthiopien, Kenia und Tansania aktiv, das sind Länder, die groß sind, also Äthiopien mit 120.000.000, Kenia und Tansania eher so in Richtung 50-60.000.000 Menschen, wovon ein Großteil keinen Zugang zu Trinkwasser hat in den ländlichen Regionen also und auch keine Sanitäranlagen. Das heißt, da reden wir nicht über ein paar 100.000 oder wenige Millionen, sondern 10 von Millionen. Dementsprechend ist die Zahl, die wir erreichen, gering, aber dann reflektieren wir auch die Tatsache, dass du und ich, wir sind auch nur ein Mensch, und dann ist es schon wiederum wertvoll, aber der Fokus bei mir ist immer auf langfristige Funktionalität und eben auch der weitere Ausbau, um mehr Leute zu erreichen. Harald: Hast du eine heimliche Zielzahl an Brunnen oder Sanitäranlagen, die du dir vorgenommen hast, die du mit deiner Stiftung bauen willst?

Neven: Nee ich denke ganz pragmatisch, wenn es, wenn es eine Anlage gäbe, die alle Leute versorgt, dann wäre ich dafür. Nee, wir sind gerade in der Arbeitung für Ziel 2030, da werden wir das, wir sind gerade in der Arbeitung, ich will noch nichts vorwegnehmen, aber mit Sicherheit werden wir dann auf die über 1.000.000 Marke gehen, jetzt muss man nur noch grob durchrechnen und was, welche Faktoren darauf noch einzahlen und wie sich die Situation bis dahin verändert. Aber 1.000.000 werden es auf jeden Fall sein, Menschen, die wir bis dahin erreicht haben möchten.

Harald: Was kostet so ein Brunnen, im Mittel? Wieviel Geld muss man spenden, damit ein Brunnen gebaut werden kann.

Neven: Genau, ist so ein bisschen wie beim Haus, was kostet ein Haus? Kommt drauf an.

Harald: Ja okay, aber die Brunnen, die ihr baut.

Neven: Die wir machen, da wir in 3 verschiedenen Regionen aktiv sind, jeweils mit lokalen Implementierungs Partnern ist das gesondert zu betrachten aber die einfachste Formel ist so für eine Gemeinde, da reden wir von 2 bis 350 Personen, geht das für so 12-13.000€ und das kann ein Projekt sein, das kann aber auch nur ein Teil eines Projekts sein, auf jeden Fall wird damit eine Gemeinde versorgt. Bei Schulen sind die Beträge höher, weil da werden auch Sanitäranlagen gebaut. Manchmal auch so mit kleinen Duschen, damit es sanitären Raum gibt, weil es daheim keine Duschen gibt und auch Stationen zum Händewaschen und die Anlagen sind eher Richtung 40-45.000,00€, manchmal bis zu 50.000,00€, es kommt ja darauf an, wie groß die Schule ist, wie viele Sachen man bauen muss. Und dann gibt es noch die großen Projekte. Also dann reden wir über ein Bohrloch, das mehrere Gemeinden erreicht und noch zusätzlich eine Schule, und die sind in Richtung 105-115.000€.

Harald: Krass. Aber endet aber nicht damit, dass ihr sowas baut, sondern eher organisiert oder initiiert, dass die Menschen vor Ort sich für die Anlagen engagieren und dafür sorgen, dass sie intakt bleiben, wenn ich das richtig mitbekommen habe.

Neven: Genau das ist ja dann der strategische Unterschied, wie geht man da ran? Es gibt zum Glück vieles an Best Practice, also wie kann man aus Fehlern von anderen lernen? Das war auch zum Teil der Gründung der Stiftung für mich enorm wichtig zu sehen, wie es nicht geht. Also wenn man deutsch Ingenieure dahin schickt und sagt: Mach mal und dann wieder nach Hause schickt und dann die ganze Verantwortung dort überlässt ohne ordentlich geschult zu haben, dann kann das nicht aufgehen. Deshalb unsere auch Mitarbeiter die vor Ort sind, die kommen alle aus der Region, das sind tolle, fähige kompetente Personen genauso wie auch die Partner die wir vor Ort haben um eben, ja, langfristig, geografisch auch fokussiert und thematisch fokussiert eben die Ziele zu erreichen, die wir gemeinsam haben. Und das ist nicht, das Projekt fertigzustellen und dass dann Wasser fließt, sondern dass da langfristig Wasser fließen kann, und das Bedarf eben Input von der Gemeinde vor Ort, das Bedarf Input von den lokalen Behörden, die auch rein rechtlich das Mandat dann haben, über das Wasser, weil es ja dann auch Gemeingut wird. Und natürlich hat das auch einen technischen Rahmen, denn ne, ich könnte hier in Dortmund gibt es eine wunderbare Weltmarktführer für Wasserpumpen, ja, die haben aber kein Supply Chain in den ländlichen Regionen, wo wir sind, das heißt ja -

Harald: Wilo, ne?

Neven: Ja genau. Tolle Firma, aber es bringt uns nichts, deren Anlagen zu installieren, wenn es keinen Techniker vor Ort gibt, der damit darin geschult ist. Und wenn es auch nicht die Ersatzteile g