Strichpunkt Design: Peter Matz
What is a good brand story, Peter Matz?

The cola rebels from fritz-kola. The adventures that supposedly await Globetrotter customers outside. The deep love of groceries among Edeka customers. Nike and the “Just do it” records achieved by athletes in the brand's shoes: Brands are constantly telling us stories about themselves.
Therein lies its power - and its problem. Because since every commercial law firm and every small café operator thinks they have to do storytelling, the story is slowly becoming confusing for us consumers.
What's the story, morning glory? How can brands still get their stories through in the thunderstorm of stories? Why is storytelling more important than ever today? And what characterizes a strong brand story anyway? I'm talking about this today with brand consultant Peter Matz, head of the Hamburg-Berlin Strichpunkt studio. “A brand that has nothing left to tell,” says Peter, ”is basically dead.”
Peter: Also ich glaube erstmal, dass es wirklich keine Marke gibt, die keine Story erzählen kann. Und ich glaube auch nicht, dass es keine Marke gibt, die ihre Story nicht erzählen sollte. Und zwar einfach auch, weil es geht ja auch nicht nur darum, ein Produkt zu verkaufen, es geht ja auch darum, für etwas zu stehen, ein Unternehmen aufzubauen, Mitarbeiter zu gewinnen, quasi einen Zuspruch auch in der Öffentlichkeit finden und natürlich gibt es Marken und da haben wir wahrscheinlich alle Marken jetzt im Kopf, die wir vielleicht weniger sympathisch finden oder denken, braucht man sie wirklich. Ja, die Frage kann man sich immer wieder stellen und trotzdem werden die alle eine Geschichte erzählen und sei es eben einfach nur, damit es sie sozusagen, dass sie überhaupt Marktteilnehmer sind. Deswegen würde ich immer sagen, eine Marke, die quasi keine Geschichten zählen möchte, braucht dann auch quasi als Marke wahrscheinlich auch gar nicht teilzunehmen.
Harald: Die Limo Rebellen von fritz-kola. Wilde Abenteuer, die draußen angeblich auf Globetrotter Kund:innen warten. Die tiefe Lebensmittel Liebe der Edeka Kaufleute. Nike und die Just Do it Rekorde, die Sportler:innen in Schuhen der Marke erzielen. Marken erzählen uns permanent Geschichten von sich. Darin liegt ihre Kraft und ihr Problem, denn seit jede Wirtschaftskanzlei und jeder kleine Kaffeebetreiber meint Storytelling betreiben zu müssen, ist wird die Geschichte für uns Konsument:innen langsam unübersichtlich. Also what's the Story Morning Glory? Wie können Marken im Gewitter der Geschichten noch mit ihrer Story durchdringen, warum ist Storytelling heute wertvoller denn je und was zeichnet überhaupt eine starke Markenstory aus? Darüber spreche ich heute mit dem Markenberater Peter Matz, dem Leiter des Hamburg Berliner Strichpunkt-Studios. “Eine Marke, die nichts mehr zu erzählen hat", meint Peter, “ist im Grunde tot." Vor diesem quick lebendigen Gespräch aber noch eine Ankündigung in eigener Sache, neue Episoden der Sustainable Brand Stories wird es auch künftig immer mittwochs geben, aber nicht mehr alle 2, sondern alle 4 Wochen, ansonsten bleibt alles gleich. Unverändert bleibt beispielsweise auch unsere Freude, wenn ihr unseren Podcast abonniert und uns eine, natürlich möglichst gute, Bewertung hinterlässt. Und mit dieser Bitte an euch, auf ins Gespräch.
Tatjana: Willkommen zu Sustainable Brand Stories, dem Podcast für nachhaltig erfolgreiche Marken und Kommunikation, präsentiert von Strichpunkt Design und Teil des Brand 1 Podcast Netzwerks.
Harald: Peter, wir wollen heute über ein Marketingkonzept sprechen, das schon einige Jahre, manche sagen sogar Jahrtausende auf dem Buckel hat, derzeit aber alles andere als hoch im Kurs steht. Denn die Wirtschaft steckt in der Krise, die Unternehmensumsätze brechen ein, viele Marketers setzen daher alles auf Performance und nüchterne Absatzsteigerung. Du aber wirbst für Storytelling, also die gute alte Kunst, um oder über eine Marke Geschichten zu erzählen. Warum zum Teufel sollte man sich gerade hier und heute mit Storytelling beschäftigen?
Peter: Ja, das ist natürlich eine sehr gute Einstiegsfrage, auch gleich eine große Einstiegsfrage. Das passt auch ganz gut. Ja, ich glaube ja einfach, dass Storytelling oder Geschichten erzählen, es gibt ja verschiedene Begrifflichkeiten dafür, einfach ein bisschen auch das Salz in der Suppe ist einer jeden Markenkommunikation, weil da schaffen wir es, Markenarbeit oder auch Markenkommunikation besonders zu machen. Und vor allem erlebbar zu machen und einprägsam.
Harald: Apropos einprägsam, kannst du eine Marke nennen, die aus deiner Sicht das sehr gut macht und die mit Storytelling vielleicht sogar geschafft hat, ihre Umsätze zu boosten? Mittel- oder langfristig?
Peter: Also da, ich glaube, da sagst du was Gutes, diese Umsatz, sozusagen Kopplung, mittel kurz oder langfristig. Also grundsätzlich ist ja markenarbeit, das ist zwar eine Binse, aber dazu gehört auch bisschen Markenstory dazu, ja, eher eine Langstreckenaufgabe als ein Kurzstrecken Sprint, wie man so schön sagt. Aber es gibt trotzdem eine ganze Reihe, glaube ich, von erfolgreicher Marken und Beispiele, die uns wahrscheinlich auch sofort in den Kopf kommen, wenn wir drüber nachdenken und könnte einfach mal Hornbach erwähnen, die zumindest im deutschen Raum ja einfach für wirklich wahnsinnig tolles Storytelling überall die letzten Jahre stehen. Und zwar nicht nur sozusagen auf der Ebene von Werbespots, sondern eben das quasi auf allen Medienkanälen durchspielen. Da fallen mir ganz viele großartige Geschichten ein, die ich auch gerne alles selber geschrieben hätte.
Harald: Nimm mal eine als ein Beispiel. Woran denkst du, wenn du an Hornbach Storytelling denkst?
Peter: Ja, also da gibt es zum Beispiel eine wunderbare Idee, die nannte sich mal ein Quadratmeter, das ist, glaube ich, die vorletzte Saison, die machen das eigentlich, glaube ich, jedes Jahr. Was man eben alles mit einem Quadratmeter machen kann und haben sowohl da eine ganze Kampagne, aber auch jede Menge Drumherum, also auch Künstlerkollektiv gebeten, auf den Quadratmeter was zu bauen. Es gab Bauanleitung was man machen kann mit einem Quadratmeter, es gab in der Stadt oder im öffentlichen Raum gab es quasi die Reaktion, die ein Quadratmeter aufgemalt worden ist als Ansporn, um sozusagen selber ein Projekt zu starten. Nee, ja, da gibt es ganz viel schönen Content, ist da entstanden rund um diese Kampagne. Super toller Insight, super gut exekutiert.
Harald: Die Story wäre also, egal wie groß oder vielleicht sogar, wie klein deine Fläche ist, die du hast, wenn du auch nur einen Quadratmeter hast, kannst du mit Hornbach was draus machen, so ungefähr. Einmal bitte ganz kurz und knackig definiert, wer oder was ist dieses Storytelling und was ist es nicht?
Peter: Ich glaub einfach ist es zu sagen, was es nicht ist. Also Storytelling oder wenn wir von Storytelling sprechen in unserer Arbeit oder Marken Storytelling, dann ist es auf jeden Fall nicht das erfundene Produkt, sondern es hat immer einen wahrhaftigen, einen authentischen Kern, der vielleicht überhöht ist, der vielleicht ausgewalzt ist, aber der sozusagen im Kern erst mal so stattgefunden hat, mit der Marke oder auf der Marke. Und dann ist es im Prinzip auch relativ einfach, was es dann noch alles ist. Das ist quasi alles, was eine Marke werblich, aber auch nicht werblich, die erzählen kann und erzählen sollte auch.
Harald: Was, wenn ich es mal ergänzen darf, über das eigentliche Produkt oder Angebot hinausgeht oder? Also bei Hornbach Werbung wäre, Hornbach hat jetzt Spaten für 9,99€. Storytelling wäre: Hornbach hat Spaten, mit denen du deine ein Quadratmeter in ein Paradies verwandeln kannst.
Peter: So, also idealerweise verknüpft dich natürlich gutes Storytelling auch mit dem Produkt, sozusagen Storytelling und mit Produktwerbung sogar, vielleicht auch sogar mit dem Produktangebot. Also da ist man auf jeden Fall in den letzten Jahren auf jeden Fall vorangeschritten zu sagen, OK, wie kann ich denn das eben stärker miteinander verknüpfen, also eben nicht nur ne schöne Geschichte zu erzählen, sondern auch den Grund zu geben, warum ich das Produkt kaufen soll oder vielleicht auch den Grund zu geben, warum ich für das Produkt einen Euro mehr ausgeben soll. Und wenn man bei Hornbach eben schaut, dann haben die es eben klar geschafft, sich innerhalb der Baumarkt Krise sich, glaube ich, klar zu positionieren als Projektmacher möchte ich mal meinen und eben sozusagen Ansporn zu geben, auch vielleicht ein bisschen kreativeren Ansporn zu geben, eben was aus seinen 4 Wänden, aus seinem Garten et cetera zu machen, eben mit Hilfe von gutem Storytelling.
Harald: Nun könnte man ja naiv fragen, warum brauchen wir Konsument:innen eigentlich überhaupt dieses Beiwerk oder warum brauchen umgekehrt Marken das? Warum lassen Marken nicht schlicht das Produkt, den Service, das Angebot, den Preis für sich sprechen?
Peter: Ja, auch da gibt's, glaube ich, keine einfache oder keine, keine eindeutige Antwort. Die, in einem Markt, wo sozusagen ja auch eine Differenzierung sozusagen immer wichtig wird und auch gerade in Märkten, wo vielleicht Produkt und Preis so nah beieinander liegen, dass man auch nicht mehr wirklich eine Differenzierung bieten kann, qua Produkt oder qua Preis, kann man natürlich mit mit einem Storytelling oder mit einem sozusagen Beiwerk vielleicht in dem Fall sogar auch, natürlich nochmal einen entscheidenden Punkt für sich machen. Also es ist auch der Grund, warum auch quasi etablierte Marken immer noch quasi ihr Klischee oder ihr, ihren Bereich immer noch quasi weiter aufrechterhalten. Also Edeka ist glaube ich ein sehr gutes Beispiel, es ist quasi der ist immer noch das Bild des Kaufmanns von damals, der sozusagen als ein einzelner Kaufmann dich in seinem Laden sozusagen einlädt, und das zeigen auch nach wie vor immer noch Marktstudien, dass sozusagen das etwas bereit, den und den Konsumenten quasi dazu bringt, unter Umständen auch den ein oder anderen Cent mehr auszugeben bei Edeka, weil er dann beim Kaufmann sozusagen einkauft. Oder Ikea, anderes Beispiel, die sozusagen einfach ganz klar sozusagen ihr schwedisches Heritage bis heute pflegen und mit dieser Unkompliziertheit bis heute auch jede Story quasi aufrechter legen. Also, im Prinzip ist der Ikea Katalog ist erstmal ein fantastisches Storytelling Produkt.
Harald: Ich hätte noch ein persönliches kleines Beispiel, viel kleiner, ein Parfüm und die Parfüms, müssen sie ja total differenzieren, weil das Produkt selber ist ja fast nichts oder nicht anfassbar, Eight & Bob, eine Marke aus den USA, früher sehr klein. Hat die Geschichte, dass sie entstanden sind, durch Albert Fourquet, einen Sohn eines adligen Parfümeurs, der angeblich in den 30 Jahren an der Cote d'azur einen jungen amerikanischen Studenten, der mit seinem Convertible unterwegs war, traf, kennenlernte und und schätzen lernte. Der hieß John F. Kennedy. Der orderte bei ihm 8 Proben seines Parfüms, und Fourquet soll sie ihm mit dem Vermerk Eight & Bob in die Vereinigten Staaten geschickt haben, denn Robert Kennedy wollte Entschuldigung, John Kennedy wollte für seinen Bruder Robert eben auch noch 1 haben. Deswegen, man denkt ja über die Familie. Deswegen Eight & Bob und so entstand angeblich die Parfümmarke Eight & Bob, bei der ich jetzt als Konsument fast 100 Jahre später immer noch den Geruch von Cape Cod, Kennedys Jacky O. Nase habe und bereit bin, einen echt ambitionierten Preis für ein Produkt zu zahlen, was voll OK ist, aber ohne diese, ohne diese Geschichte für mich definitiv nicht 140€ für so n scheiß Flakon wert wäre. Hast du auch so ne ähnliche Geschichte, die Marken Story, die dich persönlich am intensivsten begleitet?
Peter: Also erstmal finde ich das eine fantastische Geschichte, die ich auch noch gar nicht kannte und was natürlich auch zeigt, dass eben das durchaus das bewusst machen oder das Aufschreiben dieser Story einer jeden Marke wirklich helfen kann, um auch da ein bisschen vielleicht auch so eine Art Mythos aufleben zu lassen. Ja, also am Ende des Tages, jetzt, wenn du nach einer persönlichen Geschichte fragst, und das, das war jahrelang für mich eine Marke zwischen auch nicht mehr ganz, weil ich selber sie nicht mehr so nutze, aber jahrelang war sozusagen das das Fliegen mit Lufthansa für mich immer, sozusagen, das hatte für mich ne Story Ebene. Ich hab auch das Lufthansa Magazin sehr gerne gelesen. Aber auch sozusagen diese, diese, diese vielen Ebenen der Reise, ob das eben quasi das durch Ansprache der Stewardess et cetera, wurden an ganz vielen Stellen auch quasi diese Geschichte erzählt. Ne, jetzt hat natürlich die Lufthansa da selber auch ein bisschen noch mal ganz andere Themen, ich glaub, da müssen wir jetzt auch gar nicht näher drauf eingehen, aber das war für mich jahrelang immer so n Benchmark, wenn jemand wie die Lufthansa sehr sehr eindrücklich auch Geschichten erzählt hat und erzählen konnte. Harald: Die Kranichlinie, die dunklen dunkelblauen Uniformen, die et cetera PP, das war, ist was anderes, als wenn du mit, sag mal Ryanair in einen Ryanair Flieger gestiegen bist für dich.
Peter: Auf jeden Fall. Und das ist ja auch n bisschen, jetzt wollen wir es nicht größer machen an der Stelle, weil mir da auch n bisschen der Einblick fehlt, aber ich würde schon sagen, das ist durchaus auch der Spagat, in dem die Lufthansa sich als Marke befindet. Also in diesem bin ich jetzt nach wie vor der Kranich oder bin ich der Konkurrent von Ryanair? Und das macht es natürlich auch auf der Storytelling Ebene wahnsinnig kompliziert, weil man, sie versuchen es trotzdem finde ich, sehr, sehr tatkräftig und gibt sehr schöne Pieces immer noch bei der Lufthansa, aber das Magazin zum Beispiel gibt es so in der Form gar nicht mehr, auch aus vielerlei Gründen wahrscheinlich gestrichen, aber es ist eben auch ein Touchpoint weniger für gutes Storytelling.
Harald: Hirnforscher erklären ja, warum Stories, so gut funktionieren, nämlich während reine Informationen im analytischen Gedächtnis abgelegt werden, also keine Ahnung, dein New York Flug für 899€, speichert das Hirn Geschichten im biografischen Gedächtnis ab, wo Erlebnisse mit Gefühlen verknüpft werden, mit anderen Worten, die Marke wird emotional aufgeladen, Stories dienen dazu, eine Marke emotional aufzuladen, sie ist dann eben nicht mehr egal. Kannst du das für dich bestätigen, siehst du dich darin, wenn du an Peter Matz und die Lufthansa denkst?
Peter: Ja, also auf jeden Fall. Also das ist ja sowieso etwas, was wir auf vielerlei Ebene auch gar nicht genug bewerten können, dass auch dieses psychologische Moment, was Marken haben und auslösen können, auch oft unterschätzt wird. Also ich hab da vielleicht gar nicht nur im Kontext der Lufthansa, sondern im Kontext vielleicht auch mal mit sozusagen dem Automotive Sektor, also es war durchaus sah man, dass man eine ganze Zeit lang auch unter deutschen Herstellern, sah man den Toyota Prius als sehr kritisch an. Das war also damals, die Älteren bei uns erinnern sich, das erste Hybridfahrzeug und war technisch auch gar nicht so wahnsinnig ausgereift. Es war auch sozusagen, es wurde immer gerne begründet, dass dieses Produkt ja noch gar nicht marktreif sei, dass der Hybridmotor viele, viele Schwächen hat, aber das psychologische Moment damals, vor allem auch in Los Angeles, und in Hollywood, sozusagen, als sozusagen Early Adapters mit diesem Unförmigen Prius rumzufahren, sich sogar, und damals hat man sie sogar, in Amerika kennt man ja diese Schilder im Vorgarten, im Vorfeld von Wahlen. Es gab damals einen richtigen Hype, sich ein Schild in den Vorgarten zu stecken, wo drauf stand: hier lebt ein oder hier wird ein Toyota Prius gefahren.
Harald: Wirklich?
Peter: Ja, wirklich, ja, ja, und das und das ist natürlich im psychologischen Moment auch am Ende Storytelling am Ende. Auch wenn ein Produkt vielleicht gar nicht komplett ausgereift ist, schafft man es natürlich durch Kommunikation, Werbung zumindest für eine Zeit lang durchaus, diese Begehrlichkeit eben auch zu wecken.
Harald: Ist lustig im La La Land, dem Film, gibt es die Szene, wo Ryan Gosling, Emma Stone in Hollywood Hills von der Party runtergehen und sie seinen Wagen sucht. Er sagt ja hier ich fahr einen Prius und die ganze Straße steht voll mit Toyota Prius, also das schließt dann an deine Geschichte an.
Peter: Ja, auf jeden Fall.
Harald: Holger Jung, der Werber und Miterfinder der Agentur Jung von Matt, hat mal gesagt, “kulturgeschichtlich lässt sich nachweisen, der Mensch lernt nur durch spannende Geschichten. Selbst die Bibel ist eine Sammlung guter Stories.” Soweit Holger Jung. Wenn man sich nun die aktuelle Performance der Marke Christentum anschaut, muss man eigentlich sagen, die Stories in der Bibel haben tatsächlich verdammt lange ziemlich weit getragen, aber irgendwie scheint diese Geschichte jetzt auserzählt, oder?
Peter: Ja, auserzählt oder vielleicht auch nicht zeitgemäß weitererzählt. Das also ich glaube, da gibt es also eigentlich würde ich immer sagen, es gilt für Marken wahrscheinlich auch, wie viele andere Dinge, dass wenn die Story gut ist, im Kern sie auch tragfähig ist, quasi davon weiterzusehen und ich glaube beim jetzt beim Christentum oder bei der, dann am Ende vielleicht auch, bei der Kirche oder bei der Verpackung der Story, ist vielleicht das eine andere einfach nicht konsequent weiterentwickelt worden.
Harald: Was würdest du machen, wenn du morgen den Anruf bekommst von Papst Franziskus, lieber Peter, unsere Story braucht ein Update, also was wäre dein erster Pitch?
Peter: Ich glaube also, was man natürlich da immer machen würde, ist erstmal zu analysieren und das, da unterscheidet sich dann die Kirche auch nicht von jeder anderen Marke, die quasi bei uns auf der Türschwelle stehen würde. Wahrscheinlich würde man sich erst mal sehr intensiv damit beschäftigen und analysieren und vielleicht auch ein paar Schwachpunkte, vielleicht auch kommunikativ ausmachen. Und dann sage ich dann auch gerne sowas wie Brand Audit oder Kommunikationsaudit, so quasi sehr technischer Begriff, aber das würden wir auf jeden Fall machen, sich sehr intensiv mit der Materie beschäftigen und einlesen, so. Und dann würde man wahrscheinlich, und das ist das sowieso auch immer die, der spannendere Teil, wenn es um Storytelling geht. Mir würde es dich wahrscheinlich auch erstmal auf so Randgeschichten stützen oder vielleicht auch mal schauen, was denn Drumherum, dieser Kerngeschichte, der Kirche überhaupt stattfinde. Kann ja vielleicht auch, weil die Kirche ja vielleicht bei den einen oder hören vielleicht auch bisschen abstrakt ist, aber ich kann, mir fällt da immer ein, das ist so, ich bin an der Werbung auch sozialisiert worden und früher gab es immer so, also eine, also eine ikonische Arbeit, sozusagen im Bereich der Werbung. Das war, als Springer und Jacobi damals die erste Anzeige für Mercedes Benz entworfen hat. Und und man ist dann im Vorfeld, weil es passt, ganz gut zu dem Thema Recherche Analyse und natürlich ist im Vorfeld, die Agentur hat auch Mercedes kennengelernt und dann auch Werksführung und ist auch durch die Hallen von Mercedes gewandert und haben alles Mögliche aufgesogen, weil man natürlich überlegt hat, OK, was kann denn jetzt sozusagen unsere Auftaktarbeit sein? War damals natürlich auch noch mit bisschen mehr Prestige verbunden, also quasi die erste Anzeige. Und da ist damals die erste Anzeige, so erzählte sie Legende, entstanden eben mit einer Abbildung des Mercedes Sterns, und daneben stand als Zeile unser meist gebrauchtes Ersatzteil, und dieser Fakt ist ihnen damals, den Werbern von Springer Jacobi, so sagt man, auf der Werksführung quasi begegnet und haben sich diese Geschichte gleich aufgeschrieben, als einfach in einer Nachfrage im Ersatzteiler. Ich sag da so und wie viele Ersatzteile wird denn hier eigentlich schon mal verwendet? Und dann kam der Stern, das eben, und das ist natürlich unfassbar gut, die Geschichte, da kann man jetzt auch weiter springen, der abgebrochene Stern und hat auch für viel Storytelling dann im Nachgang auch noch gesorgt.
Harald: Eine tolle Geschichte. Spielt es eigentlich letztlich eine Rolle, ob sie wahr ist?
Peter: Ja, also ich, ja und nein. Sagen wir mal so. Also wir sind ja im im im Bereich der Kommunikation oder im Bereich der Markenkommunikation sind wir ja durchaus immer auch in einem Bereich unterwegs, den wir auch ganz gerne mal Better Reality nennen. Also wir, wir dürfen schon auch n bisschen, weil es muss ja auch bisschen Spaß machen, mal n bisschen überhöhen, vielleicht auch n bisschen überspitzen. Aber es sollte auf jeden Fall schon einen wahrhaften Kern haben. Also das ist also, das macht die Geschichte ja viel besser. Also man kann natürlich die Zeile ja auch erfinden, mit dem meist gebrauchten Ersatzteil, ist ja trotzdem noch ne starke Story, aber es wäre natürlich, es ist natürlich so wie es war, das es wirklich echt ist, natürlich viel besser und natürlich dann auch viel mehr, wie man so neudeutsch sagt, Relatable, weil man damit selber dann auch was anfangen kann, sagen kann ja wie bei mir oder ja. Würde ich immer sagen, also eine echte Geschichte ist immer besser als eine komplett erfundene Geschichte.
Peter: Ich wollte dich bitten, uns so ein bisschen mit in das Strichpunkt, die Markenwerkstatt, zu nehmen. Ihr identifiziert also zunächst mit eurem Team erstmal das Storytelling Potenzial, macht eine Kommunikationsanalyse, Audit, wie du gesagt hast. Wie und wo entdeckt ihr dann die, oder findet ihr die Leute im Unternehmen, die eine Story formulieren, erzählen und weitertragen können? Und was macht man, wenn in einem Unternehmen es diese Leute vielleicht einfach gar nicht gibt?
Peter: Ja, da würde ich immer sagen, wenn es die Leute nicht gibt, dann hat das, dann hat das Unternehmen wahrscheinlich auch tatsächlich keine Geschichten. Soll ja auch, soll ja auch Marken geben, die quasi relativ anlasslos quasi entstanden sind. Weil ich sie gerade vor mir sehe, das sieht der Hörer ja zwar nicht vor sich, aber ich schaue gerade auf einen, auf einen Karton der Marke Oatly, also quasi die Hafermilch und da würde ich doch mal sagen, da ist auch irgendwann mal einfach die Idee im Raum gestanden, Mensch, Hafermilch als vegane, vegetarische, vor allem als vegane, sozusagen Kuhmilch Alternative auf dem Markt zu platzieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Gründer gar nicht so viel Geschichte am Start hatten, außer dass sie eben ein Hafermilchprodukt und haben dann wirklich fantastisches Storytelling betrieben, in dem sie alle möglichen Aspekte des Lebens auf die Hafermilch projiziert haben und mit der Hafermilch dann Geschichten erzählt haben. Man kann also auch durchaus mit einem Produkt Geschichte erzählen oder auch mit Kommunikation, Storytelling betreiben, ohne quasi eine 150 jährige Familiengeschichte im Hintergrund zu haben oder oder eben 500.000 Mitarbeiter, die Geschichten erzählen können.
Harald: Das wollte ich fragen, um Verwirrung vorzubeugen. Die Story einer Marke kann ihre Geschichte sein oder enthalten, also ihre Historie, und um diese Kreisen, so wie bei Eight & Bob beispielsweise, aber Geschichte im Wortsinne muss es nicht sein, sondern es kann auch eine andere Story sein, so wie wir es grade -
Peter: Ja also ich, im Prinzip ist das so, ich würde da immer unterscheiden, es gibt da eigentlich so 3 Dimensionen, die man, so glaube ich im Storytelling relativ gut so als erste Indikation abhaken kann. Also entweder es gibt tatsächlich eine Geschichte, also tatsächlich geschichtsbezogen als historienbezogene Geschichten, die natürlich dann auch nach vorne entwickelt können, da können ganz viele Transformationsgeschichten dazu. Wir haben schon vor 50 Jahren bewiesen, dass wir es können, jetzt machen wir es wieder, also solche Themen. Dann gibt es tatsächlich die, die was gerade gesprochen haben, als Marken, die sich eine Geschichte quasi erzählen, die also die Marke, die eine Geschichte erzählt, die jetzt wie bei Oatly oder bei ähnlichen Marken gebunden ist. Und dann gibt es, glaube ich, dann immer noch so die dritte Dimension, sozusagen Geschichten, die auch so n bisschen im Zeitgeist quasi stattfinden. Also sagen, OK, was passiert denn da draußen? Lohnt es sich für mich da quasi teilzunehmen und vielleicht auch ne Geschichte anlassbezogen zu erzählen?
Harald: Als Markentreiber würd ich sagen, alles schön und gut. Es gibt also 3 Dimensionen, in denen ich meine Geschichte erzählen kann, aber es gibt ein Problem: Heutzutage hab ich es selber nicht mehr in der Hand, wer da wer oder was meine Geschichte wie weitererzählt. Also, Stories entwickeln Eigenleben, draußen gibt es Menschen, die gut mit meiner Marke, ihrer Story umgehen und vielleicht weniger gut wohlmeinend sind. Also das ist doch ein Risiko, oder? Ich setze eine Story in die Welt und dann läuft sie los und letztendlich kann ich nicht steuern, was aus ihr wird, ob sie positiv für mich ausgeht oder? Peter: Ja, deswegen, also deswegen will ich auch immer sagen, braucht es Kommunikationsspezialisten, ohne jetzt quasi zu sehr für meine eigene Branche, meine eigene Profession zu werten. Aber deswegen gibt es tatsächlich Spezialisten, die sich mit sowas auskennen und dann auch wissen, wie man eine Story so erzählt, dass sie sich nicht komplett verselbständigt. Manchmal ist es aber auch bewusst ja gewählt, dass sich eine Story verselbständigt und dann eben etwas auflöst, indem sie tatsächlich anders weitererzählt werden soll, auch das, auch diese Versuche gab es schon immer wieder. Ich würde aber trotzdem sagen, dass da kommen wir wieder, dann den anderen Punkt, wo wir vorher schon waren. In dem Moment, wo man eine Story erzählt, die nicht glaubhaft ist, die nicht vom Unternehmen oder vom Produkt gedeckt wird, die quasi also dann, dann kann sie vielleicht einen kurzfristigen Hype oder kurzfristig was anzünden, wird aber nicht zu einem nachhaltigen Erfolg eines dazu beitragen. Ich gebe mal vielleicht an der Stelle auch nochmal ein anderes Beispiel, wir kennen alle, glaube ich, inzwischen den Trend der Dubai Schokolade. So, wer auch immer das losgetreten hat, am Ende und wie das losgetreten worden ist. Aber am Ende wird sich herausstellen, dass es für das Produkt per se keine besonders langfristige, noch keine besonders nachhaltige Story ist, weil eben hier einfach nur so sein Zeitgeist-Phänomen in Brand gesteckt worden ist, im wahrsten Sinne des Wortes und dann etwas ausgelöst hat. Und natürlich verselbständigt sich das zum Beispiel total, weil das auch ein Produkt ist. Jetzt kommen dann die kritischen Stimmen, also Mensch, das Produkt, das verkauft sich ja gar nicht, hat ja gar nicht die Qualität et cetera. Also das wird keinem nutzen für einen langenfristig und das ist eben, das würde ich sagen, ist deswegen genauso, weil es ein unkontrolliertes Phänomen ist, weil Dubai Schokolade ja auch niemandem per se gehört und da es eben auch keine Storywächter oder keine gibt, die die Story wirklich stringent erzählen.
Harald: Super, noch mal kurz eine Begriffsklärung. Früher nannte man das Storytelling, heute ist immer von Narrativen die Rede. Ich glaube, jeder Aquariumhersteller hat mittlerweile sein eigenes Narrativ, das klingt ein bisschen more sophisticated, meint aber doch fast dasselbe, oder nicht Peter, Hilf uns.
Peter: Ja, also jetzt will ich auch die Arbeit sozusagen, von vielen, sozusagen da draußen jetzt auch nicht schmälern. Aber du hast vorher schon Holger Jung erwähnt. In der Tat ist sozusagen das Geschichten erzählen erstmal ein ganz altes Phänomen, was wir in allen möglichen Formen auch für Marken, auch für die Kommunikation, schon sehr lange betreiben. Ne, so das früher gerne in Reimform ne, wenn man so vor allem im deutschsprachigen Raum früher so oder auch so, so, so, so Zeilen wie Oh my godness my guiness ne, also sozusagen da, da gibt es tatsächlich so dann das Geschichten erzählen jetzt auch in der Reklame der Werbung was sehr alt ist, was wir aber natürlich inzwischen tun, ist, dass wir es professionalisieren. Und viele, viele Bereiche sind sozusagen professionalisiert, auch in unserem Bereich, und wenn wir von den Marken Narrativ sprechen, dann ist es sozusagen, wenn man so will, das Backbone eines guten Storytelling, also wir sozusagen legen darin fest, was ist denn eigentlich die Intention? Was ist denn eigentlich die Absicht, was eine Marke erzählen möchte, wie sie zu mir sprechen? Da gibt es dann auch noch so weitere Abformungen wie Markentonalitäten, also wie spricht die Marke zu mir? Das ist von dem her tatsächlich gar nicht so trivial und auch wenn es sozusagen an manchen Stellen sozusagen ein alter Wein 9 Schläuchen ist, ist natürlich so quasi die Gesamtpolitische oder die gesamte gesellschaftspolitische Entwicklung eigentlich dafür auch nötig, weil in Zeiten, wo wir sozusagen immer mehr Kanäle haben, wo wir auch immer mehr sozusagen jetzt auch künstlich generiertes Material haben, wird es natürlich sozusagen immer wichtiger, sozusagen da klare Leitplanken zu haben. Deswegen kann das, eine Marke, die sich sehr intensiv Gedanken macht, zu einem Narrativ, im zweifel helfen wir da auch, dabei macht das natürlich sozusagen auch im Sinne sozusagen der Manövrierfähigkeit der Marke dann doch noch mal ein bisschen anders, wie sozusagen jetzt nur eine Markenstory.
Harald: Also wenn ich es richtig verstanden habe, Narrativ ist quasi das Leitmotiv das große Thema, zu dem, über das eine Marke erzählen will. Storytelling ist sozusagen das operationale Handwerkszeug, mit dem ich das Ausspiele.
Peter: Es gab sicherlich Marken und das ist jetzt auch schon eine Ecke her, aber es gab bestimmt Marken, vor allem jetzt im Haushaltsnahen Gebrauch, die sich primär darum gekümmert haben, die Hausfrau glücklich zu machen. So, dass und natürlich dann auch Produktstrategie dem untergeordnet haben, wahrscheinlich auch die Kommunikationsstrategie dem untergeordnet haben. Zum Beispiel jetzt so was wie, früher gab es das Maggi Kochstudio ne, so, das wo -
Harald: glückliche Frauen -
Peter: Ja, glückliche Frauen, -
Harald: am Herd, -
Peter: in gelb roten Schürzen gekocht haben, Also das ja, das ja aus verschiedenen Blickwinkeln ist das ja schon, also A schon kein zeitgemäßes Storytelling, aber auch schon kein zeitgemäßes Narrativ mehr. Das also quasi die, also würde man jetzt wahrscheinlich hergehen und sagen, OK, wer ist denn jetzt sozusagen eigentlich unsere Koch Zielgruppe der Zukunft? Und da würde man das durchaus in einem Narrativ, also Maggi würde mit Sicherheit sein, also hat sein Narrativ der 70er mit Sicherheit bis heute 2-3 mal verändert, wenn nicht sogar viermal verändert, um es sozusagen zeitgemäß zu machen. Heißt aber ja nicht, dass alle Stories, die Maggi erzählt hat, sich wirklich, wirklich geändert haben, weil sozusagen die Story, wie koche ich jetzt quasi ein Hühnchen besonders schmackhaft, das hat sich wahrscheinlich gar nicht so sehr im Inhaltlichen verändert. Außer vielleicht, also zeitgemäßere Kochgeschirrs, wo sowas stattfindet, aber erstmal ist, da hat sich das nicht verändert, die Story, das Hühnchen zubereiten, aber es hat sich sehr wohl das Narrativ verändert, in welchem Kontext ich dieses Hühnchen inzwischen erzähle, zuzubereiten.
Harald: Vom Hühnchen zum, zu, wie schaffe ich diesen Übergang jetzt zu Social Media? Du hast es schon selber erwähnt, dank auch dank KI sind die Social Media und Online Kanäle heute vollgestopft mit Content wie nie und zwar durchaus handwerklich akzeptablen, würde ich sagen, und der wird auch immer besser werden und es wird immer mehr werden. Welche Chance hat man eigentlich noch, ganz ernsthaft, mit einer Story durch, da durchzudringen, zwischen all den anderen, die genau das Gleiche machen?
Peter: Ja. Also jetzt muss ich aufpassen, dass ich da jetzt auch nicht quasi zu negativ klinge, weil ich bin da wirklich überhaupt nicht negativ gegenüber Social Media eingestellt. Aber wir müssen natürlich schon feststellen, dass sozusagen die, die Masse an Content, die über soziale Netzwerke produzieren, die natürlich tatsächlich so groß geworden ist, dass sie auch nicht mehr erfassbar sind. Ne, wenn wir also quasi mal weltweit die Uploads pro Tag durchgehen, da haben wir natürlich unheimlich viel, und das ist natürlich auch und jetzt mal für Marken gesprochen, wird das natürlich für Marken immer schwieriger, sich da auch quasi durchzusetzen und zu durchdringen. Umso wichtiger ist es, dass Marken nicht der Versuchung erlegen, sich da quasi gemein machen zu wollen, wie Social Media Content, quasi also 1 zu 1 funktioniert. Gib da mal ein Beispiel, also es ist natürlich die sogenannten quasi Influencer, oder nennen wir sie mal neutraler Content Creators. Haben ja natürlich erst mal ein, einen sich selbst verschriebenen Zweck und ein selbst quasi auferlegtes Ziel, sie wollen ja unsere Reichweite erhöhen, sich selbst bekannt machen und wollen natürlich erst mal ihre Marke platzieren. Dann wird es natürlich schwierig, wenn sozusagen eine Marke drum kämpft, quasi die gleiche Aufmerksamkeit zu bekommen wie der Creator, der sie vorstellt. Im Prinzip ist das der Testimonial Effekt, den hatten wir früher schon auch in der klassischen Werbung. Also, wie glaubhaft können Testimonials für die eigene Marke sein oder für das eigene Produkt, vor allem, wenn sie es dann, gab früher immer das Beckenbauer Phänomen, nannte man das so ein bisschen, Franz Beckenbauer hat glaube ich in seiner Hochzeit für sehr sehr viele Produkte parallel und am Ende wusste man schon gar nicht mehr für welches Produkt er steht. Er hat sich selber dann auch mal, er hat mal in einer Agentur einen guten Witz gemacht, indem sie ihn im Mitsubishi Werbespot haben sprechen lassen und er hat quasi mehrere Anläufe gebraucht bewusst, bis er auf Mitsubishi kam. Da war von Mitsubashi und Mitsubushi, da war alles mit dabei. Aber und dann hieß es am Ende unaussprechlich gut. Aber es zeigte sozusagen, die hat auch damals schon das Dilemma aufgezeigt, dass es dann eben schwierig wird, wenn Marken, sozusagen versuchen von jemand anders sich Kompetent zu leihen, um sich selber aufzuladen. Das geht, auch oft in gut durchdachten Konzepten, geht das gut. Ich würde trotzdem sagen, dass es momentan in Social Media in vielen Fällen eher so halb gut geht, weil da auch so ein bisschen Reichweite gekauft wird, die dann aber sehr, sich sehr aufsplittet. Also da, da würde ich immer auch jedem raten, jeder Marke raten ja, natürlich muss man da auch mitmachen und auch bewusst sozusagen das Einsetzen, aber da würde ich auch eher sagen, lieber weniger und besser und auch lieber qualitativ weniger und aber dafür hochwertiger, also quantitativ weniger, so müsste man sagen und qualitativ hochwertiger. Das tut dann der Marke auf jeden Fall besser, als quasi einfach nur mit zu Soßen.
Harald: Wir hatten tatsächlich auch ein Markenbeispiel hier im Podcast, vor ein paar Wochen, Gitta und Peter Plotnicki. Ein Berliner Designer Ehepaar, das vor paar, 10 Jahren auf einem Flohmarkt, auf dem Mauerflohmarkt in Berlin auf ein 190 Jahre altes T- Shirt stieß und die Marke wiederbelebt hat, tatsächlich. Die alten Maschinen gefunden hat auf der Schwäbischen Alb und dort ganz traditionell Shirts wieder gemacht. Und die beiden haben tatsächlich Storytelling betrieben, in dem, einfach aus der Not heraus, haben keinen Marketingetat, sind von Messe zu Messe gegangen, haben ihren Koffer aufgeklappt und die Geschichte erzählt, von dem Flohmarkt, von den Maschinen, die über 100 Jahre alt sind, auf der Schwäbischen Alb, dass ihre Hemden dort gemacht werden und so weiter und sofort. Und auf diese Art hat es Merz b. Schwanen in die Serie The Bear geschafft, wo der Protagonist halt so ein Shirt trägt, und sind mittlerweile in 100 Ländern der Welt ausverkauft mit ihren T-Shirts, einfach durch simples Storytelling von 2 Menschen aus Berlin, die das, die Geschichte immer und immer wiederholt haben. Also gibt auch Beispiele, die den Mut machen, dass man durchdringen kann, auch wenn man jetzt keine Riesenkanäle kaufen kann oder besitzen kann.
Peter: Ja, also die, also diese diese, ich nenne das fast schon diese fantastischen Geschichten, die gibt es ja immer wieder. Hier war, allerdings würde ich schon auch sagen, eine große Portion Glück und Zufall dabei. Da treten jetzt ja verschiedene Sterne quasi in eine Konstellation, die so eigentlich nicht ganz planbar ist oder auch in, dass die, dass die Serie ja so auch so n Geheimtipp geworden ist, damit fängt es an, dass der Jeremy Allen, der auch davor schon viele Serien gespielt hat, plötzlich so n, so n Fixpunkt geworden ist. Auch so n Role Model geworden ist. Also da, da hatten die werten Kollegen von Merz b. Schwanen wirklich auch n bisschen Glück, aber ich will das trotzdem nicht kleiner machen als es ist. Weil sozusagen, auch genau deswegen sind sie natürlich auch ausgewählt worden, weil sie auch von der, von der Stylistin, die das T-Shirt bis ans Set gebracht worden ist, ein gutes Produkt, eine gute Qualität, auch eine authentische Story dazu, also da, da darf man jetzt wirklich auch Hollywood und amerikanische Filmbusiness, nicht kleiner machen als es ist, weil da passiert tatsächlich sehr wenig aus Zufall. Also ist dann doch, also die die Stylistin hat dieses T-Shirt auch nicht einfach nur zufällig im Koffer gehabt, sondern eben auch genau mit wahrscheinlich diesen Story Komponenten und bis hin, dass Jeremy Allen gesagt hat, Mensch das Ding trage ich aber gerne, ist auch sogar bequem am Set. Also es wird schon auch alles eine Rolle gespielt haben und umso wichtiger ist es, dass sie diese Story dann auch konsequent weitererzählen.
Harald: Peter, würdest du eigentlich sagen, dass jede Marke etwas zu erzählen hat? Also auch, sagen wir, die halbfett Margarine, die Steuersoftware, die mir die Lohnbuchhaltung einfacher macht und der Hersteller Magensäure reduzierende Tabletten. Haben die alle eine Story und müssen die alle erzählen?
Peter: Ja, also ich glaube erst mal, dass es wirklich keine Marke gibt, die keine Story erzählen kann. Und ich glaube auch nicht, dass es keine Marke gibt, die ihre Story nicht erzählen sollte. Und zwar einfach auch, weil es geht ja auch nicht nur darum, ein Produkt zu verkaufen. Es geht ja auch darum, für etwas zu stehen, ein Unternehmen aufzubauen, Mitarbeiter zu gewinnen, quasi einen Zuspruch auch in der Öffentlichkeit finden. Und natürlich gibt es Marken, und da haben wir wahrscheinlich alle Marken jetzt im Kopf, die wir vielleicht weniger sympathisch finden oder denken, ja, braucht sie wirklich, ja, die Frage kann man sich immer wieder stellen, und trotzdem werden die alle eine Geschichte erzählen. Und sei es eben einfach nur, damit es sie sozusagen an diesem Markt überhaupt, dass sie überhaupt Marktteilnehmer sind. So, deswegen würde ich immer sagen, ne Marke, die quasi keine Geschichten erzählen möchte, braucht dann auch quasi als Marke wahrscheinlich auch gar nicht teilzunehmen.
Harald: OK, also zum Beispiel wenn ich der Hersteller Magensäure reduzierender Tabletten bin, um mal ein besonders nüchternes Beispiel zu sein, kann mir die Marke bei, die Story dabei helfen, Menschen zu finden, die eben für mich arbeiten wollen, weil ich eben, keine Ahnung, ich bin von einer traditionellen Familie mal gegründet worden oder keine Ahnung, meine Rohstoffe sind, werden von Inuit gesammelt et cetera P. P. Also nicht nur, du hast gesagt, nicht nur an die Produktverkäufe denken, sondern an das Existenzrecht der Marke letztendlich.
Peter: Ja. Das muss man sich natürlich, Also, weil wir jetzt gerade jetzt gehen wir ja gerade so Bereiche rein, wo Marken vielleicht ja auch Territorien besetzen, die wir nicht so sympathisch finden, ne, so, da sind wir jetzt gerade ne, das sollte man ja sagen, Marken, die die Natur ausbeuten oder ähnliches. Da ist ja auch mal die Freiheit des Kontexts wichtig, also da wird es mit Sicherheit eine sehr, sehr große sozusagen Teilnehmerschaft geben, die diese Marke nicht unterstützen. Und trotzdem werden sie auch ein paar Fürsprecher haben, die diese Marke stützen. Also ich sage ja nicht, dass es quasi dann sympathisch ist, ne, da darf man mich jetzt wieder nicht falsch verstehen, ich sag ja nicht, dass es sympathisch ist, aber natürlich, also rein auf dem auf dem Ebene einer Markenstory funktionieren auch unsympathische Marken, weil sie natürlich eine eine Anhängerschaft haben, so, und da müssen wir jetzt auch glaub ich gar nicht jetzt ins politische abdriften. Aber da hat auch jeder, glaube ich gerade Beispiele vor Augen. Und wie gesagt, ich bin, ich möchte das jetzt nicht sozusagen persönlich bewerten und erst mal nur sozusagen handwerklich drauf schauen und und da kann im Prinzip genau in dem Moment, wo ich keine Geschichte erzähle, mich auch nicht bemühe, eine Geschichte zu erzählen, finde ich auch nicht statt.
Harald: Okay Peter, du hast es überzeugend dargelegt, warum Storytelling Marken weiterhelfen kann. Die Frage ist natürlich, warum tun es doch recht wenige und warum so wenige so gut?
Peter: Ja, da gibt es natürlich verschiedene Dimensionen. Aber jetzt mal ganz platt gesprochen und verkürzt gesprochen ist natürlich das Storytelling oder auch eine Marketing Abteilung mit Storytelling auseinandersetzen natürlich unter Umständen etwas aufwendiger ist ne. Weil das ein bisschen mehr Engagement vielleicht da erfordert, auch ein bisschen, sozusagen Planung, und auch Langfristigkeit, zumindest mal eine Mittelfristigkeit. Und das ist natürlich einfacher, sozusagen die die Winterreifen Wechselwochen 10€ billiger quasi im Angebot zu machen und dann zu sagen, bei uns gehen die Preise runter, während überall die Inflation hochgeht und ich habe dann auch noch einen unmittelbaren kurzfristigen Umsatzeffekt, also ich kann dann natürlich als Marketing Abteilung schneller sozusagen in vermeintliche Zielerreichung kommen. Und es ist aber jetzt nicht unbedingt so, dass es langfristig bisschen, mittelfristig dann unbedingt der Marke hilft. Aber klar ist der einfache Weg ist immer noch der Winterreifenwechsel Wochenangebot.
Harald: OK, also du hast schon gesagt, als Marketingleiter stehe ich momentan vielleicht unter Druck, dann sagst du auch, dass Storytelling Aufwand bedeutet. Ich muss Brain und Zeit und Kanäle reinstecken. Mit welchem Beispiel kannst du denn belegen, dass das sich auch lohnt? Gibt es da Beispiele, die zeigen, okay es zahlt sich tatsächlich aus, diesen Invest in Storytelling zu betreiben?
Peter: Ja, also da vielleicht, vielleicht wenden wir mal unseren Blick außerhalb von Deutschland, sondern schauen mal nach Italien. Da gibt es die Kaufhauskette, jetzt versuche ich, hoffe ich, dass sie richtig ausspreche, Rinascente. Und das ist eigentlich im Prinzip Karstadt und oder, oder, der Kaufhof von Italien. Und haben auch ein paar Häuser über Italien verteilt, und die machen seit Jahren wirklich schon, sagen auch selber, sie sind eine Content mighting Maschine oder ein Content mighting Creator. Und die versuchen schon seit Jahren quasi das Kaufhaus so lebendig zu gestalten, mit Aktionen, mit auch tatsächlich Storytelling, dass die Leute sehr gerne ins Kaufhaus kommen. Ich mach da mal ein Beispiel, es gibt in in Italien eine Comicfigur, die heißt Tex Villa, das ist quasi ein Cowboy, auch eine Ikone kennen wir jetzt hier nicht, glaube ich, vielleicht der ein oder andere Hörer, aber nicht so in der Fläche bekannt, ist aber eine absolute Comic Ikone in Italien. Vergleichbar mit Tim und Struppi wahrscheinlich in Belgien. Und dann haben die dann zum 75. Jubiläum oder zum 75. jährigen Band, das weiß ich jetzt auch nicht mehr ganz genau, haben die aber auf jeden Fall die Kaufhäuser umetikettiert haben, quasi ne eigene Kollektion herausgebracht, T-Shirt Kollektionen, haben den Hersteller Kartell, die sind so aus dem gehobenen Möbel und Accessoire Bereich gebeten, einen eigenen Stuhl für Tex Villa zu machen, den man auch nur im Rinascente kaufen konnte. Die gesamte Gastronomie wurde umgestellt auf Tex Villa Menüs, es gab Comics zum Ausmalen et cetera. Also die, das ist natürlich ein hoher Aufwand, auch eine Kooperation, aber die Leute kommen ins Kaufhaus, weil es da was zu sehen gibt, weil da eine Story zu erleben gibt und und so wird auch Kaufhaus zeitgemäß erzählt. Hätte man in Deutschland, bin ich sicher, davon hätte man auch machen können. Ist aber natürlich ein viel aufwendigerer Weg, wie noch mal, wie Rabattwochen zu verkünden.
Harald: Jetzt haben wir schon mal viel gesprochen, warum Storytelling wichtig ist, auch gerade heute, in einer Zeit, wo es erstmal viel in Marketings nur um Umsatzsteigerung gehen muss, aber warum es dennoch wichtig ist, zum Schluss vielleicht ein Blick nach vorne, wie geht es weiter mit Storytelling, Peter, was siehst du wenn du, wenn du nach vorne guckst?
Peter: Also, da gibt es jetzt, jetzt müssen wir, glaube ich, an der Stelle doch noch mal so, so ein Hauch politisch werden. Also ich glaube, dass Marken eine wichtige Rolle spielen können und auch Marken, sich zu gesellschaftlich politischen Themen wahrscheinlich in Zukunft eher mehr äußern werden müssen, als weniger äußern werden müssen. Weil ich auch glaube, dass sozusagen der, wie sagt es immer der mündige Verbraucher, wenn man heute so schön sagt, sich auch nicht mehr mit den ganz einfachen Stories zufrieden gibt, sondern auch gerne ein bisschen Contact hätte. Und wenn wir zum Beispiel mal wirklich ein Beispiel nehmen, aus dem, aus dem tagtäglichen Bereich, dann fällt mir da sofort die Deutsche Telekom ein, die natürlich schon auch erkannt hat, um sich sozusagen in diesem wirklich hart umkämpften Mobilfunkmarkt auch zu differenzieren, dass es eben mehr braucht wie nur günstige Tarife. Ne, so, jetzt mal in der Nutshell und dann machen die Kollegen wirklich eine fantastische und auch eine hervorragende Arbeit Tag für Tag sich auch Themen aufzugreifen, die auch eine gewisse Relevanz haben.
Harald: An welche denkst du da? Kannst du da ein Beispiel -
Peter: Ja, also also da gibt es tatsächlich das Engagement gegen Hassrede im Netz, ist ja von der Telekom auch bis heute, wird das sehr hochgehalten. Es hat erstmal nichts mit dem Produkt zu tun oder mit einem mit einem günstigen Tarif, im Gegenteil. Aber es ist eben die Summe der Teile, warum die Menschen sich entscheiden, für einen Telekom Tarif. Und, der vielleicht ja auch gar nicht, wie man ja weiß, die Telekom hat ja nicht per se die günstigsten Tarife, also sozusagen nicht das reine Preisthema, was die treibt, und sie sind trotzdem Marktführer. Das muss, also müssen sie schon auf ihrer Ebene auch in dem Bereich irgendetwas richtig machen, beziehungsweise gibt es da auch eine Nachfrage. Das heißt also, wenn wir nach vorne blicken, wird das im Zweifel eher zunehmen. Umso verrückter ist eigentlich gerade so ein bisschen Entwicklung, die wir beobachten, aber die ich auch ganz persönlich beobachte, ist, dass es eigentlich gerade die Zeit perfekt ist, eher mehr Storytelling zu betreiben, aber man gerade erst das Gefühl hat, es wird eher weniger Storytelling betrieben. Vielleicht auch, wenn man sie ein bisschen nach einer Einfachheit sehnt und quasi die Komplexität gar nicht überhöhen möchte. Aber ich bin überzeugt davon, dass Marken, die sich sozusagen da nicht einen guten Gedanken machen, wie ihr Narrativ, jetzt haben wir es wieder, wie ihr Narrativ aussieht und vor allem auch für die Bespielung ihrer Kanäle dazu aussieht, mittelfristig sozusagen auch so ein Relevanz Thema bekommen werden, weil es geht ja sozusagen nicht nur um das Produkt verkaufen, hab es vorher schon erwähnt, es geht ja auch um Mitarbeiter gewinnen, es geht um Mitarbeiter binden, es geht auch darum, Service anzubieten etc. Also es ist quasi breit gefächerter und da kann Storytelling jetzt nicht die wichtigste Rolle übernehmen, so weit würde ich nicht gehen, aber durchaus eine wichtige Rolle.
Harald: Peter, Damit würde ich sagen, dass diese Story oder zumindest dieses Gespräch zumindest ein Happy End hat. End of Story, vielen Dank für das tolle Gespräch.
Peter: Danke dir.
Harald: Sustainable Brand Stories ist Teil des Brand eines Podcasts Netzwerks und damit eines Netzwerks unabhängiger Business Podcasts. Wir machen Wirtschaft erleb und hörbar, mit dabei sind zum Beispiel Subscribe Now, hier stellt Lennart Schneider Konzepte vor, mit denen ihr Abonnent:innen gewinnen und möglich machen könnt. Um digitale Geschäftsideen geht es im Podcast digitale Optimisten mit Alexander Mrodzek. Im Planetary Podcast wiederum diskutieren Brand 1 Host Frank Dahlmann und Fridjof Detzner von Planet Aventures über Wirtschaft in planetaren Grenzen. Alle Podcasts findet ihr auf Podcasts.Brandeins.de, Brand 1 als Wort ausgeschrieben, schaut hier doch mal rein und hört vor allem rein, denn langweilig, das können wir versprechen, wird es nie.
Tatjana: Vielen Dank fürs Zuhören. Für weitere Infos, schaut gerne in die Shownotes und abonniert den Podcast, um keine Folge zu verpassen.