Sustainable Brand Stories #12

with Florian Scholbeck, Director Communications & Corporate Affairs, ALDI Nord

Hyperinflation and fear of crisis cause sales of organic food to plummet. Is sustainability just a fair-weather issue? And how does the brand that stands like no other for high quality at competitive prices react?

Unfortunately, this interview is only availabe in German.


Herr Scholbeck, nach Jahren des Wachstums lassen Verbraucher:innen in der aktuellen Inflation die Finger von Bio-Lebensmitteln. Wie hält es die ALDI-Kundschaft?
Anders. Bei ALDI Nord verzeichnen wir seit Anfang 2022 entgegen des Gesamttrends eine ordentlich gestiegene Nachfrage nach Bio-Produkten. Mit unserer Eigenmarke GutBio haben wir eine preisgünstige, qualitative gute Alternative im Sortiment, mit der wir auch in Krisenmonaten die Verbraucher:innen erreichen. Die Leute kaufen bei uns also mehr preisgünstige Bio-Produkte, ohne Abstriche bei der Qualität zu machen.

Aus der generellen Bio-Flaute lässt sich aber doch schließen: Nachhaltiger Konsum ist etwas für Schönwetterperioden. Im Zweifel zählt immer der Preis.
Zumindest für uns stimmt das so nicht. Dank unserer Größe und unseres Geschäftsmodells können wir Bio leistbar anbieten. Zusammen mit Aldi Süd haben wir mit den größten Marktanteil an Bioprodukten in Deutschland. Denn bei uns wird Bio auch für Kund:innen mit mittlerem oder niedrigen Haushaltseinkommen leistbar.

Wie nachhaltig ist es denn, wenn ALDI Produkte wie Bio-Milch aus dem Ausland importiert?
Wir würden sehr gerne Bio-Milch nur aus Deutschland verkaufen, denn das würde die Nachhaltigkeit des Produkts natürlich erhöhen. Aber es gibt für den deutschen Lebensmittelhandel insgesamt schlichtweg zu wenig Bio-Milch. Gleiches gilt phasenweise für Bio-Fleisch. Wir kriegen hierzulande in manchen Monaten einfach nicht die Mengen, die wir verkaufen könnten.

Woran liegt das?
Das ist ein komplexes Problem. Die Bäuerinnen und Bauern müssten dafür ihre Produktion umbauen, sich aber gleichzeitig weiterhin mit ihren Produkten auf dem weltweiten Markt messen lassen und immer mehr gesetzliche Regelungen einhalten. Diese Transformation der Landwirtschaft wird nur mit allen Beteiligten und vor allem mit der notwendigen Akzeptanz der Endkund:innen funktionieren. Das kann der Handel nicht allein stemmen. Hier muss auch die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.

Wir Deutschen sind aber – nicht zuletzt dank ALDI – gewohnt, dass Lebensmittel günstig sind. Da wird es schwer, höherwertige Produkte durchzusetzen.
Ihre Frage erinnert mich ein bisschen an den berühmten Brecht-Satz, nach dem erst das Fressen und dann die Moral kommt. Das ist mir zu einfach. Das deutsche Preisgefüge im Lebensmittelhandel ist ein Ergebnis eines jahrzehntelangen Wettbewerbs, den es in keinem anderen Land so gibt. Wir bei ALDI haben seit jeher den Anspruch, bei Preisen führend zu sein. Wir schaffen das, weil wir sehr niedrige Prozesskosten haben. Von daher ist das Bio-Hack von ALDI eben auch das günstigste.

Qualität hat aber immer ihren Preis.
Richtig. Deshalb arbeiten wir parallel stets und überall an unseren Kosten und legen stetig und überall Hand an: bei Logistik, Kühlung, Energie und Verpackung. Zusammen mit einem Lieferanten haben wir beispielsweise eine neue Fleischverpackung entwickelt, die die klassische Styroporschale durch einen schlichten Plastikschlauch ersetzt. Das spart Material, Energie und Kosten zugleich.

Generelle Frage: Wie wirbt man auch in Zeiten von Krise und Inflation für Nachhaltigkeit?

"Wir machen relativ wenig Nachhaltigkeitswerbung, sondern gehen eher mit Politik, Verbraucher:innen, NGOs und Landwirt:innen in die Diskussion. Wir wissen aber auch, dass sich ein großer Teil der Kund:innen für Nachhaltigkeitsthemen überhaupt nicht interessiert, unabhängig vom Haushaltseinkommen."

Wir glauben dennoch fest daran, dass das Nachhaltigkeitsbewusstsein steigen wird. Das Thema wird nicht mehr weggehen, auch wenn die Inflation natürlich erst einmal nicht hilft.

Bis 2030 wollen Sie das gesamte ALDI-Frischfleisch-Sortiment auf die tierfreundlichsten Haltungsformen 3 und 4 umstellen. War dieses Ziel angesichts der Krise möglicherweise zu ambitioniert?
Uns war immer klar, dass das kein Selbstläufer wird. Tatsächlich sind wir aktuell aber bereits über Plan: Über 40 Prozent der Frischmilch, die wir bei ALDI verkaufen, stammen inzwischen aus den tierwohlgerechteren Haltungsformen 3 (Außenklima) und 4 (Bio/Premium). Wir würden auch gern schneller umstellen, aber unsere Lieferant:innen und die Landwirtschaft brauchen für ihre Umstellung einfach Zeit. Allein die Baugenehmigung für einen Stall nach Bio-Richtlinien dauert teilweise bis zu acht Jahre. Für die Bäuerinnen und Bauern bedeutet das erhebliche Investitionen. Wir sagen ihnen im Gegenzug langfristige Lieferverträge und damit Planungssicherheit zu.

Milchbauern werfen Discountern wie ALDI vor, sie mit Dumpingpreisen in die Knie zu zwingen.
Grundsätzlich: Wir schließen keine Verträge mit Milchlandwirt:innen, sondern mit Molkereien, bei denen wir unsere Milchkontingente ausschreiben. Niemand ist also gezwungen, mit uns Geschäfte zu machen. Außerdem haben wir einen Marktanteil von 10 Prozent, da kann mir keiner erzählen, dass das eine marktbeherrschende Stellung sei. Das Grundproblem ist ein anderes, nämlich eine Landwirtschaftspolitik, die die Bäuerinnen und Bauern jahrzehntelang auf die Devise „Wachse oder weiche“ und Exportorientierung trimmte. In der konventionellen Landwirtschaft hat Deutschland zuletzt gut 50 % für den Export produziert. Der weltweite Wettbewerb für Agrarprodukte wird aber von Jahr zu Jahr härter, hinzu kommt aktuell das Exportverbot von deutschen Schweinen nach China wegen der afrikanischen Schweinepest. Diese globalen Marktverschiebungen kann kein inländischer Markt mit Menge und Preis auffangen.

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Harald Willenbrock

Head of Concept & Content