Das Potenzial grüner Marken

Nachhaltigkeit ist ein Gutmenschenthema? Von wegen, argumentieren Expert:innen der Boston Consulting Group. Ihre Studie belegt: Wer jetzt bei Grün Gas gibt, kann die Konkurrenz auf Jahre abhängen.

Der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft könnte sehr viel schneller gelingen als bislang angenommen – und die Vorreiterunternehmen von heute zu den großen Gewinner:innen von morgen zählen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Boston Consulting Group. Die Potenziale nachhaltigen Wirtschaftens würden demnach weithin unterschätzt.

»Das Potenzial grüner Märkte ist weitaus größer als vielfach angenommen« erklärt BCG-Partner Jens Burchardt.

»Wer Produkte und Lieferketten frühzeitig dekarbonisiert, kann häufig Pioniergewinne realisieren.«

Die Bereitschaft der Bürger:innen, für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen, sei höher als angenommen. Solange es um das »Retten der Welt« geht, seien laut Umfragen zwar nur etwa zehn Prozent von ihnen bereit, höhere Preise zu akzeptieren. Könnten die Hersteller:innen jedoch nachweisen, dass ihre Waren auch gesünder oder sicherer sind, steige der Anteil zahlungswilliger Verbraucher:innen auf bis zu 43 Prozent. Die Folge: Der Umsatz grüner Produkte wächst derzeit rund zweieinhalbmal so schnell wie das Geschäft mit herkömmlichen Waren.

Und das gelte nicht nur für konsument:innennahe Produkte wie Bio-Food oder Elektroautos. Grünen Stahl zum Beispiel, wie ihn viele Autokonzerne zur Erreichung ihrer Klimaziele benötigen, könne derzeit nur ein einziges schwedisches Unternehmen liefern, und das sei auf Jahre ausgebucht. Ähnliche Knappheiten orten die BCG-Forscher:innen bei einer Vielzahl grüner Materialien, von Aluminium über Papier bis Plastik. Chemie- oder Grundstoffproduzenten, die »sich früh bewegen«, können »auf eine starke Marktposition hoffen«, so die Studie.

Zu den Paradebeispielen erfolgreicher Markentransformation zählen die Studienautor:innen übrigens die Rügenwalder Mühle. Der Traditions-Fleischerbetrieb aus dem Niedersächsischen setzte bereits vor zehn Jahren in einer Art Kamikaze-Move auf pflanzliche Proteine – und verdient heute mit vegetarischer Mortadella & Co mehr um als mit tierischer Wurst. Marktanteil der Niedersachsen: über 40 % bei Fleischersatzprodukten. Wie es zu der Kehrtwende kam und worauf es bei der Transformation ankam, berichtet der ehemalige Markenchef und Veggie-Pionier Godo Röben hier.



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Harald Willenbrock

Head of Concept & Content